Rolf Richie Golz Trio im ausverkauften Jazzkeller
Fulminanter Start in die Heimattage-Reihe des Jazzclubs
Ein fulminantes Konzert im Rahmen der Heimattage 2023 bescherte vor ausverkauftem Saal das Trio des Biberacher Urgesteins und Ausnahmepianisten Rolf Richie Golz. Zusammen mit seinen beiden Mitstreitern Gero Gellert am E-Bass und Matthias Daneck am Schlagzeug – beide auch mit Biberacher Wurzeln – startete die Band nach einer launigen Einführung des Bandleaders mit dem Song „Little Moment“ gleich so richtig durch, um die zunächst spürbare Anspannung auf der Bühne zu vertreiben und mit Romantic Jazz at its best und einem virtuos gespielten Bass-Solo schon nach wenigen Minuten den ersten Szenenapplaus des Publikums einzuheimsen. Weiter gings mit „Crazy man“ (wie schon die erste Nummer und die meisten noch folgenden eine Komposition von Golz), in welcher sich das Trio dann schon sehr eingegroovt präsentierte und mit Genuss ein wenig Kakofonie und Anleihen am Free Jazz zelebrierte. Ausnahme-Drummer Daneck zog hier schon mal alle Register der Trommel- und Beckenbearbeitung und es wurden sämtliche Facetten der Dynamik aufgegriffen. Rasend schnelle Unisono-Läufe, welche alle auf dem Punkt endeten, ließen schon jetzt die Stimmung im Saal erheblich ansteigen. Die dritte Nummer wurde von Golz als „Heimatlied“ angekündigt. Die Idee zu „Nowhere“ kam ihm beim Spaziergang bei Ampfelbronn (oder wie der Schwabe sagt: im „Ogreachata“). Auch hier dann wieder der sehr spannende musikalische Kontrast zwischen laut und leise, harmonisch und dissonant, adagio und allegro, sparsam und volles Register. Mit „Summer in Norway“ gelang dem Trio ein gelungenes akustisches Bild der skandinavischen Landschaft und bei geschlossenen Augen konnte man die Fjorde regelrecht an sich vorbeiziehen sehen. Die mit allen Wassern gewaschenen Instrumentalisten vermochten – wie bei allen Stücken eigentlich – aus der Minimalbesetzung der Combo ein Maximum an Ausdruck aus sich herauszuholen. Der „Tanz in den Mai“, von Gellert komponiert, begann mit einem starken Bass-Solo, dezent mit Hall verfeinert und ebenfalls einen Kontrast zum Trio-Spiel setzend. „The Chance“, eine ältere Komposition von Golz aus den 80ern bot den Zuhöhrern feinstes Zuspielen von Melodiefragmenten zwischen Bass und Piano und mit „Jazzy Chocolate“ ging es beschwingt à la Sonny Rollins in die Pause.
Mit dem gleichnamigen Stück, inspiriert vom französischen Pyrenäendorf namens „Estialescq“ wurden dann kongenial wieder musikalische Bilder erzeugt, die einen sofort in die Berglandschaft zwischen Frankreich und Spanien versetzten und gelegentlich klang hier der großartige Lyle Mays durch. Beim Umschreiben der „schwäbischen Mentalität“ kam Golz die Idee zu „However“, welches pianistisch auch stark an Bruce Hornsby einnerte. Sehr emotional wurde es bei „Song for my Father“. Hier konnte Gellert einmal mehr den warmen und weichen Klang seines Höfner-Basses sehr nah an den Sound eines Fretless-Bass bringen. Das – fast schon obligatorische – Schlagzeugsolo wurde dann in die nächste Kompositon „Dance with the Eleven Eights“ integriert. Einmal mehr zeigte Daneck auf Weltklasseniveau (er spielt nicht umsonst seit Jahren in der Band von Ute Lemper) seine Mühelosigkeit bei der Meisterung dieser rhythmisch (11/8tel) äußerst anspruchsvollen Hürde. Louis Bellson, Gene Krupa & Co. hätten ihre wahre Freude daran gehabt. Die einzige Komposition aus der Feder von Daneck war dann „What without the beauty within“, die einen ungewöhnlichen Mix aus Bossa, House und Romantic Jazz mit Nuancen von Klassik zum Erklingen brachte.
„Seven dreams“ als erste Zugabe, sowie danach noch „My Song“ (comp. Keith Jarrett) als „Rausschmeißer“ ließen nach minutenlang anhaltendem Applaus den Abend im Jazzkeller für alle Beteiligten sehr gelungen enden. Da das Konzert in Bild und Ton aufgezeichnet wurde, darf man sich als Zuhörer schon jetzt auf eine Veröffentlichung dieser Performance freuen.
(Nachbericht von Peter Zoufal, Fotos von Wolfgang Volz)