23.09.2022: Cécile Verny Quartet – Jazzclub Biberach e.V.

23.09.2022: Cécile Verny Quartet

Cécile Verny verzaubert Publikum im Biberacher Jazzkeller

Mannigfaltige magische Momente bei der CD-Präsentation von „Of moons and dreams“

BIBERACH – Mehr als 30 Jahre gemeinsame Bandgeschichte stecken in dem Quartett der deutsch- französischen Sängerin Cécile Verny mit Wurzeln in der westafrikanischen Elfenbeinküste. Entsprechend gereift und überzeugend geriet, trotz langer Sommerpause und konzertanter Durststrecke, der jüngste Auftritt im Jazzkeller.  Die Eröffnung der Herbstsaison des Jazzclubs, erstmals seit langem ohne pandemiebedingte Einschränkungen, lockte bereits wieder viele Gäste an. Dennoch scheint das Vorkrisen-Niveau noch nicht ganz erreicht. Mit dem bestens aufgelegten Quartett aus Freiburg konnte der letzte Altvertrag der wegen Corona ausgefallenen Konzerte nachgeholt und gleichzeitig ein markanter Startpunkt für die kommenden Konzerte gesetzt werden. Die Publikumsresonanz war überwältigend.

Stilistisch verwurzelt in der Ära von Soul, Blues, Rock, Latin, Jazz und Funk, angereichert durch die Tradition des französischen Chansons, rhythmisch durchpulst von den afrikanischen Wurzeln und unterstützt durch eine natürlich wirkende charismatische Präsenz verzauberte die Sängerin vom ersten Ton an ihr Publikum. Das vielfach ausgezeichnete Freiburger Quartett (u.a. Preis der deutschen Schallplattenkritik) hat einen eigenständigen, eindrucksvollen Personalstil entwickelt, der vollständig ausgereift in der jüngsten CD-Produktion „Of Moons And Dreams“ kulminiert. Live präsentiert entwickelten die Stücke ein eindrucksvolles Eigenleben aus der inspirierten Stimmung des Abends heraus. Viele magische Momente ließen das begeisterte Publikum oftmals buchstäblich den Atem anhalten, gingen unter die Haut und direkt in die Seele. Alle Bandmitglieder waren mit eigenen Kompositionen vertreten, musikalisch auf Augenhöhe und auf allerhöchstem Niveau.

Ein ausgewogener Gesamtklang mit der sehr präsenten und wandelbaren Singstimme von Cécile Verny im Vordergrund ermöglichte eine fein abgestufte Dynamik. Selbst die leisesten, verhauchten Pianissimo-Passagen, die allerfeinsten Nuancierungen der ausdrucksstarken und wandelbaren Stimme wirkten transparent und natürlich. Und auch bei den kräftig zupackenden Rock- oder Funk-Titeln (Krakatoa Moon, Top Shelf Life) war keinerlei Mangel an der dazu nötigen Power zu beklagen. Schlagzeug (Lars Binder) und Kontra- bzw. E-Bass (Bernd Heitzler) kamen satt und druckvoll, die Fender Rhodes- und Hammondsounds des Pianisten und Keyboarders (Andreas Erchinger) stiltypisch mit Leslie-Effekt daher. Leidenschaftliche oder gar ekstatische Soloimprovisationen, besonders kraft- und effektvoll vom Pianisten aber nicht minder virtuos und kreativ in Bass und Schlagzeug, bildeten immer wieder einen Gegenpol zu den filigranen, balladesken Preziosen der sympathischen Sängerin, die ihrerseits auch mit ausgedehnten Improvisationen im Scatgesang überzeugte.

Ausdruckstiefe und interpretatorische Finesse blieben in ihrer Intensität selbst hinter dem hochentwickelten romantischen Kunstlied des 19. Jahrhunderts nicht zurück. Hohen Anteil dabei hatten auch die anspruchsvollen poetischen Vorlagen, etwa von dem visionären englischen Dichter William Blake oder der mit Cécile Verny befreundeten New Yorker Dichterin und Literaturprofessorin an der London University, Liane Strauss. Das Herz auf der Zunge trug die sympathische Diva jedoch zweifellos bei ihren auf Französisch gesungenen Chansons (Mon avenir s‘est envolé, Je ferme les yeux). Der Einsatz einer Ton- bzw. Flaschentrommel, auch Ibodrum genannt, im Titel „New Moon“ verstärkte das afrikanische Kolorit und die beseelte, mitunter psychedelisch anmutende Klanglichkeit, die zu den Markenzeichen der Formation gehört. Zwei Zugaben, darunter ein inniges Solo mit Klavierbegleitung rundeten das Programm ab, bevor der Run auf die mitgebrachten CDs einsetzte.

Text und Fotos: Helmut Schönecker