Jazzclub Biberach e.V.

Landesjazzfestival Baden-Württemberg vom 10. bis 26. April 2026 in Biberach !

www.landesjazzfestival-bc.de

Das Programm ist veröffentlicht, der Vorverkauf hat begonnen.

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Konzerte

Hier finden Sie unsere bevorstehenden Veranstaltungen sowie eine Rückschau auf vergangene Konzerte.

Jazzpreis

Der Biberacher Jazzpreis ist ein international ausgeschriebener Preis für den Jazznachwuchs.

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Katrin Weber Sextett

Am 06.12.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

TRIEB, das aktuelle Projekt von Katrin Weber ist durchaus außergewöhnlich. Lieblingslieder und Eigenkompositionen, zumeist Vertonungen weiblicher Lyrik, werden dabei konsequent auf Deutsch vorgetragen. Webers Stil oszilliert zwischen Jazz, Chanson, Klassik und brasilianischer Musik. Die Tuttlinger Sängerin, Komponistin und Pianistin lebt seit 30 Jahren in Wien und machte sich, nach langen Jahren in der Kabarettszene, dort einen Namen als Komponistin und Arrangeurin vieler Theaterproduktionen und verschiedener Ensembles. Sowohl mit ihrem Trio als auch mit ihrem Duo gastierte sie schon wiederholt bei den Jazzbibern und fand viele Fans, die sie nach vielen Jahren jetzt endlich mal wieder „live“ hören wollen. Es „droht“ ein unvergesslicher Abend für alle Musikfans, die sich auf geballte Frauenkraft und treibende Grooves freuen. Mit im Gepäck hat sie namhafte VertreterInnen des österreichischen Jazz.

Katrin Weber (Vocals)
Ilse Riedler (Saxofon, Bassklarinette)
Gerd Rahstorfer (Trompete)
Stephanie Weninger (Klavier)
David Dolliner (Kontrabass)
Luis Oliveira (Schlagzeug)

https://www.katrinweber.net/

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Anna Stöcher

21.11.2025: Stefanie Boltz Duo

Stefanie Boltz Duo stimmt auf den Winter ein

„Midwinter Tales“ wärmen Jazzfans auch ohne Kamin

BIBERACH – Zusammengeschweißt auf einer Bergwanderung zur Alpspitze und während einiger schweißtreibender aber inspirierender Studiotage mit Sven Faller bei GLM Music, fand das Duo aus Stefanie Boltz und Martin Kursawe auch in der auf das Wesentliche reduzierten Besetzung genau den richtigen Ton und emotionalen Zugang zu ihrem aufmerksamen Publikum im Jazzkeller. Während draußen die ersten Flocken fielen und auf die kälteren Aspekte des Winters einstimmten, gelang es den beiden, unterstützt durch das Team vom Jazzclub, mühelos eine heimelige Stimmung zu erzeugen. Gedämpfte Beleuchtung, Kerzenschein, kuschelige Wärme und dazu eine herzerwärmende Musik ohne unnötiges Drumherum boten die richtige Einstimmung auf die kommende Adventszeit. Selbst audiophile Weihnachtsgeschenke mit Autogramm gab es an der Kasse zu erwerben, lediglich der Glühwein fehlte.

Nach dem Ausfall des Kontrabassisten war das Trio um die Münchner Sängerin zum Duo geschrumpft. Der Professionalität der Akteure war es jedoch zu verdanken, dass dabei nicht auch die künstlerische Intensität und die Ausdrucksmöglichkeiten litten. Ganz im Gegenteil. Gerade weil das grundierende Bass-Fundament fehlte, rückte die Interaktion zwischen Gitarre und Stimme in den Vordergrund. Auf höchstem Niveau und hochkonzentriert entfaltete sich eine ganz eigene Klangwelt, die atmosphärische Dichte und klangliche Transparenz überzeugend zu verbinden wusste. Selten konnte man so bekannte Ohrwürmer wie „White Christmas“ oder „The Sound Of Silence“ in so entschlackter Form und auf das Wesentliche verdichtet hören. Nur die allernotwendigsten Pinselstriche skizzierten das Original, welches als Reminiszenz fast nur in der Vorstellung der Zuhörer, gewissermaßen im Hintergrund mitlief. Nichts könnte weiter entfernt sein von den verkitschten klanglichen Weihnachtskulissen, die zurzeit jeden Einkauf umwabern, als die sorgsam gesetzten und vor allem sorgfältig vermiedenen Töne der Vorlage. So muss anspruchsvolle Unterhaltung sich anhören. Und erst im aktiven Nachvollzug des improvisatorischen Geschehens gibt sich wahre Kunst und guter Jazz zu erkennen. Was dem Bildbetrachter die Kontemplation, ist dem Zuhörer die Konzentration.

Noch etwas höhere Ansprüche an die Zuhörer stellten die Eigenkompositionen. „Midwinter“ von Martin Kursawe oder „Im Schnee verbrennen“ von Stefanie Boltz forderten die eigene Fantasie heraus. Gelegentlich verhalfen die Erläuterungen von Boltz zu einem tieferen Verständnis. Etwa im Stück „Narkose“, dessen Titel allein nicht unbedingt auf den Inhalt schließen ließ. Der kurze Hinweis auf den langen Winterschlaf einiger Säugetiere, die sich tiefenentspannt um den Winter herumdrücken, erwies sich jedoch als durchaus hilfreich. Auch wenn manche Zeitgenossen „die Augen vor etwas verschließen“ oder das Unangenehme gleich ganz verdrängen, hört es dadurch nicht einfach auf zu existieren. Und auch wenn Musik gelegentlich zur Realitätsflucht einlädt, kann sie nach dem Wiedereintritt in die Realität, nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf, als eine Art „Reset“ funktionieren und zu einem unbelasteten Neustart führen.

Ein eingeschobener Gedichtvortrag „Die Luft riecht schon nach Schnee“ von Luise Kirsch und ein rezitierter Text aus dem Buch „Stille: Ein Wegweiser“ von Erling Kagge macht deutlich, mit welcher Intention und Intensität sich Stefanie Boltz künstlerisch mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen auseinandersetzt. Stille ist nicht nur Grundlage der Musik, sondern die Ermutigung, sich Inseln im rasenden Stillstand des Alltags zu schaffen. So sollte vielleicht auch ihr Hinweis an Jazzclub und Publikum verstanden werden, mit dem ambitionierten Livemusikprogramm und dem zahlreichen Besuch desselben weiterzumachen.

Die Aufnahme von Tom Waits „Christmas Card From A Hooker In Minneapolis“ (ein Titel aus dessen rauer Zeit, in der er sich das Image eines „melancholischen Trunkenbolds“ gab) in das Programm zeigt, ebenso wie Duke Ellingtons „I Ain’t Got Nothing But The Blues“, dass Boltz bei aller intellektuellen Tiefe die Bodenständigkeit, die authentische Erdschwere des Blues und das wirkliche Leben nicht aus dem Auge verloren hat. Zwei Zugaben, der blueslastige Titel „Meine weißen Tasten“ aus ihrer eigenen Feder und ein „Christmas Song“ rundeten das Programm ab und nahmen dem Winter seinen Schrecken.

Text und Fotos: Helmut Schönecker

Clara Vetter [synaesthesia]^4

Am 12.12.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Veranstaltung im Rahmen des Kooperationsprojekts „Bild – Sound – Musik“ von Kunstverein Biberach, Jazzclub Biberach und Museum Biberach. Weitere Infos hier.

In einer Kooperation mit dem Kunstverein Biberach e.V. wagt sich der Jazzclub an ein ungewöhnliches Projekt mit Clara Vetter (Landesjazzpreis 2023, Stipendiatin der Kunststiftung 2024), die vor einigen Jahren bereits mit ihrem Trio in Biberach gastierte. In ihrem aktuellen Projekt [synaesthesia]^4 setzt sie sich in einem interdisziplinären Ansatz mit musikalischer Komposition im Bereich des experimentellen Jazz auseinander. Grundlage sind die Synästhesien von Clara Vetter und Alexander Rueß, sowie der bildnerische Ansatz von Micha Otto, die grafische Notation in einen virtuellen Raum zu verlegen. Kontinuierlich getriggerte Farb- und Formreflexe machen die Visuals zu einer performativen Partitur für konzeptionelle Improvisationen, die vom Publikum in Echtzeit mitverfolgt, gehört, gesehen und erfühlt werden können. Das Projekt will so Synästhesie, bei der visuelle und auditive Reize unmittelbar miteinander verbunden sind, auch für weniger Synästhesiebegabte erfahrbar machen.

Clara Vetter (Piano)
Alexander Rueß (Gitarre)
Micha Otto (Visuals)

https://www.clara-vetter.de/

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Max Treutner

08.11.2025: WaWa’Swing

Kooperation des Vereins Städte Partner Biberach und dem Jazzclub Biberach als WinWin-Situation par excellence

WaWa’Swing aus Valence bringen „Good Vibes“ mit Tiefgang ins Publikum

BIBERACH – Die charismatischen Damen von „WaWa’Swing“ aus der Biberacher Partnerstadt Valence brachten mit ihrem jugendlichen Elan, augenzwinkerndem Charme und französischem Esprit das illustre Publikum im erneut ausverkauften Jazzkeller mühelos in Schwung. Die überwiegend französischsprachigen Titel, für die besondere Quartett-Besetzung eigens arrangiert von deren künstlerischer Leiterin Rosemay Dauvin, wurden von den vier Jazz Ladies in drolligem Englisch anmoderiert. Die im Rahmen der französischen Wochen in einer Kooperation zwischen dem Verein „Städte Partner Biberach“ und dem Jazzclub durchgeführte Veranstaltung war erneut, wie schon die beiden vorherigen mit „Joharpa“ und „Laura“, ein voller Erfolg: künstlerisch, völkerverbindend und kulturübergreifend.

Das lockere Swing-Feeling, bekannt aus der Swing- und Bigband-Ära der 1930er und 1940er Jahre, wurzelte, wie bereits beim legendären Glenn Miller Orchestra oder den Andrews Sisters, in einem äußerst präzisen, minutiös und akribisch einstudiertem „Timing“, sauberem Satzspiel oder Satzgesang und höchster Disziplin. Was Füße und Beine mitwippen lässt und zum Tanzen animiert, Stimmung, Puls und Blutdruck steigen lässt und dabei dennoch leger wirkt, ist Ergebnis konzentrierter Probenarbeit. Das daraus resultierende Ergebnis zelebrierten die vier versierten Damen, neben der Bandleaderin noch Annabelle Bayet, Anaïs Nyamé-Siliki und Anne-Colombe Martin, die auch den Kontrabass zupfte, in überaus überzeugender Form. Obwohl jede Sängerin auch gleichzeitig ein oder gar mehrere Instrumente, Regenrohr, Drumpads, Claves, Kochlöffel oder Bratpfannen bediente, was für den eigens angeforderten Tontechniker durchaus eine Herausforderung darstellte, tat dies der strukturellen Vielschichtigkeit und Dichte keinerlei Abbruch. Gleichermaßen homogen und transparent ließ der Sound kaum etwas zu wünschen übrig, die Intonation der Sängerinnen war, auch dank gutem Monitoring, ausgezeichnet, die Sprachverständlichkeit, für die des Französischen kundigen Zuhörer, durchaus gegeben und akzeptabel.

Die Stückauswahl, überwiegend traditionelle französische Chansons oder Songklassiker, etwa von Jane Birkin (La Gadoue) oder Serge Gainsbourg (La javanaise) – nein, nicht das berüchtigte und etwas anzügliche „Je t’aime“ aus der Hippie-Ära – bildete einen energiegeladenen, spritzigen Querschnitt mit hohem Unterhaltungswert. Jazztypische Improvisationen spielten zwar keine Rolle, das Swing- und Soul-Feeling, Spontanität und Interaktion mit dem Publikum, vor allem aber der hör- und sichtbare Spaßfaktor und die positive Energie des Quartetts konnten jedoch rundum überzeugen und begeistern. Der Sommerhit der Gruppe Niagara „L’amour à la plage“ von 1986 oder der explizit auch nochmal als Zugabe gewünschte Sommerhit des Jahres 1984 „Marcia Baëla“ des Duos „Les Rita Mitsouko“, verkörpern idealtypisch das französische Lebensgefühl, im Neuarrangement von Rosemay Dauvin in nochmals verstärkter Form.

Besonders der inhaltlich eher tiefgründige Song von „Marcia Baëla“ verbindet die scheinbaren Gegensätze zwischen traurigem Textinhalt und dem lebhaften, in die Beine gehenden Mambo-Rhythmus des Refrains. Schlagerhafte Popmusik und flache Texte müssen also nicht zwangsläufig Hand in Hand gehen. Die Analogie zu der Praxis des New-Orleans-Jazz, mit langsamer, feierlicher Musik zur Beerdigung zu schreiten und mit lebhafter, dem Leben zugewandter Musik zurück ins Leben zu tanzen, ist in „Marcia Baëla“ offenkundig. Aber auch Parallelen zum barocken Lebensgefühl des „carpe diem“ („Nutze den Tag“ oder „Genieße den Augenblick“) angesichts des Elends langer Kriege, scheinen in der Kultur unseres Nachbarlandes deutlich präsenter als hierzulande geblieben zu sein. Diese positive Grundeinstellung zum Leben könnte durchaus zu einem wirksamen Mittel gegen eine besonders auch in Deutschland oftmals übertriebene Ernsthaftigkeit, einer weit verbreiteten Larmoyanz oder endlosen Grübeleien über eigentlich unwesentliche Dinge oder einfach nur gegen den Herbstblues werden.

Die Reaktionen aus dem Publikum schienen dieser französischen Wesensart und Lebensfreude gegenüber jedenfalls durchaus aufgeschlossen und so trägt die Partnerschaft mit Valence wohl auch in Biberach reiche kulturelle Früchte. In vergorener Form als „Côte du Rhône“ dürften diese an deutschen Gaumen, ebenso wie die Musik von „WaWa’Swing“ in den Gehörgängen, für frische, fruchtige Aromen mit langem Abgang gesorgt haben.

Text und Fotos: Helmut Schönecker