Jazzclub Biberach e.V.

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Der Biberacher Jazzpreis ist ein international ausgeschriebener Preis für den Jazznachwuchs.

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Rootbears | Weihnachts-Jazz

Am 22.12.2024 um 20:00 Uhr

Ort: Biberach, Schützenkellerhalle

Beschreibung

Das Rootbears Weihnachtskonzert. Für nicht wenige Biberacher ist es als Auftakt für die Feiertage unverzichtbar. Seit mehr als 30 Jahren gestalten die fünf Musiker einen Abend für Familie, Freunde und Musikinteressierte, der in der Biberacher Musikszene seinesgleichen sucht. Handgemachter Jazz, witzige Einlagen, A-cappella-Gesang und jedes Jahr neue, teils absurde Überraschungen warten auf die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Besetzung: Rüdiger Przybilla (sax), Hanspeter Schmid (tb), Magnus Schneider (acc, p), Martin Schmid (b), Holger Koppitz (dr)

Foto: Manfred Fakler

Eintritt: 18 Euro; ermäßigt 12 Euro
Kartenvorverkauf ab 30. November bei der Stadtbuchhandlung

22.11.2024: Karoline Weidt Quartett

„Ladies in Jazz“-Reihe #6 – Karoline Weidt Quartett

„Die mit den Engeln singt“

BIBERACH – Nicht nur der rege CD-Verkauf, auch die glockenhelle Stimme der Brandenburger Jazz-Sängerin, Komponistin und Bandleaderin Karoline Weidt sowie die Schneelandschaft vor der Haustüre ließen den Verdacht aufkommen, das Fest der Feste sei nicht mehr weit. Machte schon das bestens aufgelegte Quartett aus dem Umfeld der Dresdener Musikhochschule mit seinem musikalischen Rundum-Wohlfühlpaket gute Laune, so taten die feinsinnigen Interpretationen ausgesuchter Texte und die wandelbare Stimme der jungen Sängerin ihr Übriges. Gelegentlich durften sogar die zahlreichen Gäste als Background-Chor in Aktion treten.

Lediglich bei den ersten Stücken mit noch etwas gebremstem Schaum, fanden Band und Publikum dann doch schnell und umso enger zusammen. Stimulierende Beifallsrufe und Szenenapplaus, vor allem bei den stupenden Solo-Improvisationen des Pianisten Mikolaj Suchanek aber auch der engelslockigen Kontrabassistin Liza Stadnitska motivierten sicht- und hörbar auch die Musiker. Weidts Stimme erfüllte selbst in den Passagen mit Scatsilben ihren solitären Part souverän, ohne deswegen dominant oder gar penetrant zu wirken. Am offenkundigsten offenbarte sich ihre Meisterschaft sowie die klassisch geschulte und dennoch jazztypische Stimme in der einzigen Fremdkomposition des Abends, in Kurt Weills „Speak low“.

Selten war das durchaus anspruchsvolle Stück des vor allem durch seine „Dreigroschenoper“ mit dem Libretto von Berthold Brecht bekannten Komponisten, im Original für Singstimme und Klavier, in solch lyrischer Empfindsamkeit und Ausdruckstiefe zu hören, die einfühlsame Begleitung mit eingeschlossen. Weidts Interpretation braucht sich selbst hinter der etwas überarrangierten Version eines Frank Sinatra nicht zu verstecken. Ihr persönliches Vorbild Sarah Vaughan schimmert zwar durch, deren waberndes Vibrato hat sie jedoch, dem Jazz und dem Zeitgeschmack geschuldet, auf ein Minimum reduziert ohne dadurch jedoch an Intensität einzubüßen.

Auch ihre eigenen, tiefsinnigen Kompositionen sind durch eingängige, weitgespannte und plastische Melodien gekennzeichnet. Das innige Verhältnis zwischen Text und Musik erschließt sich nur bei intensivem und am besten wiederholtem Hören, so dass ein CD-Kauf sicher kein Fehler war. Die Fülle musikalischer Einfälle besonders in den Klavierimprovisationen, die organischen Übergänge zwischen den einzelnen Formabschnitten und immer wieder die sensible und filigrane Begleitung für deren dezenten Groove neben dem Kontrabass besonders auch der Drummer Felix Demeyre verantwortlich zeichnete, sprechen ebenfalls für wiederholtes Hören. Und so wie wahre, geistvolle Kunst auch bei wiederholter Betrachtung und Kontemplation immer neue Schätze und Einsichten offenbart, verliert auch Weidts Œuvre durch Wiederholung nichts von seiner Faszination.

Text und Fotos: Helmut Schönecker

Gee Hye Lee Trio feat. Jakob Bänsch & Sandi Kuhn

Am 10.01.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Hochkarätig geht es weiter, auch in der neuen Konzertsaison des Jazzclubs. Bereits zum dritten Mal gastiert die brillante koreanische Pianistin Gee Hye Lee bei den Jazzbibern. Die mit dem baden-württembergischen Jazzpreis und vielen weiteren Preisen ausgezeichnete, in Stuttgart lebende Ausnahmekünstlerin kommt mit zwei ähnlich hochdekorierten, international tätigen Musikern, dem „neuen Stern am deutschen Jazz-Firmament „Mareike Wiening“ am Schlagzeug und dem „Paganini am Kontrabass“ Joel Locher. Mit dem jungen, erst 2024 mit dem deutschen Jazzpreis ausgezeichneten Trompeter Jakob Bänsch sowie dem in Biberach ebenfalls wohlbekannten „alten Hasen“ Alexander „Sandi“ Kuhn am Saxofon hat die Bandleaderin ihr eingespieltes Trio für das aktuelle Projekt erweitert. Nach gefeierten internationalen Festival-Auftritten in 2024 präsentiert das zum Quintett erweiterte Trio das neue im September 2024 in den Bauer Studios aufgenommene Album „Encounters“ zum Tourneeauftakt im Jazzclub Biberach. Ein Konzertabend voller Spielfreude, Virtuosität und inspirierender Klangvielfalt ist angesagt, ein Muss für alle Jazzliebhaber.

Gee Hye Lee  – Piano
Jakob Bänsch – Trompete
Alexander „Sandi“ Kuhn – Saxofon
Joel Locher – Kontrabass
Mareike Wiening – Schlagzeug

https://www.geehyelee.com

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Dagmar Jerichow

16.11.2024: Rebecca Trescher Tentett

Rebecca Trescher Tentett gibt fulminantes Gastspiel in der Stadthalle

Magische Klänge aus Rebeccas Zaubergarten

BIBERACH – Ein Tentett mit 10 Musikern an rund 20 Instrumenten unter Leitung von Rebecca Trescher, ein Jazzkonzert mit kammermusikalischem Einschlag, elaborierte Kompositionen mit überraschend vielen improvisatorischen Freiheiten und ein über viele Jahre hinweg bestens eingespieltes Team irgendwo zwischen Jazzcombo und Symphonie-Orchester angesiedelt, mit einer repräsentativen Auswahl an Holz- und Blechbläsern, Konzertharfe, tiefe Streicher, Vibrafon, Schlagzeug, Klavier und Kontrabass in immer neuen Klangkonstellationen verzauberte in der Stadthalle mit Charakterstücken aus dem Ideenpool der Musiker ein musik- und jazzaffines Publikum. Ein fulminanter Höhepunkt in der Konzertreihe „Ladies in Jazz“ des Jazzclubs.

Mal eher programmatisch angelegt, mal kontrapunktisch gewirkt, mal durch ostinate Motive oder Klangflächen geprägt, immer aber mit plastischen Melodielinien und impressionistisch schillernden Klangfarben versehen, von rasanten Improvisationen und expressiven Soli durchzogen, rhythmisch und metrisch mal mehr mal weniger komplex und dabei strukturell äußerst facettenreich, entfaltete sich ein kurzweiliges Programm, dessen durchaus überzeugender Individual-Stil schwer zu fassen ist. Die intensive Wirkung auf die begeistert applaudierenden Zuhörer, ob eher melancholisch, heiter, dramatisch oder optimistisch und aufmunternd, war jedenfalls mit Händen greifbar.

Die meisten Stücke entstammten der brandneuen CD „Character Pieces“, das Schlussstück „Where We Belong“ war gar eine Uraufführung. Das Konzept der Charakterstücke bestand darin, von jedem Musiker eine mehr oder weniger ausgearbeitete Idee für eine Komposition skizzieren zu lassen. Aus den disparaten Bausteinen komponierte, instrumentierte und arrangierte Rebecca Trescher schließlich die Kompositionen, die somit trotz ihrer Verschiedenartigkeit eine einheitliche Handschrift trugen.

Das Eröffnungsstück „Le Moutardier“ ließ einen manchen Zuhörer zunächst verwundert die Augenbrauen hochziehen, schien doch zunächst nichts so richtig zusammenzupassen. Als nachträglich der Titel des Stückes verkündet und mit „Der Senfmacher“ übersetzt wurde, ging aber schließlich dem einen oder anderen Zuhörer doch noch ein Licht auf. Zu einer ostinaten Begleitformel in Klavier und Kontrabass traten nach und nach eine Klarinetten- und Flötenmelodie, weitere Instrumente mischten sich ins Geschehen, pikante Ingredienzien, dissonante Kollisionen, teils in schriller Tonlage von Flöte und Klarinette, immer neue Drehfiguren umschlangen sich und rührten den Senf zusammen, dessen Würze schließlich förmlich am Gaumen zu spüren war.

Eine ganze Reihe von Kompositionen erschloss sich über ihre programmatischen Titel. Bezwingend das düstere Nachtstück nach einer Idee des Vibrafonisten Roland Neffe. Wunderschön und deutlich harmonischer das Stück „Aussichtsreich“, entstanden während einer Probephase in einer hoch über Bregenz gelegenen Jazzscheune mit Blick über den Bodensee. Silvio Morger am Schlagzeug und Andreas Feith am Klavier waren die Ideenlieferanten. Pittoresk auch der Titel „Höhenwind“, durchsetzt mit Blasgeräuschen durch tonloses Blasen ins Instrument sowie quirligen Figuren in der Klarinette aus der Tiefe in die höchste Lage aufsteigend. Gefolgt wurden diese von schnell auf- und absteigende Skalenmotiven und einer rasanten Improvisation vom Klavier durch Andreas Feith, von dem auch die Idee zum Stück stammte. Die wilde Improvisation zu „Wildwasser“ durfte deren Urheber, der Tübinger Markus Harm am Altsaxophon beisteuern.

Eines der eindrucksvollsten und faszinierendsten Stücke war der von brasilianischen Rhythmen durchzogene, klanglich entzückende „Zaubergarten“, der sich, wie das im 15/8 Takt über einem Vibrafon-Ostinato gehaltene „Verborgen im Wald“, wohl auf der nächsten CD wiederfinden dürfte. Nach zwei Stücken aus dem Paris Zyklus Rebecca Treschers als Zugabe fanden die mitgebrachten und signierten CDs reißenden Absatz.

Text und Fotos: Helmut Schönecker