Jazzclub Biberach e.V.

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Der Biberacher Jazzpreis ist ein international ausgeschriebener Preis für den Jazznachwuchs.

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South Quartet

Am 24.01.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Hinter dem South Quartet verbergen sich vier kantige Individualisten aus Deutschlands wildem Süden – lebenserfahren, souverän und stilistisch eigenständig. Im wechselseitigen künstlerischen Einvernehmen aber auch durchsetzt von gegenseitigen, spielerischen Provokationen und stimulierenden Kontrasten liefern sie sich einen lebhaften Schlagabtausch an gestalterischen Ideen. Ull Möck agiert virtuos und einfühlsam am Flügel, Simon Schallwig liefert das Fundament am Kontrabass und der gebürtige Biberacher Matthias Daneck groovt quirlig und unermüdlich am Schlagzeug. Dabei zeigen sich die vier in ihren jeweiligen Rollen höchst kreativ und abwechslungsreich. Standardisierte Begleitmuster vermeidend, immer auf dem Sprung, immer für Überraschungen gut und immer das große Ganze im Blick haltend, fordern sie die Aufmerksamkeit des Publikums heraus. Jazztrompeter Peer Baierlein setzt die melodischen Strukturen und formalen Eckpfeiler. Die vier Musiker gehören zu einer Generation von Musikern, die keine Vorurteile kennen, ausschließlich Eigenkompositionen spielen, aber doch an der Tradition anknüpfen und sich gleichzeitig mit Hilfe von neuen Mitteln auf noch unbekanntes Terrain begeben.

Peer Baierlein (tp, flgh)
Ull Möck (p)
Simon Schallwig (b)
Matthias Daneck (dr)

www.southquartet.org

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Hagen Kälberer

22.12.2024: Rootbears

Rootbears – Eine Biberacher Institution wird Fünfunddreißig

Weihnachtsjazz mit Kultstatus für die ganze Familie

 BIBERACH – Eingerahmt durch weihnachtliche Weisen in ganz spezifischem Gewand erklangen in der ausverkauften Schützenkellerhalle jazzige und jazzaffine Weisen von einer der am längsten bestehenden lokalen Band, den bereits legendären Rootbears. Seit Jahrzehnten vom Jazzclub Biberach als Veranstalter unterstützt, hat der 35. traditionelle Weihnachtsjazz der Wurzelbären mittlerweile eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Und seit den Anfängen der inzwischen über 50-jährigen „Best Ager“ noch während deren eigener Schulzeit, gibt es zahlreiche treue und immer wieder auch neue Fans, die von der zum Kult gewordenen launigen Performance überzeugt und begeistert sind. Ein Programm aus lauter Lieblingsstücken der Bandmitglieder, die dann auch persönlich für die jeweiligen Arrangements verantwortlich zeichnen, trifft ganz offensichtlich auch den breiten Publikumsgeschmack. Das stimmungsvolle Ambiente in der festlich dekorierten Schützenkellerhalle, ein toller Sound und eine professionelle Ausleuchtung, taten ein Übriges um die festliche Stimmung zu bereiten.

Bereits der erste musikalische Auftritt aus den Tiefen der Halle heraus mit einem fünfstimmigen A-cappella-Gesang des auf die besondere Situation hin umgetexteten und arrangierten Weihnachtsliedes „Alle Jahre wieder“ brach als überraschender „Opener“ das Eis und sorgte gleich für die ersten Lacher. Die kongenialen Anmoderationen, vor allem von dem mit gleich drei Saxophonen und Okarina angetretenen Rüdiger Przybilla ließen durch ihren trockenen humoristischen Einschlag das Schmunzeln nicht aus den Mienen der Zuhörer verschwinden. Dass es sich bei der Okarina um ein ehemaliges Werbegeschenk der Firma Thomae zur Stärkung der Lungenfunktion handelte, ließ Przybilla durch den exzessiven pneumatischen Gebrauch zur allgemeinen Erheiterung sinnfällig werden. Auch ein Rekurs auf eine 18 Jahre zurückliegende Komposition, die beim Weihnachtsjazz 2006 von den Freuden und Leiden eines frischgebackenen Vaters berichtete, sorgte für Lacher, gefolgt von der freudigen Überraschung als der Wonneproppen von damals als „Special Guest“ namens Matteo mit seiner Gitarre durchaus kompetent das Quintett zum Sextett erweiterte. Der berechtigte Stolz des Vaters war unübersehbar und war auch äußeres Zeichen für ein absolut familientaugliches Unterhaltungsprogramm.

Die stilistische Bandbreite des mannigfaltigen Programms reichte von Duke Ellingtons swingender „Satin Doll“, über die „Samba Tzigane“ des 2023 in München verstorbenen, serbischen Jazztrompeters Dusko Goykovichs oder „Armandos Rhumba“ von Chick Corea bis zum schwäbischen Linsengerichtslied á la „Herr Stumpfes Zieh- & Zupfkapelle“, letzteres köstlich anmoderiert vom souveränen Keyboarder und Akkordeonisten der Band, Magnus Schneider. Selbstverständlich durften auch bluesige Nummern wie „Joe’s Moonblues“ von Nils Landgren mit einem ausgedehnten Posaunensolo von Hans-Peter Schmid oder jazzige Bossa-Nova-Titel wie „La Belle Dame Sans Regrets“ von Sting oder auch das soulige „Why Am I Treated So Bad“ von Norah Jones nicht fehlen. Wechselnde Improvisationen meist von Saxophon, Keyboard oder Posaune sorgten auch für strukturellen und klanglichen Abwechslungsreichtum. Durch die Bank war der neu eingestellte Schlagzeuger der Band, Holger Koppitz, durch komplexe Rhythmen, Takt- und Tempowechsel oder diffizile Songstrukturen ordentlich gefordert, zumal nur wenige gemeinsame Proben voran gegangen waren. Diese Bewährungsprobe hat Koppitz allerdings glänzend bestanden. Der junge Gitarrist Matteo Przybilla gab ebenfalls einen bemerkenswerten Einstand mit „Fragile“ von Sting und Stevie Wonder. Martin Schmid, stellte neben seinem altbewährten groovenden Kontrabass auch einen nagelneuen, sündhaft teuren „cremefarbenen“ E-Bass vor, der vor allem in den neueren, rockigen Kompositionen zum Einsatz kam. Besonders eindrucksvoll geriet das Schlussstück auf der von einer einzigen Kerze im völlig verdunkelten Saal beleuchteten Posaune. Hans-Peter Schmid zelebrierte als zweite Zugabe, nur sparsam begleitet von Magnus Schneider am Keyboard, seine ganz persönliche, anrührende Version von „Stille Nacht“. Einmal mehr setzten die „Rootbears“ mit diesem so traditionellen Konzert ein weihnachtliches Highlight und es bleibt zu hoffen, dass noch viele solche Jubiläen gebührend gefeiert werden können.

Text und Fotos: Helmut Schönecker

David Helbock’s Random/Control feat. Fola Dada

Am 31.01.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Seit 15 Jahren begeistern die drei Vorarlberger Musiker an über 20 Instrumenten in hunderten Konzerten aufder ganzen Welt ihr Publikum. Ihr neuestes im Liechtensteiner Little Big Beat Studio aufgenommenes Album erscheint Anfang 2025, die Jazzbiber dürften bei den Ersten sein, die es live erleben können. Markenzeichen des Trios ist die Vielzahl der verwendeten Instrumente. Andreas Broger spielt Klarinette, Bassklarinette, verschiedene Saxofone und Flöten und singt gelegentlich. Johannes Bär beherrscht nahezu alle Blechblasinstrumente – Sousaphon, Tuba, Posaune, Trompete, Alphorn, aber auch Didgeridoo, Beatbox und Schlagzeug – und manchmal sogar alles gleichzeitig. Inspiriert von dieser Vielfalt an Klangmöglichkeiten hat David Helbock, der sich hauptsächlich auf das Klavier und etwas Perkussion konzentriert, viele neue Stücke komponiert und dabei Gedichte von William Blake, Emily Dickinson und anderen vertont. Für die Interpretation der vertonten Gedichte hat das Trio die unter anderem mit dem deutschen Jazzpreis 2022 geadelte Stuttgarter Sängerin Fola Dada eingeladen. Damit trifft Helbocks leidenschaftliches und wildes Trio auf eine der spannendsten Jazzsängerinnen Deutschlands.

Fola Dada – Voice
David Helbock – Piano & more
Johannes Bär – Brass, Drums, Beatbox & more
Andreas Broger – Reeds & more

www.davidhelbock.com/randomfolade

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Hagen Kälberer

22.11.2024: Karoline Weidt Quartett

„Ladies in Jazz“-Reihe #6 – Karoline Weidt Quartett

„Die mit den Engeln singt“

BIBERACH – Nicht nur der rege CD-Verkauf, auch die glockenhelle Stimme der Brandenburger Jazz-Sängerin, Komponistin und Bandleaderin Karoline Weidt sowie die Schneelandschaft vor der Haustüre ließen den Verdacht aufkommen, das Fest der Feste sei nicht mehr weit. Machte schon das bestens aufgelegte Quartett aus dem Umfeld der Dresdener Musikhochschule mit seinem musikalischen Rundum-Wohlfühlpaket gute Laune, so taten die feinsinnigen Interpretationen ausgesuchter Texte und die wandelbare Stimme der jungen Sängerin ihr Übriges. Gelegentlich durften sogar die zahlreichen Gäste als Background-Chor in Aktion treten.

Lediglich bei den ersten Stücken mit noch etwas gebremstem Schaum, fanden Band und Publikum dann doch schnell und umso enger zusammen. Stimulierende Beifallsrufe und Szenenapplaus, vor allem bei den stupenden Solo-Improvisationen des Pianisten Mikolaj Suchanek aber auch der engelslockigen Kontrabassistin Liza Stadnitska motivierten sicht- und hörbar auch die Musiker. Weidts Stimme erfüllte selbst in den Passagen mit Scatsilben ihren solitären Part souverän, ohne deswegen dominant oder gar penetrant zu wirken. Am offenkundigsten offenbarte sich ihre Meisterschaft sowie die klassisch geschulte und dennoch jazztypische Stimme in der einzigen Fremdkomposition des Abends, in Kurt Weills „Speak low“.

Selten war das durchaus anspruchsvolle Stück des vor allem durch seine „Dreigroschenoper“ mit dem Libretto von Berthold Brecht bekannten Komponisten, im Original für Singstimme und Klavier, in solch lyrischer Empfindsamkeit und Ausdruckstiefe zu hören, die einfühlsame Begleitung mit eingeschlossen. Weidts Interpretation braucht sich selbst hinter der etwas überarrangierten Version eines Frank Sinatra nicht zu verstecken. Ihr persönliches Vorbild Sarah Vaughan schimmert zwar durch, deren waberndes Vibrato hat sie jedoch, dem Jazz und dem Zeitgeschmack geschuldet, auf ein Minimum reduziert ohne dadurch jedoch an Intensität einzubüßen.

Auch ihre eigenen, tiefsinnigen Kompositionen sind durch eingängige, weitgespannte und plastische Melodien gekennzeichnet. Das innige Verhältnis zwischen Text und Musik erschließt sich nur bei intensivem und am besten wiederholtem Hören, so dass ein CD-Kauf sicher kein Fehler war. Die Fülle musikalischer Einfälle besonders in den Klavierimprovisationen, die organischen Übergänge zwischen den einzelnen Formabschnitten und immer wieder die sensible und filigrane Begleitung für deren dezenten Groove neben dem Kontrabass besonders auch der Drummer Felix Demeyre verantwortlich zeichnete, sprechen ebenfalls für wiederholtes Hören. Und so wie wahre, geistvolle Kunst auch bei wiederholter Betrachtung und Kontemplation immer neue Schätze und Einsichten offenbart, verliert auch Weidts Œuvre durch Wiederholung nichts von seiner Faszination.

Text und Fotos: Helmut Schönecker