Jazzclub Biberach e.V.

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Der Biberacher Jazzpreis ist ein international ausgeschriebener Preis für den Jazznachwuchs.

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Jochen Feucht Trio

Am 21.04.2023 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach
(c/o Bruno-Frey-Musikschule, Wielandstraße 27, 88400 Biberach an der Riß)

Beschreibung
Seit den Anfängen in der damaligen Bigband des Wieland-Gymnasiums ging die Karriere des gebürtigen Biberachers Jochen Feucht steil aufwärts. 1994 schrieb Frank Sikora (Prof. an der Musikhochschule Bern, Abitur am Wieland-Gymnasium) bereits in seinem Kommentar zu Jochen Feuchts Debut-CD eine Charakterisierung, die bis heute zutreffend erscheint: „Stille Wasser sind bekanntlich tief – und hier geht ein ganz Stiller zu Werk: kein Tausend-tolle-Töne-Tenorist, dessen dringlichstes Ziel der schnelle Erfolg ist, sondern ein Musiker, der ganz relaxed, mit einer für sein Alter verblüffenden Ernsthaftigkeit seinen Weg sucht, sich und seiner Musik Zeit zum Wachsen lässt, neue Klänge ertastet, ohne die Tradition zu verleugnen, etwas riskiert, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren und sich mit dieser seltenen Mischung aus Bescheidenheit und Abgeklärtheit den Respekt seiner (vorerst noch) bekannteren und erfahreneren Kollegen erspielt hat.“ Im Trio mit Dizzy Krisch (vib) und Günter Weiss (git), 1917 nominiert für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, kehrt er unter dem Motto „Back to the Roots“ an seine ehemalige Wirkungsstätte zurück.

10.03.2023: Andy Herrmann Trio

Andy-Herrmann-Trio mit Überraschungsgast erfüllt Jazzkeller mit prallem Leben

Lebenserfahrene Routiniers geben eine Lehrstunde in Jazz-Historie

BIBERACH – Mit der ruhigen Selbstgewissheit und Souveränität langjähriger Meister ihres Fachs zelebrierten der gebürtige Biberacher Komponist und Jazzpianist Andy Herrmann und seine Triopartner, der Mannheimer Kontrabassprofessor Thomas Stabenow sowie der weitgereisten Stuttgarter Michael Kersting am Schlagzeug bei ihrem Gastspiel im Rahmen der Heimattage ihren „Blick zurück“ (CD „Looking Back“) in die Jazzgeschichte der letzten Jahrzehnte. Dabei nahmen sie die Besucher im erneut ausverkauften Jazzkeller mit einer spürbaren Brise an pädagogischem Eros helfend an der Hand. In den feinsinnigen Anmoderationen machte Andy Herrmann seinen persönlichen Weg zur Musik, zum Jazz und vor allem zum Jazzklavier in einer ausgreifenden Retrospektive anschaulich und sorgte auch gleich für die passenden Hörbeispiele.

Dass aus dem Konzert keine trockene Geschichtsstunde wurde, ist dem Fingerspitzengefühl des Luzerner und Münchner Klavierprofessors gleich in zweifacher Hinsicht zu verdanken. Wenige, wohlgesetzte Worte zeigten die Spur und die Leitplanken auf, viele, wohlgesetzte Töne, vielseitige und brillante Improvisationen, glitzernde Tonkaskaden, farbige Harmonien, aufmerksame Interaktion im Trio sowie eine stupende Technik ließen mit gehörigem Respekt vor der Tradition die Vergangenheit aus dem Geist der Jetztzeit lebendig werden. Abseits gängiger Klischees brachte er vielfach auch die wahren Künstler, die durchaus nicht immer die bekanntesten waren, auf die Bühne. Seine Frage ans Publikum, ob jemand Lyle Mays kenne, wurde mit betretenem Schweigen beantwortet, während der Namensgeber seiner Band, Pat Metheny, einen Aha-Effekt auslöste. Dass Methenys Keyboarder Lyle Mays für die meisten Kompositionen der Gruppe verantwortlich zeichnete, bleibt der breiten Öffentlichkeit meist verborgen.

Andy Herrmanns „Hommage“ an seine großen Vorbilder bestand bezeichnenderweise nicht aus der bloßen Nachahmung der Originale sondern stellte eine wertschätzende Würdigung und Wiederbelebung verbunden mit einer subtilen Weiterentwicklung der Vorlagen dar. So erwachten etwa Chet Bakers Ballade „I Fall In Love Too Easily” oder Charlie Parkers “Star Eyes” ebenso zu neuem Leben wie Bill Evans „How My Heart Sings“ oder Chick Coreas „Armando’s Rhumba“ und andere Songs, meist aus dem Great American Songbook oder Real Book. Dass er die Vergangenheit nicht als abgeschlossen betrachtet, zeigte besonders Andy Herrmanns einzige Eigenkomposition im vorgestellten Programm, „Looking Forward“. Entstanden in der auftrittslosen Pandemiezeit als Teil der gleichnamigen neuen CD und in Korrespondenz zur früheren CD „Looking Back“ öffnet sie den Blick nach vorn, weit in die gleichwohl in der Tradition wurzelnde Zukunft.

Als Überraschungsgast des Abends holte Herrmann schließlich den Biberacher Sänger, Gesangslehrer und Chorleiter Oliver Haux auf die Bühne. Die beiden kennen sich aus der gemeinsamen Schulzeit am Wieland- bzw. Pestalozzi-Gymnasium sowie dem folgenden Studium an der Musikhochschule Freiburg. Der vielfach gecoverte Song „My Foolish Heart“ von Victor Young, ausdrucksstark, mit sonorer, klassisch geschulter Stimme, lyrisch aber ohne falsche Sentimentalität zelebriert, löste rauschenden Beifall und begeisterte Zurufe aus. Zwei, durch anhaltenden Beifall geforderte Zugaben, darunter das hochemotionale „Georgia On My Mind“, erneut mit Haux am Mikrofon, ließen keine Wünsche offen. Hier flossen gelebte Heimatliebe und Tradition mit neuen Ideen bei unverstelltem Blick auf die Zukunft, ganz im Sinne des Heimattagemottos organisch zusammen.

Text und Fotos: Helmut Schönecker

Steffen Dietze Piano Solo – anschließend Jam-Session

Am 28.04.2023 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach
(c/o Bruno-Frey-Musikschule, Wielandstraße 27, 88400 Biberach an der Riß)

Beschreibung
Der Biberacher Fotograf und Fotodesigner Steffen Dietze ist ein echtes Multitalent. Neben seinen vielfältigen und mehrfach preisgekrönten Aktivitäten im Bereich der bildenden Künste, zahlreichen Projekten, Publikationen, Workshops, Ausstellungen, aktuell etwa an der Ausstellung der Kunststiftung pro arte in Biberach, findet er auch noch Zeit für musikalische Aktivitäten als Pianist. Dabei hat er über viele Jahre hinweg seine ganz eigene Musiksprache entwickelt in der Elemente aus Klassik, Jazz und Moderne zu einem facettenreichen Personalstil verschmelzen. Dem heimischen Jazzclub-Publikum dürften die stimmungsvollen Eigenkompositionen seiner CD „Tangram“ noch in bester Erinnerung sein. 2021 veröffentlichte er seine bisher letzte CD „Nocturne“.

Im Anschluss zu dem Konzert gibt es die Gelegenheit zu einer Jam-Session mit (ehemaligen) Biberacher Musikerinnen und Musikern. Das erforderliche Equipment (Bass-Amp, Gitarren-Amp, Drumset, Bose-Anlage) wird vom Jazzclub gestellt.

03.03.2023: Maltett

Fünf junge Musiker, die tief im Jazz verankert sind
Schlagzeuger Malte Wiest überzeugte mit seinem Maltett zu den Heimattagen im erneut ausverkauften Jazzkeller durch große Spielfreude. Die Formation knüpft an die Tradition des Bebop und des Modern Jazz der 60er-Jahre an und führt sie mit verblüffender Authentizität durch Eigenkompositionen in die Jetztzeit. Das augenscheinlich junge Alter der Band täuschte über das Hörerlebnis in Erwartung einer Aufnahme des „Blue Note“ oder „Impulse“ Labels. Man fühlte sich bei geschlossenen Augen in einen der legendären New Yorker Jazzclubs wie Village Vanguard oder Birdland versetzt.
Schon beim ersten Stück „Afro Centric“ des Saxophonisten Joe Henderson wird klar um was es geht. Hoch verdichtete Energie, präzises Zusammenspiel, Spielwitz, originaler Gesamtsound und höchste improvisatorische Virtuosität auf allen Instrumenten. Malte Wiest versteht es auf dem Drum-Set die Stilistik des modernen Spiels noch weiter zu entwickeln. Die rhythmische Freiheit des jungen Meisters, scheinbar im Widerspruch zum ständig fühlbaren Puls, erzeugte höchste musikalische Spannung, die beim sehr geneigten Publikum spontane Ausrufe der Begeisterung auslösten.
Der ausgewogene Bandsound lebte durch den stets aufmerksamen Bassisten Grégoire Pignède, der als Rückgrat „aus der Tiefe des Raums“, gut sicht- und hörbar zwischendurch ordentlich Druck machte und auch als „stage organizer“ wirkte. Pianist Valentin Melvin unterstützte mit Präzision, high educated voicings, und mitreißenden Soli die hohe internationale Qualität des jungen Ensembles.
Das fachkundige Publikum honorierte jedes der Soli mit Szenenapplaus. Vor allem im letzten Stück ihres Bandleaders „Mu 1“, bezogen auf einen Ausweich-/Komponierraum der Musikhochschule Mainz, kamen einmal mehr die Bläser Lukas Wögler (tsax) und Gabriel Rosenbach (trumpet) zur Geltung. Ihre schlüssigen, gut aufgebauten Soli in bester Bebop-Tradition, mündeten cool und souverän im präzisem Satzspiel der Themen.
Eine würdigende Geste dem kürzliche verstorbenen Saxophon Hero Wayne Shorter (Miles Davis/Weather Report) gegenüber war es, dessen Komposition „Deluge“ spontan in das Programm aufzunehmen. Malte Wiest bezog sich mit seinem Stück „homewords“ auf das verständliche Erinnern im neuen Studienort Berlin, an seine Heimat und bedankte sich beim Publikum und den Organisatoren des Jazzclubs BC. Seine sympathischen Ansagen zwischen den Tunes, die auch den dezenten Hinweis auf die obligate Wohnungssuche in der Hauptstadt enthielt, sorgten für eine angenehm, lockere Atmosphäre im Club und lösten den unbedingten Wunsch nach einer Zugabe aus.
Fotos: Manfred Fakler, Text: Markus Merz