Jazzclub Biberach e.V.

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Let’s Duett

Am 21.02.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Nach den jazzigen Schwergewichten der letzten Konzerte möchte das neu formierte Jazz & Pop Duo „Let’s Duett“ aus der Ulmer Sängerin und Pianistin Julia Dorn und dem Kontrabass, Gitarre und Harmonika spielenden Peter Bette einen legeren Kontrapunkt setzen. In der minimalistischen Besetzung gilt es den Reiz und die Essenz aus den traditionellen Songs des „Great American Songbook“, beliebten Standards von Cole Porter und George Gershwin aber auch aus den Songs der Beatles, Sade, Paul Simon, Earth Wind & Fire oder Norah Jones herauszukitzeln. Julias ausdrucksstarke Stimme und Peters groovender Bass verwandeln die Pop Songs in jazzige, ohrwurmverdächtige Standards. Ihre hochgelobte Premiere feierten „Let’s Duett“ kürzlich bei der Einweihung des Museums „Die Einsteins“ im Ulmer Stadthaus. Ihre frisch am Nachmittag eingespielten Studioaufnahmen zelebrieren sie am Abend in einer Livedarbietung im Jazzkeller.

Julia Dorn – Gesang, Klavier
Peter Bette – Kontrabass, Gitarre, Harmonika

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, Reservierung und Spenden erwünscht.

Foto: Martin Rivoir

31.01.2025: David Helbock’s Random/Control feat. Fola Dada

David Helbock’s Random/Control mit Fola Dada im ausverkauften Jazzkeller

Lyrische Lautmalereien und moderner Groove mit Biss

BIBERACH – Quasi Unerhörtes erklang im völlig ausverkauften Freitagskonzert des heimischen Jazzclubs. Gedichte von Emily Dickingson und William Blake bis Erich Fried und Charlotte Forten Grimké, vertont und am Flügel zelebriert von David Helbock auf einer Parforcejagd durch das gesamte Klangspektrum des Instrumentes, stimmlich interpretiert von Fola Dada in einer Spanne von Body Percussion und Beatboxing über Sprechgesang zu Vokalise und expressivem Blues- und Jazzgesang in inniger Interaktion mit Andreas Broger an Querflöte, Bassklarinette, Sopran- und Baritonsaxophon, dessen Geräusche, Laute und Töne irgendwo zwischen heißer Luft, perkussiven Schnalzlauten und sonorem Wohlklang changierten.

Wie der Bandname bereits vermuten ließ, wurde all dies kontrolliert durch den Zufallsgenerator gejagt und mit der Anmutung des Experiments zum faszinierenden Erklingen gebracht, kontrolliertes Chaos sozusagen. Mit Hilfe elektronischer Helferlein wurde sogar die Raumakustik und der Klangraum variiert und kontrolliert, vom knackig trockenen Klang einer Besenkammer bis hin zu minutenlangen Delays sakraler Großbauten gab es alle Abstufungen. Augen- oder besser Ohrenfällig war hier etwas ganz Neues zu vernehmen: Ambitionierter Avantgarde-Jazz des 21. Jahrhunderts. Den Besuchern gefiel es, wie der tosende Applaus und mehrere Zugaben bewiesen.

Wäre der Multiinstrumentalist Johannes Bär am Konzertabend nicht mit Fieber im Bett geblieben, hätten die zahlreichen Besucher – die letzten mussten gar auf den Treppenstufen Platz nehmen – noch diverse Blechblasinstrumente, Trommeln und Mouth Percussion in einem ohnehin bereits dichten Dschungel aus Klängen und Effekten vernommen. Dass darüber auch Melodien, Harmonien und Rhythmen nicht gänzlich verloren gingen, war der intelligent berechneten Kontrolle der Sujets zu verdanken. So schimmerte trotz aller Verfremdung in „Like A Prayer“ doch noch Madonnas Original durch, dank natürlicher Stimmgebung und deutlicher Aussprache Fola Dadas waren die Texte der Gedichte zumeist gut zu verstehen und besonders in Erich Frieds „Freiheit“, die natürlich nicht „herrscht“, sowie in Grimkés „Digital Utopia“ von zwingender Eindringlichkeit und Expressivität, einen ordentlichen Schuss Zeit- und Gesellschaftskritik inbegriffen.

Dem Fehlen von Johannes Bär war es wohl auch zu verdanken, dass neben den klingenden Exponaten der brandneuen CD in der unfreiwillig reduzierten Besetzung auch einige Standards in kammermusikalischer Transparenz Eingang ins Programm fanden. „Round Midnight“ von Thelonious Monk oder „In A Sentimental Mood“ von Duke Ellington hatten, außerhalb umfänglicher Intros, Zwischenspielen und Endings, durchaus einen traditionellen Touch. Entschlackt von allzu konventionellem Beiwerk nahmen die Stücke dadurch eine zeitlose Frische an, erwachten gewissermaßen zu neuem Leben. Hier inspirierte die lebende Kraft der Tradition hörbar die Gegenwart und sei es mit der Intention, den melodiösen Aspekten des Jazz vielleicht auch in Zukunft wieder einmal etwas mehr Bedeutung zukommen zu lassen.

Text und Fotos: Helmut Schönecker

Ania Paz Trio

Am 14.03.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Zeitgenössischen Latin Jazz präsentiert die an der Universität der Künste in Berlin unterrichtende peruanisch-spanische Pianistin und Komponistin mit ihrem Trio. Sie ist für ihr zupackendes Spiel und den modernen Sound in einer originellen Fusion afro-lateinamerikanischer Stile bekannt. Nach einer erfolgreichen Karriere in Lateinamerika und den Vereinigten Staaten lebt sie seit 2021 in Berlin. Ihre jüngste Produktion „Espacios“ erhielt glänzende Kritiken als „eine Klangexplosion aus lateinamerikanischer Vitalität, Passion und der Freiheit im zeitgenössischen Jazz“ oder als „ein energetisches und fesselndes Musikerlebnis, das Grenzen durchbricht“. Neben ihrer Lehrtätigkeit tritt Ania Paz regelmäßig und mit großem Erfolg als Pianistin auf internationalen Festivals auf, zuletzt in Kalifornien, in Guadeloupe, in Mexiko und Argentinien. Anlässlich des Internationalen Jazztages der UNESCO wurde sie für ihre Arbeit zur Förderung des Dialogs zwischen Kulturen durch Jazz ausgezeichnet. In ihrem Trio ergibt sich eine dynamische Zusammenarbeit mit Christoph Hillmann am Schlagzeug und Carmelo Leotta am Kontrabass. Hillmann gilt als einfühlsamer, detailreich agierender und druckvoll swingender Multistilist zwischen Weltmusik, verschiedenen Jazztraditionen und Avantgarde, Leotta hat sich die Vielfalt der musikalischen Strömungen Jazz, Blues, Elektronik und Weltmusik zu eigen gemacht hat.

Ania Paz (p, comp)
Carmelo Leotta (b)
Christoph Hillmann (dr)

www.aniapaz.com

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Christoph Hillmann

24.01.2025: South Quartet

South Quartet mit „ONE“ begeistern Jazzbiber
Einer für Alle, Alle für Einen
BIBERACH – Nach sieben Jahren Abstinenz durften die Biberacher Jazzfans das im wilden Süden Deutschlands verortete „South Quartet“ mit dem vielbeschäftigten, gebürtigen Biberacher Matthias Daneck am Schlagzeug endlich wieder einmal im Jazzkeller hören. Ein kontrastreiches Programm, das sich stark an der gemeinsamen CD „ONE“ orientierte, stand und steht seit rund 10 Jahren für das spezifische Konzept der Formation, welches sich wohl auch hinter dem namensgebenden Titel „ONE“ der CD verbirgt. Die charakteristische Eröffnungsnummer „One“ des Trompeters Peer Baierlein und die Komposition „One Four“ von Matthias Daneck verdeutlichen dies in besonderem Maße.
Jedes der vier Bandmitglieder liefert dabei eine oder mehrere Kompositionen ab, die dann von allen vier Instrumentalisten gemeinsam realisiert werden. Damit tritt im Wechsel die spezifische Handschrift jedes Musikers in den Vordergrund, dieser kann sich gleichzeitig als Solist präsentieren und die anderen „nach seiner Pfeife tanzen lassen“, muss dann aber auch wieder ins Glied zurücktreten, konstruktiv begleiten und den Mitspielern den Vortritt lassen. Gegenseitige spielerische Provokationen der souveränen, auch persönlich befreundeten Musiker belebten besonders in den freien, improvisierten Teilen das künstlerische Geschehen. Die neckische Interaktion der Musiker übertrug sich von Anfang an auch auf das Publikum im gut gefüllten Jazzkeller. Szenenapplaus, anfeuernde Rufe, ja sogar begeisterte Pfiffe und lautes Johlen motivierten die Musiker, die im Laufe des Abends immer mehr zur Hochform aufliefen.
Einen besonders guten Tag schien dabei der Stuttgarter Pianist Ull Möck erwischt zu haben. Seine Freude über einen gut gestimmten und fein intonierten Flügel entlud sich in brillanten Improvisationen, perlenden Läufen, stupender Virtuosität und, wo erforderlich, auch einfühlsamer Begleitung. Heraus ragte dabei vor allem seine eigene Komposition „Eger“. Aus einer munter groovenden ostinaten Bassfigur im Klavier, auf die dann auch der Neuzugang in der Formation, Simon Schallwig aus Mannheim am Kontrabass aufsprang, entwickelt sich eine abwechslungsreiche Formstruktur mit ausgedehnten Improvisationen von Trompete und Klavier, diversen harten Breaks aber auch fließenden Übergängen zum wiederkehrenden Thema und überraschenden Finale.
Auch Matthias Daneck, der sich an diesem Abend eher in Bescheidenheit übte, ließ immer wieder Kostproben seiner Virtuosität aufscheinen, mehr wohl als er in der Stammformation von Ute Lemper zeigen darf. Lediglich in Peer Baierleins Komposition „Matthias“ durfte er in einem längeren Solo brillieren. Subtile Interaktionen zwischen den einzelnen Musikern, das spontane Aufgreifen rhythmischer oder melodischer Motive in der Begleitung während den Solo-Improvisationen bildeten einen besonderen Reiz für den aktiven Zuhörer und lieferten einmal mehr den Beweis, dass Live-Musik durch keine Konserven ersetzt werden kann.
Text und Fotos: Dr. Helmut Schönecker