Jazzclub Biberach e.V.

Ladies in Jazz

Unter diesem Motto präsentiert der Jazzclub Biberach von September bis Dezember 2024 sieben Bands, geleitet von Bandleaderinnen und überwiegend auch besetzt mit herausragenden Musikerinnen des zeitgenössischen Jazz. Wir freuen uns mit Ihnen gemeinsam diese außergewöhnliche Konzertreihe präsentieren zu können. Schon lange auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen, werden die "Jazz Ladies" ihre Eigenkompositionen und Interpretationen mit ganz besonderem Charme zu präsentieren wissen - und Vorbild sein für den weiblichen Jazz-Nachwuchs.

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Der Biberacher Jazzpreis ist ein international ausgeschriebener Preis für den Jazznachwuchs.

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Rebecca Trescher Tentett

Am 16.11.2024 um 20:00 Uhr

Ort: Biberach, Stadthalle

Beschreibung

Der Jazzclub Biberach e. V. präsentiert in seinem aktuellen Programmschwerpunkt „Ladies in Jazz“ das Tentett der Komponistin, Bandleaderin und Jurorin beim Biberacher Jazzpreis, Rebecca Trescher. Seit zehn Jahren leitet die Komponistin und Klarinettistin Rebecca Trescher ihr Tentett, mit dem sie sich einen hervorragenden Namen in der internationalen Jazz-Szene erspielt hat. So wurde die Musikerin etwa mit dem Deutschen Jazzpreis für Komposition des Jahres 2022 ausgezeichnet. Aktuell präsentiert sie ihr brandneues Album „Character Pieces“. Man spürt die außergewöhnliche freundschaftliche Energie dieses Ensembles, das einige der angesagtesten Musiker aus ganz Deutschland miteinander vereint und den Funken sofort aufs Publikum überspringen lässt. Die 35-jährige Bandleaderin präsentiert eines der innovativsten Projekte der gegenwärtigen Jazzszene.

Rebecca Trescher – Klarinette, Bassklarinette, Komposition
Julian Hesse – Trompete, Flügelhorn
Joachim Lenhardt – Tenorsaxophon, Klarinette, Flöte
Markus Harm – Altsaxophon, Klarinette, Flöte
Anton Mangold – Konzertharfe, Altsaxophon, Flöte
Juri Kannheiser – Cello
Andreas Feith – Klavier
Roland Neffe – Vibraphon
Christian Diener – Kontrabass
Silvio Morger – Schlagzeug
Friedrich Betz – Sound, Live-Abmischung

Weitere Infos und Tickets unter https://kulturkalender-biberach.reservix.de/…/group/470768

Eintritt: 29,50 Euro; Ermäßigung für Jazzclub-Mitglieder, Studenten und Inhaber der Kulturkarte

Foto: Sebastian Autenrieth

08.11.2024: Nicole Johänntgen Trio

Nicole Johänntgen geleitet durch das Labyrinth unserer Zeit

Experimenteller Jazz jenseits aller Plattitüden

BIBERACH – Die wahren Meister suchen stets die Herausforderung, die neuen Wege, das Risiko. So auch die vielfach ausgezeichnete Wahlschweizer Saxofonkoryphäe Nicole Johänntgen im vierten Konzert der erfolgreichen „Ladies in Jazz“-Konzertreihe des Jazzclubs. Die erste Herausforderung besteht bereits in der ungewöhnlichen Besetzung des Trios, ganz ohne Harmonieinstrument, nur mit Saxofon, Tuba und Perkussion. Die zweite Herausforderung liegt in dem künstlerischen Ansatz, allzu konventionelle Patterns konsequent zu vermeiden. Die dritte Herausforderung liegt darin, dem Publikum einen Weg durch das Labyrinth der Gegenwartskultur zu zeigen, einen Ariadnefaden für die Sinnsuche an die Hand zu geben. Dies auf experimentellem Weg, ohne Netz und doppelten Boden zu wagen, stellt dabei vielleicht die größte Herausforderung dar. Und zweifelsohne hat das internationale Trio all diese Herausforderungen gemeistert, ein rundum positives Lebensgefühl vermittelt, seine zahlreichen Biberacher Fans überzeugt, begeistert und mit gleich zwei Zugaben belohnt. Und auch der Verkauf der mitgebrachten CDs lief glänzend.

Weniger ist oft mehr. Eine ästhetische Einsicht, die in der Musikgeschichte immer mal wieder fruchtbar wurde. Vor rund hundert Jahren fanden die Komponisten einen künstlerischen Weg zurück von der überschäumenden Romantik und einem überbordenden Expressionismus. Die Reduktion auf das Wesentliche führte in der Dodekaphonie oder im kargen Neoklassizismus vor allem zu kleineren Ensembles. Schönbergs und Strawinskys Œuvre spiegeln diese Reduktion wieder und gipfeln gar im Minimalismus. Im Modern Jazz wurden die Ensembles als Reaktion auf die Swing- und Bigband-Ära ebenfalls wieder kleiner, kammermusikalisch transparent. Trotz gelegentlicher Anklänge an die Minimal Music geht Johänntgen nicht ganz so weit. Ihre eher rhetorisch und rhythmisch geprägte Motivik ist dazu viel zu expressiv, die kontrapunktische Verzahnung und Interaktion mit ihren Mitspielern viel zu intensiv, das spielerische Element viel zu ausgeprägt, die Improvisationen viel zu lebendig. Die klanglichen und rhythmischen Errungenschaften und Erweiterungen des Modern Jazz sowie dessen Multikulturalität hat sie dabei durchaus verinnerlicht. Skalen- und akkordbezogene Improvisationen werden weitgehend vermieden, Stimmung trefflich charakterisiert.

Rhythmisch geschärfte Unisonopassagen angereichert mit Multiphonics (gleichzeitiges Spielen und Singen in das Instrument) a la Albert Mangelsdorff auf Saxofon (Nicole Johänntgen) und Tuba (Jon Hansen) eröffnen den bunten Reigen, münden in dialogisierende, hochvirtuose Abschnitte, durchsetzt mit rhetorisch geprägten Phrasen und zusammengehalten durch sensibel groovende Rhythmuspatterns (David Staudacher). Das abwechslungsreiche Programm aus der letzten CD-Produktion „Labyrinth“ zieht das Publikum, beginnend mit dem Johänntgens Schweizer Wahlheimat gewidmeten „Lac Leman“, dem Genfer See, sofort in seinen Bann. Gelegentlich erklingende Kuhglocken aus dem Perkussions-Instrumentarium und vereinzelte „Muh-Rufe“ von der Tuba verstärken den helvetischen Eindruck. Eingestreute Songs, auch bereits vom demnächst erscheinenden neuen Album, ganz der Liebe gewidmet, lockern das Programm auf, führen durch das stilistische „Labyrinth“ unserer Tage, geben Einblicke in das, was die Komponistin derzeit vor allem beschäftigt: ihr vierjähriger Goldschatz Nenel. Ihm war nach „Pandeiro“, einem eindrucksvollen, hochdifferenzierten und heftig umjubelten Perkussion-Solo auf dem brasilianischen Tambourin, schließlich auch die zweite, ausdauernd herbeigeklatschte Zugabe gewidmet.

Text und Fotos: Helmut Schönecker

Karoline Weidt Quartett

Am 22.11.2024 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Die 1995 in Brandenburg geborene Sängerin studierte Jazz-Gesang und Pädagogik an der Hochschule für Musik in Dresden und ist seit ihren Jahren im BUJAZZO im Bereich von Jazz und zeitgenössischer Musik auch als Komponistin tätig. Mit ihrem 2020 gegründeten und bereits mehrfach preisgekrönten Quartett produzierte sie 2023 die Platte „Inviting“ in der Reihe „Jazzthing Next Generation Vol 98“. Bis auf „Speak Low“ von Kurt Weill enthält das Debüt-Album nur Eigenkompositionen, neben eigenen Texten teilweise auch mit Lyrics von Emily Dickinson. Die Stimme von Karoline Weidt ist äußerst facettenreich, lässt an große Vorbilder wie Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan oder auch Norma Winstone denken. Songs wie „Yellow Sky“, „The Birds“ oder „She’s The Dawn“ vereinen die Energie und Komplexität des Jazz mit der Eingängigkeit aus der Welt des Pop.

Karoline Weidt (voc)
Mikolaj Suchanek (piano)
Liza Stadnitska (bass)
Felix Demeyre (drums)

www.karolineweidt.de

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Marlene Rahmann

18.10.2024: Monika Herzig’s Sheroes

Weibliche Jazz-Championsleague in bester Spiellaune
„Monika Herzig’s Sheroes“ gastieren auf ihrer Welttournee in Biberach
BIBERACH – Die neueste CD-Produktion von Monika Herzig’s Sheroes, „All In Good Time“, das vierte Album des Sextetts zur Feier des zehnjährigen Bestehens, steht seit 12 Wochen in den Billboard Jazz Charts der Vereinigten Staaten. Wer dort präsent und vor allem auch so lange präsent ist, ist ganz oben angekommen. Und dank der Spürnase der Programmverantwortlichen des Jazzclubs gab es jetzt die seltene Gelegenheit, im Rahmen der Reihe „Ladies in Jazz“, in einem Livekonzert an diesem unglaublichen Erfolg teilhaben zu dürfen. Der Biberacher Club findet sich damit auf der Tourliste der Sheroes in einer Reihe mit so renommierten Jazzclubs wie dem „Porgy & Bess“ in Wien oder auch dem „Ella & Louis“ in Mannheim. Zwischen zahlreichen Konzerten in den USA, Spanien, Österreich, Indien und Nepal war die oberschwäbische Kleinstadt einer der wenigen Anlaufpunkte in ganz Deutschland, am darauffolgenden Abend stand bereits Madrid auf dem Plan. Und obwohl die SHEroes – die weiblichen Heroes des Jazz – nur im Quartett antreten konnten, rissen sie die Biberacher Jazzfans im ausverkauften Jazzkeller buchstäblich vom Hocker.
In den Pausengesprächen überschlugen sich die begeisterten Kommentare im fachkundigen Publikum. Hatte der eine Jazzfan die beste Schlagzeug-Live-Darbietung überhaupt vernommen und konnte seiner Faszination über die eigens für die Tournee vom Broadway losgeeiste mexikanische Drummerin Rosa Avila kaum mit genügend starken Adjektiven Ausdruck geben, gefiel anderen Besuchern vor allem die Wiener Kontrabassistin Gina Schwarz, erst 2022 mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Ihr brillantes Bass-Spiel gleicht einem eleganten Tanz auf und mit dem fundamentalen Instrument, das bei ihr nicht nur verlässlich groovt und virtuos-raffinierte Improvisationen mit Charme gebiert, sondern trotz der tiefen Lage eine schwebende Leichtigkeit erzeugt, die in der Szene einzigartig ist. Neben der Bandleaderin Monika Herzig steuerte sie ebenfalls eigene Kompositionen zum Programm bei.
Dass die New Yorker Guggenheim-Stipendiatin Jamie Baum elf Mal in Folge jeweils für die „beste Flötistin des Jahres“ nominiert und dabei auch meist erste oder doch vordere Plätze erreichte, konnte derjenige erahnen, der ihr beim Spielen und Improvisieren aufmerksam zuhörte. Als einziges reines Melodieinstrument des Quartetts hatte die weitgereiste Dozentin der renommierten Manhattan School of Music und der New School in New York die melodische Hauptlast des Konzertes zu tragen. Auf ihren beiden Flöten deckte sie dabei ein so breites genreübergreifendes Spektrum an musikalischen Einfällen ab, dass es an nichts mangelte.
An Preisen und Auszeichnungen mangelt es der aus Albstadt stammenden Monika Herzig ebenfalls nicht. Nach 30 Jahren als promovierte Dozentin an der Indiana University und zahlreichen Preisen (DownBeat Magazin Awards; JazzWeek) für ihre Interpretationen (u.a. als Opener für „Power of Tower“, „Sting“ und „Yes“), Kompositionen („Just Another Day at the Office“ wurde sogar in die Jazz-Sammlung „New Standards“ aufgenommen) und Forschungsarbeiten (über David Baker und Chick Corea) übernahm sie vor zwei Jahren eine Professur für „Artistic Research“ an der „Jam Music Lab Private University“ in Wien. Dass unter all der Forschungsarbeit keineswegs ihre kompositorischen und pianistischen Fähigkeiten leiden, stellte sie im erneut ausverkauften Freitagskonzert des Jazzclubs eindrucksvoll unter Beweis. Die vorgestellten Kompositionen des neuen Albums „All In Good Time“, allen voran die gleichnamige Titelkomposition, weisen neben einer vielgestaltigen Melodik und Rhythmik eine Komplexität in Struktur und Harmonik auf, die, trotz ihrer Dichte, trotz ihres hohen künstlerischen Anspruchs und dem konsequenten Vermeiden gängiger Klischees einen unmittelbaren Zugang ins Innerste ihrer Zuhörer finden.
Leider nur eine Zugabe – die Weiterreise nach Madrid drängte –, dafür viele signierte CDs für viele begeisterte neue Fans und ein herzlicher Dank an die Organisatoren beschlossen einen grandiosen Konzertabend, der als Markstein in der jüngeren Veranstaltungsserie des Jazzclubs gelten darf.
Text und Fotos: Helmut Schönecker