Jazzclub Biberach e.V.

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Der Biberacher Jazzpreis ist ein international ausgeschriebener Preis für den Jazznachwuchs.

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Im Archiv finden Sie Ankündigungen und Kritiken von fast allen Konzerten seit der Jahrtausendwende.

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Lukas Mohl Trio

Am 09.05.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Der aus Laupheim stammende Pianist und ehemalige Schüler von Joe Fessele studierte in den Niederlanden Musik. Vom bodenständigen, oberschwäbischen Kleinstadtleben geprägt, erfuhr Lukas Mohl in den weltoffenen urbanen Zentren Hollands mit ihren unzähligen neuen Einflüssen und Erfahrungen eine musikalische und kulturelle Erleuchtung. Interessante Kollegen und charismatische Freunde trugen zur Erweiterung seines künstlerischen Horizontes bei und inspirierten ihn neben seinem Klavierspiel auch zu Kompositionen angesiedelt im Spannungsfeld zwischen entspanntem Lebensrhythmus auf dem Land und der Hektik und Aufregung einer Großstadt. Seine Sicht der Dinge und seine Emotionen artikulieren sich in einem komplexeren künstlerischen Ausdruck, wobei es sein erklärter Wunsch ist, nicht nur Neues zu schaffen, sondern auch diese musikalischen Ansichten und Bestrebungen mit anderen zu teilen. Lukas Mohls Musik wird von Freunden und Zuhörern als herzensnah und bewegend beschrieben, da er „die Essenz echter Emotionen und persönlichen Ausdrucks einfängt“. Mit Jasper Somsen (Kontrabass) und dem Koreaner Min Won (Drums) hat er gerade in Hilversum eine neue CD unter dem Titel „Speaking From The Heart“ produziert, die er gerne auch in seiner alten Heimat vorstellen möchte.

Lukas Mohl – Piano
Jasper Somsen – Kontrabass
Min Won – Drums

www.lukasmohl.com

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Anna Perger

28.03.2025: Manfred Junker Organ Trio

Manfred Junker Organ Trio lässt die Herzen aller Soundfetischisten höher schlagen

Ein Hochamt für alle Hammond-Fans im Jazzkeller

Bereits die angekündigte Trio-Besetzung aus einer originalen Hammond B3 Orgel mit einem Leslie-Tonkabinett (meisterhaft gespielt von Thomas Bauser), E-Gitarre (Komponist und Bandleader Manfred Junker) und Schlagzeug (eindrucksvoller Newcomer Nelson Briceño aus Costa Rica) ließ erahnen, was da auf die Zuhörer zukommt. Schon beim Betreten des Jazzkellers sorgte das etwas ramponierte Erscheinungsbild von Orgel und Verstärker beim Publikum für den wohligen Vintage-Effekt, neugieriges In-Augenschein-Nehmen aus der Nähe inbegriffen. Tiefes Durchatmen dann bei den ersten analogen Klängen, im Chorus oder Tremolo, entzücktes Aufatmen dann beim An- oder Auslaufen der rotierenden Lautsprecher. Dazu kamen ein hochkarätiges Equipment und ein entsprechend exklusiver Sound der halbakustischen Striebel-Gitarre und einem Black Hole Röhren-Amp. Der Vintage-Sound quasi zum Anfassen stimmte also von den ersten Klängen an, der swingende und groovende Rest erwies sich im Verlauf des Konzertes als ebenso stimmig. Dass der traditionelle Sound sich in neuen Kompositionen von Manfred Junker entfalten konnte, ist einerseits der Soundverliebtheit des Komponisten geschuldet. Andererseits wohl aber auch der stilistischen Verwandtschaft mit den traditionellen Stilen des Modern Swing. Bluesig, soulig mit einem Schuss „Psychedelic Rock“ oder „Electric Jazz“ aus den 60er und 70er Jahren ließ er die Neukompositionen durchaus geerdet und in der Tradition ruhend erscheinen. Neues aus dem Geist des Alten eben. Der Titel der vorgestellten CD „What’s Next?“ aber auch einzelne Songtitel wie „Where Do We Go?“ umschrieben damit ein ästhetisches Dilemma des Komponisten. Wie der Titel „Risky“ erahnen ließ, steht er möglicherweise vor der Frage, wohin das alles führt. Lohnt sich das Risiko zum wirklich „Neuen“, wenn man damit auch das finanzielle Risiko eingeht, mit avantgardistischen Eigenkompositionen beim Publikum keine Gefolgschaft mehr zu finden? Hat das Neue heute noch eine Perspektive? Die Nachfrage eines Besuchers in der Pause zwischen den Sets, ob das Trio nicht auch ein paar bekannte Standards spielen könnte, dürfte diese Bedenken bestärkt haben. Gleichwohl zeugte der kräftige Applaus, dass das Gros des Publikums nicht zurückgelassen wurde. Als „versöhnliche“ Zugabe für die Traditionalisten gab es noch Henry Mancinis „Moon River“ bei nicht weniger kräftigem Applaus.
Text und Foto: Helmut Schönecker

Joo Kraus Quintett

Am 23.05.2025 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Über den echoprämierten und hochdekorierten Ulmer Crossover-Jazztrompeter im nahegelegenen Biberach viele Worte zu machen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Sein im September 2024 bei Jazzhaus Records erschienenes genresprengendes Album „No Excuse“ ist eine bunte Tüte, Briefmarken-Sammelalbum ,gesellschaftspolitischer Diskurs & vor allem eines: good vibes! Musik, die mal an den Rock von Nick Cave and the Bad Seeds erinnert, mal an den Soul der Commodores und mal an die Psychedelic Vocals von Pink Floyd. Das neue Album ist ein Mix an Genres und Stimmungen, der einfach nur Spaß macht! Die Songs sind bunt, vielfältig, spannend, experimentell, fernab von musikalischer Konvention und doch unverkennbar Joo Kraus! Gute Laune garantiert. No Excuse! Mit im Gepäck in Biberach hat er das „Who’s Who“ der baden-württembergischen Jazzszene.

Joo Kraus – Trompete/Vocals
Jo Ambros – E-Gitarre
Ralf Schmid – (E-)Piano
Veit Hübner – Kontrabass
Torsten Krill – Schlagzeug

www.jookraus.com

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler……….

Foto: Rob Stirner

14.03.2025: Ania Paz Trio

Ania Paz Trio – Spaßmusik aus apartem Stilmix

Bezaubernde Melange aus kraftvollen Wurzeln gespeist

Aus afro-lateinamerikanischen Wurzeln gespeist, durch eine europäische Klassikausbildung und nordamerikanische Jazzeinflüsse geprägt und angereichert um avantgardistische und weltmusikalische Elemente, im Schmelztiegel Berlin zu einer schillernden Legierung zusammengebacken, traf die Musik des ungewöhnlichen Trios sofort den Nerv des beifallfreudigen Publikums im erneut ausverkauften Jazzkeller. Die peruanische Komponistin und Pianistin Ania Paz, die an der Universität der Künste in Berlin unterrichtet, stellte mit ihrer neuesten Produktion „Espacios“ ein originelles Konzept in einer stringenten Metamorphose zu einem überzeugenden Personalstil vor.

Neben ihrer eigenen, durch Herkunft, Leidenschaft, Ausbildung und Erfahrung geformten individuellen Musiksprache und ihrem zupackenden Klavierspiel konnte sie zwei stilistisch völlig eigenständige, ja disparate und dabei höchst kreative und virtuose Musiker in ihr Konzept einbinden und diesem damit eine enorme Durchschlagskraft verleihen. Mit Christoph Hillmann am Schlagzeug hat sie einen der besten seines Faches verpflichtet. Auf dem kleinen Jazzclub-Drumset, ergänzt um fünf, teils recht eigenwillige Becken, etwas Klein-Perkussion und einem Arsenal unterschiedlicher Stöcke und Schlägel erzeugte er ein hochdifferenziertes, wundervolles, nie aufdringliches ungewöhnlich farbenfrohes Klangbild mit stimulierenden Akzent-Rhythmen und frappierenden Soloeinlagen. Der Italiener Carmelo Leotta steuerte, teils etwas blueslastige, dabei überaus melodische Hochgeschwindigkeitskantilenen auf seinem Fretless Bass, dem bundlosen, „singenden“ E-Bass, zum Geschehen bei. Virtuose, teils mehrstimmige und von Flageolett-Tönen durchsetzte Improvisationen lockerten das Geschehen auf, differenziertes, hoch expressives Spiel mit Vibrato und Portamento, Slap-Einlagen, Lagenwechsel und einem hochpräzisen Timing konnten rundum überzeugen und begeistern.

Zusammengesetzte, unsymmetrische Taktarten, sich überlagernde Rhythmen, statische Ostinatoformen, vielfach variierte, folkloristische Themen aus verschiedenen Regionen Perus, jazztypische Vamps und Patterns, farbige Harmonien, strukturelle Vielschichtigkeit, farbige Klangexplosionen und viele weitere Gestaltungselemente klingen in Summe nicht nur kompliziert, das Resultat ist erwartungsgemäß eine schier unglaubliche Komplexität und Dichte. Dass diese komplexen Strukturen nicht konstruiert und abstrakt wirken, sondern eine unmittelbare Eingängigkeit, Überzeugungskraft und Tiefe entfalten, gehört zu den magischen Geheimnissen guter Musik.

Eine lebhafte Merengue aus der dominikanischen Republik führte die kurzweilige Performance zu ihrem finalen Kulminationspunkt und fuhr dem erhitzten Publikum gleichermaßen in die Beine, animierte zum Tanzen oder wenigstens zum Mitwippen. Wenn nur der Platz dafür vorhanden gewesen wäre …

Text und Fotos: Helmut Schönecker