Kritik – Seite 18 – Jazzclub Biberach e.V.

27.04.2018: The Mband

Biberacher „The Mband“ vermittelt viel Freude

Superstimmung mit Gabriel Mbanda im ausverkauften Jazzkeller

BIBERACH – Voller Elan und vor übervollem Hause läuteten die Local Heroes der „The Mband“ in internationaler Besetzung einen beschwingten Konzertabend im Jazzkeller ein, mit African Soul, Funk, Salsa, Blues, Jazz und unbändiger Spielfreude. Gabriel Mbanda, in Biberach lebender, gebürtiger Kameruner Komponist, Sänger und E-Bassist, hat mit dem aus Peru stammenden Wahlbiberacher Perkussionisten Cesar Gamero, dem aus der Region stammenden Samuel Erb am Drumset und dem Jazzpianisten Joe Fessele, ebenfalls kein Unbekannter in Biberach, ein faszinierendes Projekt begründet. In bestem Deutsch erläuterte Mbanda die Hintergründe seiner Kompositionen und animierte ein begeistertes Publikum ein ums andere Mal sogar zum Mitsingen.

Grundlage der beseelten und authentisch wirkenden Kompositionen von Gabriel Mbanda waren häufig Lieder aus seiner alten Heimat, gesungen mit sympathischer und dabei äußerst wandelbarer Stimme in der Originalsprache oder auf Englisch. Ein „Lolodorfer Blues“ – der Name der 45.000 Einwohner-Stadt im Südwesten Kameruns geht, nach Gabriel Mbanda, noch auf die mit unguten Erinnerungen verbundene Kolonialzeit zurück – groovte im flotten Funkrhythmus, viele weitere Stücke wie „Nenn“, „Nasibi“ oder „Massoma“ waren durch lateinamerikanische Rhythmen geprägt. Besonders Cesar Gamero erstaunte immer wieder durch hochdifferenzierte, mehrschichtige Rhythmen, die er in gewohnter Zurückhaltung und dadurch äußerst banddienlich einer riesigen Batterie an entsprechendem Equipment entlockte. Nur bei gelegentlichen Soli trat er aus dem Schatten seiner Mitspieler hervor und ließ seiner Leidenschaft ungebremsten Lauf.

Im Titel 360° hing auch musikalisch „alles mit allem zusammen“: Weltmusik par excellence vom ehemaligen Gewinner des „World Music Awards“. Ein Konglomerat aus verschiedenartigen Rhythmen, zusammengehalten vom äußerst präzise agierenden Drummer Samuel Erb und geprägt durch knackige, hochvirtuose Slaptechnik von Gabriel Mbanda am E-Bass, ganz im Stil von „Drum & Bass“, pulsierte als hochenergetisches Gemisch durch den Äther, immer wieder auch angefeuert durch kubanische Piano-Licks vom Pianisten Joe Fessele. Fessele, der neben eigenen Projekten hier zwar nur als „Sideman“ antrat, spielte sich demgemäß nicht in den Vordergrund, hatte aber sichtlich Spaß am Geschehen und setzte mit gelegentlichen Improvisationen herausragende und vielumjubelte Akzente.

Ein ausgewogener, transparenter Band-Sound, äußerst abwechslungsreiche Kompositionen und überzeugende Arrangements, hohe Emotionalität und eine geschickte Dramaturgie ließen einen über dreistündigen Konzertabend mit viel Szenenapplaus in Windeseile vergehen. Schade für viele Fans, dass man diese Musik (noch) nicht als CD mit in den Alltag nehmen kann. Umso mehr Grund dazu, kein Konzert dieser „The Mband“ zu verpassen.

Text: Helmut Schönecker
Fotos (Galerie): Helmut Schönecker
Foto (Beitragsbild): Wolfgang Volz

21.04.2018: Biberacher Jazzpreis 2018 (Konzert: Olivia Trummer)

Mitreißender Nu Jazz und zarte Balladen

Von Bernd Guido Weber (veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung am 23. April 2018)

BIBERACH – Das fängt ja gut an! Ein Wikinger namens Axel Zajac an der E-Gitarre mit langem, roten Bart. Jo Beyer pusht die Drums. Salim Javaid jagt mit dem Sax die Töne in energetische Sphären. Das Trio Malstrom aus Köln beginnt mit Klanggefitzel und Erkundungen, gibt Gas, mit rasend schnellen Interaktionen. Überrascht aber auch mit ruhigen, melodischen Phasen. Nu Jazz in Bestform. Manchem in der gut gefüllten Stadthalle Biberach ist das zu viel Power, die meisten sind hellauf begeistert. Hört man wirklich nicht alle Tage.

32 ganz unterschiedliche Jazzformationen hatten sich für den 13. Biberacher Jazzpreis beworben, 27 werden angenommen, fünf zum Wettbewerb eingeladen. Amateure, Studis, Jungprofis, nicht älter als 26 Jahre. Die Jury ist mit dem Jazzer Dieter Ilg, mit den Professoren Jürgen Seefelder und Frank Sikora, dem Journalisten Oliver Hochkeppel und Helmut Schönecker vom hiesigen Jazzclub kompetent besetzt. Es winken Preise in Höhe von 5000 Euro, dazu der mit 500 Euro dotierte Publikumspreis sowie der von Frank Sikora gestiftete Kompositionspreis über 500 Euro.

Melodische Eigenkompositionen

Die Posaunistin Janika Löttgen mit ihrem Quartett setzt dieser Malstrom-Energie ganz andere Klänge entgegen. Melodische Eigenkompositionen, ein starker Kontrast. Eindrücke aus Johannesburg, die herbe, stille Landschaft Islands. Satte, weite Klangbilder. Für die Folkwang-Studenten reicht es damit nur für den fünften Platz. Die Dresdner Pianistin Johanna Summer bringt mit ihrem Trio melodischen, modernen Jazz. Virtuos, mit kleinen freien Ausflügen, alles selbst komponiert. Ein feines Trio, vielleicht etwas zu wenig überraschend. Die Jury wählt sie auf den dritten Platz, dazu überreicht ihr Frank Sikora den Kompositionspreis.

Dann das „Jakob Manz Project“: Die vier munteren Schwaben aus Dettingen an der Erms begründen im Trailer ihre Teilnahme mit „Wir spielen gerne zusammen, und wir brauchen das Geld“. Paul Albrecht ist am Schlagzeug, Frieder Klein am E-Bass, Hannes Stollsteimer am Bösendorfer. Spiritus Rector ist Jakob Manz mit seinem Saxophon. Ein ganz heißer Saxer! Dazu pulsiert der Bass, der Drummer wirkt handfest, der Mann an den Tasten beherzt, dabei filigran. Es gibt reichlich Zwischenbeifall, auch für das Stück „Maikels Mops motzt“. Mucksmäuschenstill wird’s im Saal, als Manz eine bezaubernde Ballade anstimmt. Die Band zurückgenommen, der Saxophonist zeigt reifes Können. Lange Soli, zarthauchend verklingend. Klasse.

Berliner Eleganz

Die letzte Band, Heavy Therapy aus Berlin klingt so gar nicht heavy. Eher Berliner Eleganz als harte Klänge. Arno Grußendorf bestimmt mit seiner E-Gitarre den Sound, leider mit zu viel Effektgeräten am Boden. Dazu der Saxer, der sich durch seine langen Rastas auszeichnet, ein solider Basser und ein punktgenauer Drummer. Milde, schöngeistige Klänge, mit großen Bögen. Die Jury setzt die Berliner auf Platz vier.

Olivia Trummer hat schon 2008 am Biberacher Wettbewerb teilgenommen, einen Preis gewonnen. Seitdem hat sie eine beachtliche Karriere hingelegt. Die Pianistin und klassisch ausgebildete Sängerin überbrückt mit einem Kurzprogramm die Zeit bis zum großen Finale. Schöne alte Songs, etwa von Gershwin. Scatgesang, der staunen macht. Die seelenvolle Eigenkomposition „Embracing“, fabulierende Poesie. „Wo die Liebe hinfällt, da soll sie gedeihen“. Riesenbeifall für die Künstlerin mit Ausstrahlung.

Am Ende geht der Publikumspreis, keine Überraschung, an das „Jakob Manz Project“. Und die Bands für die ersten beiden Plätze liegen so dicht beisammen, dass die Jury zwei erste Plätze vergibt – an Malstrom und Jakob Manz. Zu Recht, denn das Niveau war hoch bei diesem 13. Biberacher Jazzpreis.

Link zum Archiv der Schwäbischen Zeitung:
https://www.schwaebische.de/home_artikel,-mitreißender-nu-jazz-und-zarte-balladen-_arid,10857056.html

13.04.2018: Andi Kissenbeck Trio

Andi Kissenbeck Trio mischt den Jazzkeller auf

Traditioneller Hammond-Sound lockt viele Fans zu den Jazzbibern

BIBERACH – Im langsamen Chorus oder im schnellen Tremolo oder irgendwo auf dem Weg dazwischen, die Töne der legendären Hammondorgel über ein originales Leslie-Tonkabinett mit rotierenden Lautsprechern abgespielt, sind lebendig und ausdrucksstark, in ihrer Charakteristik unter allen elektronischen Tonerzeugern einzigartig und seit den 1950er Jahren stilprägend. Andi Kissenbeck hat sich als Organist und Bandleader diesem großen Erbe kompromisslos verschrieben. Jazz-, Funk-, R & B-, Rock- oder Latin-Stücke von verträumt bis feurig pulsierten im Sound der viel gepriesenen Hammond B3 und gehen auch heute noch buchstäblich unter die Haut. Kongenial unterstützt wurde der Münchner Orgelprofessor im Biberacher Jazzkeller durch den jungen Senkrechtstarter Paul Brändle an der Jazzgitarre und den Topdrummer Guido May, der seine Meriten unter anderem als Jazz- und Funkschlagzeuger von Diana Krall, Maceo Parker oder Pee Wee Ellis verdient hat.

Mit dem Swingstandard „I remember you“ eröffnete das Trio einen unterhaltsamen und fulminanten Jazzabend in einer federnden Leichtigkeit, wie sie wohl nur bei jenen Künstlern zu finden ist, die ihre eigene Musiksprache gefunden haben, die sich wort- und blicklos verstehen, weil sie auf einer Wellenlänge schwingen. In den Anmoderationen von Andreas Kissenbeck klang zwar gelegentlich eine didaktische Note an, wenn der von seinem Metier begeisterte Jazzprofessor über die Wurzeln seiner Musik oder die physikalisch-technischen Grundlagen des Hammond-Sounds dozierte.  Während seiner Improvisationen war davon jedoch rein gar nichts mehr zu spüren und der Vollblutmusiker versank Hals über Kopf in seinen atemberaubenden Interpretationen. Immerhin erfuhr auch der Nicht-Keyboarder auf diese Weise, dass ein schwäbischer Tüftler aus der Nähe von Ulm das geschafft hat, was seit Jahrzehnten weltweit niemand auf die Reihe bekam. Durch „Physical Modelling“ entwickelte er mit der „Uhl X3 Smooth“ ein leicht transportables Instrument mit den Eigenschaften der alten, zentnerschweren Tone-Wheel-Orgel.

Anklänge an die New Orleans Ära gab es danach mit der gar nicht so traurigen Beerdigungsmusik „Just a closer walk with thee“ und dem charakteristischen „Second Line Groove“. Rock- und Bluestitel vom Gitarristen Paul Brändle komponiert und in den traditionellen Fender-Sound verpackt, wechselten mit wundervoll „funky“ groovenden Coverversionen. Selbst vor „Moon River“, dem oscarprämierten Filmsong von Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“ scheute das Trio nicht zurück. Auf welch subtile Weise die ehrwürdige Melodie von Henry Mancini von dem begnadeten Trio dabei in die hippe Gegenwart „geshuffelt“ wurde, darf als beispiellos gelten. Noch einmal mehr Fahrt nahmen die drei inspirierten Musiker dann im zweiten Set auf. Flotte 5/4 Takte („Beatrice“ von Sam Rivers), freche Funky-Nummern, tiefsinnige Balladen aber auch der besonders vom wie entfesselt aufspielenden Drummer Guido May geprägte Duke-Ellington-Titel „Caravan“ ließen die Wogen der Begeisterung immer höher schlagen und so durften die gefeierten Heroen des Abends schließlich auch nicht ohne Zugabe von der Bühne.

Text und Fotos: H. Schönecker

09.03.2018: Tuija Komi Quartett

Jazz-Diva Tuija Komi im Hoch

Von der zauberhaften Magie des Augenblicks

BIBERACH – Chefin im Ring war ohne Zweifel die finnische Sängerin Tuija Komi. Mit ihrem hochkarätig besetzten Quartett war sie nach knapp sechs Jahren wieder einmal zu Gast bei den hoch erfreuten Jazzbibern. Neben einigen bewährten Songs aus ihrem breitgefächerten Repertoire, darunter die witzig-freche Interpretation von „Pippi Langstrumpf“, gab es einen starken Vorgeschmack auf die nächste CD. Ende März geht es ins Studio und die Stücke sind bereits aufs Feinste ausgearbeitet. Schon der Opener „Music is Magic“ verwies auf das Motto der Künstlerin und begeisterte vom ersten Ton an. Die originelle und sympathische Moderation der in München lebenden Diva trug dabei nicht unwesentlich zur entspannten Wohnzimmeratmosphäre und zu einem erfüllten und kurzweiligen Konzertabend bei.

Der weitgereiste und vielbeschäftigte Pianist, Arrangeur und Komponist Walter Lang lieferte den roten Faden durch die Kompositionen des Abends. Während Tuija Komi, besonders eindrucksvoll in „Gabriellas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“, unbeirrt und zutiefst von der wundervollen Melodie erfüllt, den weitgehend original belassenen Gesangspart mit innigem Ausdruck interpretierte, setzte die von Walter lang arrangierte Begleitung einen völligen Kontrapunkt dagegen. Diese Konstruktion erwies sich in jeder Hinsicht als frisch, unkonventionell und stark kontrastierend. Genau dies verlangte aber auch einen starken Widerpart von der Singstimme. Nachdem auf Tuijas Nachfrage eine Besucherin aus der ersten Reihe die Vorgeschichte des Songs treffsicher auf den Punkt gebracht hatte, wurde überaus sinnfällig, wie gerade dieses spezielle Arrangement den Inhalt und die Symbolik des Songs verkörperte. Die von ihrem gewalttätigen Mann misshandelte Gabriella findet trotz aller Widerstände über den Gesang ihren Weg in ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben.

Völlig nebensächlich aus welcher stilistischen Ecke die Inspirationen kamen, Soulballaden, balkanisch gewürzter Latin Jazz, Lieder aus dem Land der Mitternachtssonne, Schlager von ABBA, eingängige Lieder aus Film und Fernsehen, Weltmusik, Finn-Pop, R’n’B, Swing, Jazz Waltz, Tango, Drum & Bass oder auch Gospel, immer klangen die Stücke authentisch und wie aus einem Guss. Die zauberhafte Magie von Tuijas Stimme und die eigenständigen bis eigenwilligen Interpretationen adelte jede Vorlage. Maßgeblich dazu bei trugen aber auch die Männer im Hintergrund. Der Slowake Peter Cudek am zerlegbaren Reisekontrabass und der dezent aber immer inspiriert groovende Martin Kolb am Drumset bildeten mit dem souveränen Walter Lang zusammen ein eingespieltes homogenes Team.

Vor allem Walter Lang erwies sich in seinen ausgedehnten Solo-Improvisationen als außerordentlich fesselnder musikalischer Geschichtenerzähler. Wie Scheherazade aus 1001 Nacht, deren kraftvoller Rhetorik und deren kunstvoll verwobenen Erzählfäden sich der Sultan nicht entziehen konnte, schlug auch Lang mit seinen fantasievollen, klugen Exkursionen voll überschäumender Leidenschaft und tiefer Melancholie das enthusiastisch jubelnde Publikum in seinen Bann. Trotz der späten Stunde gab es mit „If I had my live to live over again“ auch noch eine Zugabe mit klarem Bezug zum Leben der ehemaligen Siemens-Projektmanagerin und „Voice of Germany“-Teilnehmerin, die ihren dankbaren Zuhörern einen großen Abend voller magischer Momente und erfüllter Augenblicke geliefert hat.

Text und Fotos: H. Schönecker

02.03.2018: Jochen Feucht Trio

Jochen Feucht Trio – Leichtes Spiel mit inspiriertem Publikum

Weltoffene Universalität und weite Klangräume zwischen Zeit und Raum

BIBERACH – Von der transzendenten Leichtigkeit des Seins durchdrungen, in schwerelos schwebender Klanglichkeit und von langem Atem durchpulst strömten die von Jochen Feucht komponierten Stücke im Freitagskonzert des Jazzclubs unmittelbar in die Seelen der entrückt lauschenden Zuhörer im Jazzkeller. Fernöstliche Philosophien öffneten den Horizont, Assoziationen von weiten Landschaften jenseits von Raum und Zeit entstiegen tiefer Kontemplation. Wie vom Bandleader, Saxophonisten, Flötisten und Bassetthorn spielenden Jochen Feucht in seiner Anmoderation empfohlen, tauchte der größte Teil des Publikums mit geschlossenen Augen schnell in den unendlichen Kosmos von „Light Play“ ein.

Die Stücke auf der vorgestellten CD „Light Play“ sind trotz oder gerade wegen ihrer Leichtigkeit keineswegs eine leicht zu spielende Musik. Ungewöhnliche Takt- und Tonarten, eine stark ausdifferenzierte Rhythmik und äußerst vielseitige formale Strukturen mit einer riesigen Bandbreite von meditativen, an die Schlichtheit der Minimal Music erinnernden Passagen, rasanten Unisonoketten und hochverdichteten, polyphon eindringlichen Abschnitten wurden mit gutem Gespür für die Dramaturgie immer wieder aufgelockert durch virtuose Improvisationen vor allem vom Komponisten und dem konzentriert und souverän agierenden Vibraphonisten Dizzy Krisch. Sparsam eingesetzte Cymbel- und Glöckchenklänge des Bandleaders gemahnten immer wieder an die Harmonie und Ausgeglichenheit des Feng Shui.

Die meisten Titel der Stücke korrespondierten auf verblüffende Weise mit ihren künstlerischen Inhalten. Eine gewisse Statik und Coolness passte zu dem vereisten „Mimas“, einem der 62 Saturnmonde, ebenso wie die exotischen an Indien erinnernden Klangfarben zum Titel „Kardamom“ oder die verhauchten, weitgespannten Melodielinien der Querflöte zu Beginn von „Sumit“ an die japanische Kirschblüte oder feierliche Teezeremonien. Die Klänge der 12saitigen Akustikgitarre von Günter Weiss aus Stuttgart erinnerten mitunter an eine indische Sitar, die Schwebungen der Doppelseiten verbanden sich bestens mit den schwebenden Klängen des Vibraphons.

Neben seinen Eigenkompositionen war Feuchts Lieblingskomponist und Multiinstrumentalist Ralph Towner mit mehreren Kompositionen im Abendprogramm vertreten. „Drifting Petals“, ein inniger Walzer von Towners Debüt-CD „Solstice“ (1974 mit Jan Garbarek, Eberhard Weber und Jon Christensen beim legendären Label ECM in München aufgenommen) oder „Icarus“ aus dem vierten Soloalbum sowie „Celeste“ aus dem unter Mitwirkung von Kenny Wheeler produzierten Album „Old friends, new friends“. Allen Stücken gemeinsam war, trotz ihrer Zuordnung zu unterschiedlichen Schaffensphasen, die weltoffene Universalität und die Öffnung weiter Klangräume. Eine Ästhetik, die sich mit den Klangvorstellungen von Jochen Feucht weitgehend deckt.

Als Zugabe für das glückliche und zufriedene Publikum gab es noch einen Titel von John McLaughlin aus dessen ebenfalls durch klassische indische Musik inspiriertem Œuvre. Zahlreiche Besucher nahmen sich außerdem auch noch eine „Light Play“–CD als Zugabe mit.

Text und Fotos: H. Schönecker

23.02.2018: B3

Fusion-Jazz lockt viele Besucher in den Biberacher Jazzkeller

Der Auftritt der Jazzrock-Band „B3“ aus Berlin – zu Recht von der Band selbst als „Finest Fusion“ angekündigt – sorgte am Freitag für einen vollen Jazzkeller. Die meist sehr eingängige Mischung aus Rock und Jazz mit Einflüssen aus Soul, Funk und Blues wurde angereichert durch virtuose Soli auf Hammond-Orgel und Keyboards (Andreas Hommelsheim) und E-Gitarre (Ron Spielman, der sich bei einigen Stücken auch als Sänger als Ausnahmekünstler erwies) und angetrieben vom Groove der Rhythmussektion mit Christian Krauss am Bass und Lutz Halfter an den Drums.

Die Instrumentalstücke stammten überwiegend von dem als Filmmusikproduzent erfolgreichen Andreas Hommelsheim, der in seinen Ansagen auch den Anstoß lieferte zu Traumreisen beispielsweise an den Strand von Kolumbien oder zu Kamelkarawanen in der Wüste, auch Szenen seiner ersten Ehejahre wurden musikalisch umgesetzt.

Begeistert waren am Ende sowohl das Jazzclub-Stammpublikum als auch viele Musikliebhaber, die man sonst eher bei Rockkonzerten antrifft und die den Weg in den Jazzkeller teilweise wohl zum ersten Mal gefunden haben. Die mittlerweile 3 CDs der Berliner Musiker fanden großen Absatz, vielfach auch gleich im Dreierpack.

Text: Peter Kiene
Fotos: Wolfgang Volz