Archiv – Seite 78 – Jazzclub Biberach e.V.

11.10.2013: Deep Schrott

„DSDS“ im Biberacher Jazzkeller

Kurzweilig und unterhaltsam, bisweilen etwas makaber und mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors ausgestattet, präsentierte das „einzige Bass-Saxophon-Quartett des Universums“ im Biberacher Jazzkeller feinsinnige Skurrilitäten oder auch rotzfreche Gemeinheiten im rustikalen Charme eines einzigartigen Klanggewandes. Vor allem die Stücke von der neuen CD „Dark Side of Deep Schrott“ (DSDS), die Anfang kommenden Jahres erscheinen soll, zeugen von einer erfrischend kraftvollen Innovationsfähigkeit der vier international renommierten Spitzenmusiker. Mit Wollie Kaiser, dem Gründungsmitglied der Kölner Saxophon Mafia und deren langjährigem Mitglied Dirk Raulf, Gründer und Kopf des Quartetts, kam auch ein guter Teil der musikalischen Konzepte dieses schon legendären Ensembles zu „Deep Schrott“.

Das Komponieren und Arrangieren für vier Bass-Instrumente stellt eine permanente Herausforderung an alle Beteiligten dar. Tonumfang und klangliche Möglichkeiten des Instrumentes müssen voll ausgenutzt und mit allen möglichen Tricks und Kniffen erweitert werden. Der verbleibenden klanglichen Uniformität muss eine große stilistische und spieltechnische Vielfalt gegenüber gestellt werden. So wurden Klappengeräusche, geräuschvolles Atmen ins Instrument, schmatzende, schnalzende, gurgelnde Töne oder auch die Sprechstimme zur Erweiterung des Klangspektrums ebenso ungeniert eingesetzt, wie stilistische Parforceritte durch Jazz, Rock, Pop, moderne Musik und Weltmusik unternommen wurden. Jan Klare aus Münster und Andreas Kaling aus Bielefeld komplettieren das originelle Quartett und steuern ebenfalls pfiffige Kompositionen und Arrangements zum abwechslungsreichen Programm bei.

„Deep Schrott“ bringen Bob Dylan und Hanss Eisler, „Smells like teen spirit“ von Nirvana aus den frühen 90ern, Stücke von Black Sabbath, Alice Cooper oder von “The Doors” aus den 60ern und 70ern zusammen. „Everybody must be stoned“, eine Hommage an den großen Melodienerfinder Dylan zu seinem 70sten, sowie eine Reihe von Eisler-Liedern, dessen Nähe zu Bert Brecht oder Adorno und der neuen Wiener Schule zur musikalischen Avantgarde der 50er und 60er Jahre führen, thematisieren die, gerade auch im Angesicht des neoliberalen Finanzgebarens im Vorfeld der jüngsten Schulden- und Eurokrisen, hochaktuellen Zusammenhänge und laden zur kritischen Reflexion ein.

Die Bezüge auf die Anfänge der “Hard & Heavy”-Bewegung in der Rockmusik bilden nicht nur verbale Anklänge an das musikalische „Schwermetall“ jener Zeit. Der sehr präsente Brachialsound des tiefen Saxophon-Blechs (das gleichwohl zu den Holzblasinstrumenten zählt) sowie die musikalische Struktur der Stücke, oft eine wechselnde Solostimme und drei, häufig ostinat geführte Begleitstimmen, spiegeln gleichzeitig die Intentionen der frühen Heavy-Metal-Bewegung wieder und werfen doch ein ganz neues, eigenwillig ironisches Licht darauf. Dass auch „Swingtitel“ oder Songs von ABBA (in der Zugabe) demontiert und neu zusammengesetzt Eingang ins Quartett-Repertoire finden, lässt in all der Ernsthaftigkeit künstlerischer Auseinandersetzung doch auch die hellen Seiten von Deep Schrott aufscheinen. Das Publikum zeigte sich von beidem begeistert und inspiriert.

 

gez. H. Schönecker

Deep Schrott

Am 11.10.2013 um 20:30

Ort: Jazzclub Biberach
(c/o Bruno-Frey-Musikschule, Wielandstraße 27, 88400 Biberach an der Riß)

Beschreibung
Das einzige Bass-Saxophon-Quartett des Universums

Das 2008 von Dirk Raulf ins Leben gerufene Ensemble DEEP SCHROTT darf für sich ein Alleinstellungsmerkmal beanspruchen: DEEP SCHROTT ist das erste und einzige Bass-Saxophon-Quartett der Welt, der Geschichte, nein: DES UNIVERSUMS.

Vier deutsche Musiker, die sich national wie international einen Namen als Instrumentalisten und Komponisten gemacht haben, widmen sich hier ausschließlich den klanglichen Möglichkeiten des Bass-Saxophons.

DEEP SCHROTT ist einerseits buchstäblich Heavy Metal, eine klingende „Raffinerie“, ein futuristisch anmutender, ächzender, schnaubender, schnarchender, knarzender Doo-Wop-Blechhaufen, der einem Überseehafen Konkurrenz machen kann. Andererseits ein technisch virtuoses, subtiles, hochsensibles, am Rand der Stille operierendes Ensemble, das vom Luft- und Klappengeräusch bis zu extremen Obertönen alle Möglichkeiten des scheinbar so limitierten Instrumentes ausschöpft.

Neben eigenen Kompositionen bearbeiten DEEP SCHROTT mit Vorliebe Klassiker aus Rock und Pop: Led Zeppelin, die Beatles, Fleetwood Mac, die Rolling Stones, King Crimson, Slipknot oder Kylie Minogue in Versionen für vier Bass-Saxophone. Als Inspirationsquelle und Assoziationspunkt des musikalischen Materials von DEEP SCHROTT dient denn auch – neben Strukturen und Parametern aus Jazz, Improvisierter Musik oder Neuer Kammermusik – immer wieder das Rockgenre. Mit Vorliebe lässt man sich von härteren Spielarten zwischen Grunge, Heavy Metal, Thrash Metal oder Punk inspirieren.

Brachiale Riffs, tonnenschwere Grooves, aggressive Improvisationen – und daneben leichtfüßige Melodien, feinsinnig gewebte Klangspektren und humorvolle Zitate: Dies alles ist neu, überraschend, einzigartig, skurril und überwältigend.

Es ist DEEP SCHROTT.

Besetzung:
Wollie Kaiser: Bass-Saxophon (Köln/Saarbrücken)
Andreas Kaling: Bass-Saxophon (Bielefeld)
Jan Klare: Bass-Saxophon (Münster)
Dirk Raulf: Bass-Saxophon (Köln)

Eintritt: 15 EUR / ermäßigt 12 EUR
Karten & Platzreservierungen: kasse@jazzbiber.de
(Bitte bis spätestens 15:00 Uhr am Tag des Konzerts)

www.deepschrott.de
www.myspace.com/deepschrott

20.09.2013: BHS Organ Trio

Konzert im Jazzkeller

BHS Organ Trio eröffnet neue Konzertsaison des Jazzclubs

BIBERACH – Original Hammond Orgel und Leslie-Tonkabinett stehen nicht nur bei Klangfetischisten auch heute noch hoch im Kurs. Der damit verbundene Kult erinnert schon an die legendären historischen Instrumente der Cremoneser Geigenbauschule eines Amati, Guarneri oder Stradivari. Guterhaltene Instrumente erzielen auf dem Gebrauchtmarkt Preise im Bereich eines neuen PKW der gehobenen Mittelklasse. Wenig verwunderlich also, dass sich im Publikum des letzten Jazzclubkonzertes mit dem „BHS Organ Trio“ neben erklärten Jazzfans auch eine ganze Reihe von Hammondfans einfanden um dem legendären Sound der Kultorgel zu lauschen und zu huldigen.

Anders als die international gefeierte Jazzmusikerin Barbara Dennerlein, die ihre voll aufgerüstete und mit Hightech vollgestopfte Hammond in ihren Auftritten virtuos und solitär zelebriert, ist die Hammond beim Schweizer BHS Trio im authentischen Originalsound integraler Klangbaustein im musikalischen Konzept des Trios. Thomas Bauser an der Hammond B3 und Franz Hellmüller an der E-Gitarre zeichnen verantwortlich für die Kompositionen des Trios, die besonders durch eine fein aufeinander abgestimmte Klanglichkeit gleichberechtigter und gleichwertiger Stimmen in einer dichten, oft polyphonen Struktur beeindrucken. Hauptverantwortlich für den raffinierten Groove der Stücke zeichnet der Schlagzeuger Michi Stulz, der sich aber trotz ständiger Präsenz nie in den Vordergrund drängte.

Die Stücke des Trios, besonders das schwungvolle „Waltz for Sophie“ zu Ehren der Frau des Organisten und das bunt schillernde „La Capitale“ in Würdigung der französischen Hauptstadt Paris, wirken gleichermaßen modern und doch der Tradition verbunden. Modern vor allem bezüglich ihrer Rhythmik und Struktur sowie der Einbindung neuerer stilistischer Trends in Richtung des „New Pop“ oder „Modern Funk“, traditionell bezüglich der Sounds und Patterns, die ihre psychedelischen Wurzeln und stilistischen Anklänge u.a. an die deutsche Gruppe „Kraftwerk“ nicht verleugnen konnten. Dass der traditionelle Hammond-Sound und die technischen Möglichkeiten einer zweimanualigen Orgel mit Vollpedal ihre musikalischen Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt haben, stellte Bause eindrucksvoll unter Beweis. Auf drei musikalischen Ebenen sowie mit ständigem umregistrieren der zahlreichen Schieberegler vielbeschäftigt und voll multitaskingfähig saß er im Zentrum des homogenen musikalischen Bandgeschehens als „primus inter pares“.

Kontemplative Versenkung in den klanglichen Untiefen der tiefsinnigen Kompositionen war ebenso möglich, wie federndes Mitschwingen und Mitwippen bei den zupackenden, modernen Grooves. Fetzig ist jedoch anders. Trotz schweizerisch-dezenter Zurückhaltung der Musiker kam mancher Anfeuerungsruf aus dem interessierten Publikum, welches sich auch eine kurze Einführung in die Geheimnisse der B3 und des Leslie-Tonkabinetts wünschte. Die Erklärung durch Thomas Bauser fiel dann allerdings eher nüchtern aus: Hammond B3 im neuen transportablen Gehäuse („im Originalgehäuse wäre das 250kg Instrument nicht so reisetauglich gewesen“) und ein früher Vorläufer des Leslie-Tonkabinetts mit den rotierenden Lautsprechern aus dem Jahr 1952 mit stillgelegtem Bass-Rotor „weil die tiefen Töne nicht wummern sollten.“ Enthusiasmus klingt anders. Ähnlich zurückhaltend erwiesen sich die Schweizer in ihren Zugaben. Nach langem Betteln gab es schließlich einen „Gute Nacht – Choral“. Das Publikum hätte sich durchaus mehr gewünscht.

gez. Dr. H. Schönecker

BHS Organ Trio

Am 20.09.2013 um 20:30

Ort: Jazzclub Biberach
(c/o Bruno-Frey-Musikschule, Wielandstraße 27, 88400 Biberach an der Riß)

Beschreibung
Groovende Orgel-Sounds

Das BHS Orgeltrio bewegt sich musikalisch fernab jeglicher „Straight Aheads“ in einer modernen und zeitgemäßen Stilistik, die den Begriff „Hammond Trio“ auf die Höhe der Zeit bringt. Da begegnet man z.B. einem Abstract Minimal Funk, der ohne die elektronische Clubmusik der letzten 15 Jahre kaum denkbar wäre. Beim BHS Organ Trio kommt der Groove Jazz in einer besonders raffiniert und fein gespielten Variante ins Haus, nicht nur stark an Muskeln, sondern auch mit Köpfchen.

Dass ein Orgeltrio auch zu anderem in der Lage ist als schmissige Monster-Grooves zu spielen, dafür ist dieses Schweizer Trio der Beweis. Es besteht aus dem Organisten Thomas Bauser (B), dessen Spiel irgendwo zwischen Larry Young und Dan Wall zu verorten ist, dem Gitarristen Franz Hellmüller (H) und dem Schlagzeuger Michi Stulz (S).

Die Stücke stammen allesamt von Bauser und Hellmüller, darunter der charmante „Waltz for Sophie“, das aufregende „La Capitale“ und das nicht nur humorvoll betitelte „Schweinegrippe“. Hellmüller und Stulz spielen gemeinsam in der Band von Lisette Spinnler, vielleicht harmonieren sie deshalb so hervorragend. Dominiert wird die Band aber natürlich – wie sollte es anders sein – von Bausers fauchender und schnaufender Hammond B3. Er ist ein echter Enthusiast seines Instruments – was man auch daran sehen kann, dass er in seiner Wahlheimat Freiburg im Breisgau die „Hammond Jazz Nights“ ins Leben gerufen hat.

Veröffentlicht am 05. Sep 2011 unter Trackback URL: http://www.jazzthing.de/review/bhs-organ-trio-go/trackback/

Besetzung:
Thomas Bauser: Hammond B3
Franz Hellmüller: guitar
Michi Stulz: drums

http://www.bhsorgantrio.com/

Eintritt: 15 EUR / ermäßigt 12 EUR
Karten & Platzreservierungen: kasse@jazzbiber.de
(Bitte bis spätestens 15:00 Uhr am Tag des Konzerts)

LadyBirds

Am 13.09.2013 um 20:00

Ort:
Stadtbücherei

Beschreibung
Duo LadyBirds: Kriminaltango
Kriminalgedichte, Balladen und Songs

20:00-20.45 Uhr, 21.15-22:00 Uhr, 22.30-23.15 Uhr

Spannende Krimirevue mit Schlagern, Balladen und Kriminalgedichten von Wedekind, Kästner, Chobot und Musik von Hollaender, Puccini, Mancini, EAV, Prinzen.

Die Multi-Instrumentalistinnen Heike Michaelis und Susanne Riedl interpretieren Schlager („Ohne Krimi geht die Mimi“), Pop („Killing me softly“) und Filmusiken („James Bond Theme“) auf virtuose, jazzige Weise.

„Zahlreiche Stücke quer durch die Musikgeschichte- und -Genres bietet das Programm und immer geht es inhaltlich um Kriminalistisches. Dabei spielen die studierten Musikerinnen großartige Interpretationen von Stücken wie „Der Mörder ist immer der Gärtner“, „Bonnie und Clyde“, und Brechts Meistermoritat vom „Mackie Messer“. Fehlen durfte natürlich auch nicht der „Ba Ba Ba Banküberfall“. Riedl blies beeindruckende Improvisationen auf Alt- und Tenor-Saxophon und Michaelis paraphrasierte am Flügel gekonnt Themen wie „Goldfinger“ oder „Miss Marple“ – und beide gingen in Rimsky Korsakovs „Hummelflug“ auf Verbrecher-Aufholjagd im symbolischen Sinne.“

Joachim Schreiner in: Frankfurter Neue Presse, 16.01.2013

Kooperation Jazzclub Biberach mit der Stadtbücherei im Rahmen des Biberacher „Kulturparcours“

Besetzung:

Susanne Ried: Saxophone, Gesang, Piano, Akkordeon
Heike Michaeli: Piano, Vibraphon, Gesang, Percussion

Weitere Infos bei der Stadtbücherei Biberach:
www.facebook.com/events/1407931679422397/