Archiv – Seite 77 – Jazzclub Biberach e.V.

10.02.2012: Little Martin & The Roosters

Little Martin & The Roosters zu Gast beim Jazzclub Biberach

Heftige Bluesinfektionen im Jazzkeller

Keine Frage: Little Martin alias Martin Schönke und seine Profitruppe aus München haben den Blues! Bekanntlich kann man den Blues ja nicht einfach nur so runter spielen. Wer den Blues lediglich spielt, kommt von außen, geht eben nur spielerisch, akademisch oder gar pädagogisch und analytisch an den Blues heran. Das kann naturgemäß nicht funktionieren. Den richtigen Blues muss man im Blut, in den Genen haben. Oder man muss schon mal so weit unten gewesen sein, alles Leid der Menschheit persönlich im Rinnstein unserer Gesellschaft kennen gelernt und sich aus diesen Niederungen aus eigener Kraft wieder empor gekämpft haben. Dann und erst dann hat man den Blues und kann diesen auch glaubhaft, überzeugend, intensiv interpretieren oder gar leben, einfach spielen geht nicht.

Eine überraschend große Bluesgemeinde hat im Biberacher Jazzkeller den ausgebufften urbayrischen „Bluesern“ aus München ihre Lebensweisheiten begeistert abgenommen, sich vom typischen Bluesfeeling abholen lassen, mitgegroovt und mitgelebt und sich mit den unverwüstlichen Tönen des „Chicago Blues“ ein neues Lebenselixier verabreichen lassen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit einem unpässlichen Mikrofon und einer zunächst etwas düsteren Bühnenbeleuchtung stand mit einem Ersatz aus dem Fundus des Jazzclubs und mit der Routine von rund 120 Konzerten pro Jahr dem Siegeszug des Blues nichts mehr im Weg. Mit der archaischen Urgewalt einer Musik, die sich wie ein Rückgrat durch Jazz, Rock und Pop zieht und die sich dennoch ihre ursprüngliche Kraft bis heute bewahrt hat packte der bayrische Roosters-Blues sein Publikum mit Macht. Nicht nur die bekannteren Blues-Standards sondern mit der gleichen Überzeugungskraft auch die Eigenkompositionen von Martin Schönke schlugen eine Brücke in die Herzen der Zuhörer, die alsbald von einer heftigen Bluesinfektion ergriffen wurden.

Der Blues, auch der von „Little Martin“ kommt beileibe nicht virtuos daher. Im Gegenteil, je weniger Töne, desto treffender sitzen diese und dann braucht es auch nicht mehr davon. Die entspannte Unaufgeregtheit, ja geradezu Abgeklärtheit vor allem des Bandleaders an Gitarre und Mikrofon vermochte jene inspirierte „Coolness“ rüber zu bringen, die spätestens seit den Blues Brothers Filmen zu einem eigenen Blues-Kult geführt hat. Eine „Coolness“, die paradoxerweise das Blut zum Kochen bringt und ungeahnte Energien freisetzt. Unterwegs im Auftrag des Blues verschaffen Little Martin & The Roosters hoffentlich noch vielen Menschen eine musikalische Frischzellenkur.

Gez. Dr. Helmut Schönecker

Little Martin & The Roosters

Am 10.02.2012 um 20:30

Ort:

Beschreibung
Die vier Profi-Musiker aus München haben sich dem klassischen Chicago-Blues der 50er Jahre verschrieben. Little Martin & The Roosters bieten Musik der Spitzenklasse: knallhart und geradlinig, egal ob Slow Blues, also der klassische Chicago-Sound, oder flott fetzige Titel. Die Band überzeugt durch technische Souveränität und harmonische Einheit.

Neben bekannten Blues-Standards sind auch authentische Eigenkompositionen zu hören. Einfühlsames, dynamisches Zusammenspiel erzeugt ein intensives Blues-Feeling. Auch nach 25 Jahren Bandgeschichte und unzähligen Konzerten ist den Musikern der Spaß am Blues offensichtlich nicht abhanden gekommen. Frei von überflüssigen Schnörkeln widmen sie sich ihrer Berufung: Chicago Blues pur. Jazz at its best.

Besetzung:
Martin Schönke (voc, git)
Bernhard Schönke (bass)
Björn Kellerstraß (drums)
Alexandra Fischer (piano, voc)

www.myspace.com/littlemartinroosters

Eintritt 12 EUR / 9 EUR

Karten und Platzreservierungen: kasse@jazzbiber.de

Jazzclub Biberach: www.jazzbiber.de

03.02.2012: Cécile Verny Quartett

Konzert im Jazzkeller

Cécile Verny Quartet zeigt sich von seiner inspirierten Seite

BIBERACH – Ihr musikalisches Erfolgsrezept trägt noch so gut wie vor 12 Jahren, als sie ebenfalls im Jazzkeller ihr Biberach-Debüt gaben. Neben der ivorisch-französischen Namensgeberin mit der überaus expressiven Stimme spielen Bernd Heitzler (Bass), Andreas Erchinger (Klavier, Keyboards) und Lars Binder (Schlagzeug) seit über 20 Jahren in der Stammbesetzung zusammen. Die Texte von Cécile Verny, gelegentlich auch eine poetische Vorlage des visionären englischen Dichters William Blake, geben den drei komponierenden Mitmusikern das Sujet, den Anlass und die Inspiration zu ihren Kompositionen.

Die Seele der musikalischen Geschichten ist in der Ausführung unzweifelhaft die in Freiburg lebende französische Sängerin mit den westafrikanischen Wurzeln, deren sympathische, emotionsbetonte Moderation dem überaus zahlreich erschienenen Publikum auch willkommene Verstehenshilfen gab. Genussvoll entrücktes Zuhören, anfeuernder Applaus und Begeisterungsrufe aus dem Publikum trieben das Quartett zu inspirierten Darbietungen, die kaum vernehmbar darunter litten, dass der Kontrabass von Bernd Heitzler angesichts der arktischen Temperaturen beim Transport einem Frostschaden erlag. Die unbürokratische Soforthilfe seitens der Bruno-Frey-Musikschule, die kurzfristig ein Schülerinstrument zur Verfügung stellen konnte, half größere Probleme zu vermeiden.

Anders als in vielen traditionellen Quartettformationen mit Gesang versteht sich Cécile Verny nicht nur als Impulsgeberin oder pittoresken Rahmen für ausgedehnte, extrovertierte Instrumentalimprovisationen in linearer Reihung sondern bestimmt zu jeder Zeit das musikalische Geschehen mit. Das ist umso bemerkenswerter als die drei Begleiter nicht nur auf höchstem musikalischem Niveau agieren sondern als komponierende Musiker auch nicht der Gefahr inhaltsleerer Tonkaskaden oder langweiliger Verkettungen von Standardfiguren unterliegen. Cécile Verny improvisiert und scattet in allen Registern und Stilrichtungen, sie interpretiert höchst expressiv in allen Dynamikvarianten. Um es kurz zu machen, sie singt einfach wunderschön und bringt ihre künstlerischen Anliegen überzeugend zum Publikum rüber. Der Gewinn zahlreicher Preise und Wettbewerbe auch auf europäischer Ebene ist Beweis und Ausdruck dessen. Die zumeist dezenten Begleiter wussten die ihnen gewährten Freiräume durchaus virtuos zu nutzen. Bernd Heitzler im Wechsel zwischen Kontra- und E-Bass sowie akustischer Bassgitarre, Andreas Erchinger an Steinwayflügel und diversen Keyboards, oft sogar gleichzeitig. Und auch Lars Binder erweiterte das perkussive Klangspektrum um afrikanische Trommeln und weitere Effekte, ohne daraus gleich einen Kult zu machen. Ein runde Sache, die durch mehrere Zugaben einen begeisternden Abschluss fand.

Gez. Dr. H. Schönecker

Cécile Verny Quartet

Am 03.02.2012 um 20:30

Ort:

Beschreibung
Das Cécile Verny Quartet ist eine Jazz-Band aus Freiburg im Breisgau. Frontfrau und Namensgeberin der Band ist die an der Elfenbeinküste geborene und in Frankreich aufgewachsene Sängerin Cécile Verny.

Seit mehr als 20 Jahren ist Cécile Vernys Stimme eine der wichtigsten im europäischen Jazz: Ihre Liebe zu den Gesängen ihrer westafrikanischen Heimat, zum Gospel, zum französischen Chanson, zum Scat-Gesang, Blues und Swing sowie zu den amerikanischen Jazz-Standards verbindet sich zu einer anregenden, phantastischen Mischung.

Der Schlüssel ihrer erfolgreichen Karriere war von Anfang an ihr preisgekröntes Quartett. Das neue Programm »Keep Some Secrets Within« ist das beeindruckende Ergebnis der Suche von Cécile Verny, Bassist Bernd Heitzler, Pianist Andreas Erchinger und Schlagzeuger Lars Binder nach einem noch persönlicheren Klang und einer neuen rhythmischen Qualität. Alle Songs, ob auf Englisch oder Französisch gesungen, ob als erdiger Shuffle, als Ballade, Chanson oder spannende Uptempo-Nummer angelegt, konzentrieren sich auf die größte Stärke Vernys: Geschichten zu erzählen!

Besetzung:
Cécile Verny, vocals
Bernd Heitzler, bass
Andreas Erchinger, piano
Lars Binder, drums

Cécile Verny Quartet: www.cvq.de

Karten und Platzreservierungen: kasse@jazzbiber.de

Eintritt 12 EUR / 9 EUR

Jazzclub Biberach: www.jazzbiber.de

13.01.2012: Erste Deutsche Stubenjazz Combo

Erste Deutsche Stubenjazz Combo eröffnet das Biberacher Jazzjahr

Volle Pulle Stubenjazz vor vollbesetztem Haus gab es zum Auftakt des Jazzjahres beim Jazzclub Biberach. Eine gestandene, sechsköpfige Boy Group um den Jazztrompeter Michael T. Otto und ein zünftiges österreichisches Maderl als singende Frontfrau verbreitete im stimmungsvollen Ambiente des Jazzkellers vom ersten Ton an kurzweiliges Amüsement und hintersinnigem Esprit auf seiner haarsträubenden Gewalttour vom originären deutschen Volkslied zum Jazz und zur Moderne und auch wieder zurück.

Dem begeisterten Publikum gefiel offenkundig die unerschrockene Herangehensweise der musikalischen Grenzgänger aus dem Bodenseeraum. Im älplerischen Klanggewand erkannten vor allem die älteren Besucher unschwer die Melodien einer längst verflossenen Jugendbewegung, gediegenes und bewährtes deutsches Liedgut aus der guten alten Zeit. Lange nicht mehr Gehörtes ließ erst aufhorchen um sich dann doch sofort wieder in neuen Zusammenhängen aufzulösen. Motive und Melodien, oft mit Ohrwurmcharakter, tauchten ab, verloren sich im dichten Klanggeflecht, tauchten wieder auf, um schließlich gegen den Strich gebürstet, neu gewandet und von neuem Leben erfüllt erneut ihre Wirkung zu entfalten.

Ein phänomenaler Tonumfang, höchste, fast instrumental anmutende Virtuosität, ein natürliches und doch unglaublich wandelfähiges Timbre sowie eine voll entfaltete künstlerische Ausstrahlung ließen Junia Vente zum musikalischen Zentralgestirn in der Männerriege werden. Auch wenn der Komponist, Arrangeur und Flügelhornist Michael T. Otto unzweifelhaft die musikalische Führung und Verantwortung inne hatte und viele wunderschöne, jazztypische Improvisationen auf seinem Kuhlo-Flügelhorn beisteuerte, stand die ebenso charismatische wie unaufdringlich sympathische Sängerin unangefochten im Brennpunkt des Geschehens. Ihr musikalischer Werdegang, nach klassischem Musikstudium in Österreich, einigen Semestern Jazzgesang an der Musikhochschule Mannheim sowie einem Abschluss am Berklee College of Music in Boston mit Gesang und Klavier mündete nach einem weiteren Studium der Arabistik, Philosophie und Sprachwissenschaften an der Universität Wien in der Mitgliedschaft des renommierten Wiener Kammerchors und im Arnold Schönberg Chor – und eben auch in der „Ersten Deutschen Stubenjazz Combo“. Ein Glücksfall, nicht nur für die Stubenjazz Combo, deren musikalische Erfolgsgeschichte steil nach oben führt (nächste Auftritt in der Unterfahrt in München). Nicht gering zu schätzen sind auch die weiteren Bandmitglieder. Herausragend virtuos am Knopfgriffakkordeon Harald Oeler, stilsicher an der Gitarre Johannes Deffner, der auch eigene Arrangements beisteuerte, an der Posaune und als Moderator Uli Binetsch, dessen musikalische Anfänge als Keyboarder bei „Tab Two“ oder in der „Jazzkantine“ fast schon vergessen sind und schließlich der grundsolide groovende Heiner Merk am Kontrabass.

Erste deutsche Stubenjazz Combo

Am 13.01.2012 um 20:30

Ort:

Beschreibung
Was in aller Welt ist „Stubenjazz“? Die um den Trompeter Michael T. Otto formierte Erste Deutsche Stubenjazz Combo steht für eine Stilrichtung des Jazz, die mit ungewöhnlicher Instrumentierung traditionelles Liedgut in ein originelles Jazzgewand aus Klängen des 21. Jahrhunderts hüllt. Die „Stube“ – ein „warmer Wohnraum“ wird dabei zum Symbol für die Kommunikation verschiedener Klangräume und das Verschmelzen epochaler musikalischer Grenzen.

Die Erste Deutsche Stubenjazz Combo kombiniert altbekanntes deutsches Volksliedgut mit Klängen des 21. Jahrhunderts. Da mag eine Posaune einer brünftigen Kuh huldigen oder ein Akkordeon jazzigen Läufen folgen, ein Maitanz entstehen um die fast atonalen Akkorde oder eine Nonne dem Kloster abschwören. Da werden Zeitsprünge vollführt und Klangräume verschoben. Die sechs Musiker hauchen schon fast vergessenen Melodien und Texten neues Leben ein. Lust und Können, Fantasie und Kreativität, Einfallsreichtum und Dynamik prägen die Konzerte der Combo.

So ungewöhnlich wie das Repertoire ist auch die Besetzung des sechsköpfigen Ensembles. Es ertönt die wundervoll schnörkellose Stimme von Junia Vent, mit leichtfüßigen Läufen am Knopfgriffakkordeon begleitet von Harald Oeler, dann sind da die mit leichter Hand gezupften Basssaiten eines Heiner Merk, die tiefgründigen Posaunentöne von Uli Binetsch, Michael T. Ottos satter Kuhlohorn-Klang; und schließlich setzt Johannes Deffner mit der Gitarre die passenden dynamischen Akzente.

Besetzung:
Junia Vent, Gesang
Michael T. Otto, Kuhlohorn, Komposition und Arrangement (Bandleader)
Uli Binetsch, Posaune
Johannes Deffner, Gitarre, Arrangement
Harald Oeler, Akkordeon
Heiner Merk, Kontrabass

www.stubenjazz.de

Eintritt 12 EUR / 9 EUR

Karten und Platzreservierungen: kasse@jazzbiber.de

Jazzclub Biberach: www.jazzbiber.de