29.10.2004: Martin Müller & Trio feat. Viviane de Farias – Jazzclub Biberach e.V.

29.10.2004: Martin Müller & Trio feat. Viviane de Farias

Martin Müller & Trio – featuring Viviane de Farias

Wie sanfter Regen auf meinen Rosen

Ausdrucksstark und poetisch, bildhaft und randvoll mit Samba begeisterte Martin Müller an der Brasilguitar mit seinem Trio und der charismatischen brasilianischen Sängerin Viviane de Farias die zahlreich erschienenen Gäste im jüngsten Konzert des Biberacher Jazzclubs.

Wer nicht bereits als Fan brasilianischer Musik in den Jazzkeller gekommen war, der ist auf jeden Fall als solcher gegangen. Die Poesie und das Temperament dieser Musik und die Überzeugungskraft der Vollblutmusiker, die sie weihevoll zelebrierten schlugen jeden Hörer unmittelbar in ihren Bann. Des Bandleaders perlend-virtuoses Gitarrenspiel, besonders in den solistisch den beiden Sets des aktuellen Programmes „Rua Baden Powell“ vorangestellten Präludien,  holte die Leute im profanen Alltag ab um sie sogleich in eine glutvolle brasilianische Traumwelt zu entführen. Martin Müller und sein Trio, bestehend aus dem ehemaligen Biberacher Saxophonisten und Landes-Jazz-Preisträger Jochen Feucht, dem Ex-Bassisten der Fantastischen Vier – Marcus Bodenseh sowie dem Schlagzeuger Dirik Schilgen, spielten sich in wechselnder Besetzung, vom Solo bis zum Quintett, vor allem mit Titeln von Baden Powell, Antonio Carlos Jobim (u.a. „Regen auf meinen Rosen“) sowie Eigenkomposition von Martin Müller in die Herzen eines aufnahmebereiten, dankbaren Publikums. Selten gab es im Jazzkeller Musik mit so viel Seele zu hören, gespielt von Interpreten, die ihren Stil und ihren inneren Frieden gefunden haben, die musikalisch überzeugen, weil sie von ihrem eigenen Weg überzeugt sind.

Ob sich die verdienstvolle Rektorin der Karlsruher Musikhochschule, Fany Solter, vor einigen Jahren die weitere Karriere ihres eigens aus Ipanema, der Wiege des Bossa Nova in Rio de Janeiro nach Karlsruhe importierten, höchst talentierten angehenden Opernstars Viviane de Farias so vorgestellt hat, wie es letztlich kam, ist nicht überliefert. Nach einem Studium in der renommierten Karlsruher Opernklasse, einem Stipendium an der Akademie Schloss Solitude und einigen Jahren im Opernbetrieb fand die Ausnahmekünstlerin glücklicherweise zu ihren Wurzeln zurück. Virtuose Stimmakrobatik, vom einfühlsam vorgetragenen, schlichten Samba, reanimiert aus dem Geist der brasilianischen Favelas zu schwindelerregenden jazzigen Scatpassagen, von der unverkrampft natürlichen Interpretation der „musika popular de brasiliera“ zur witzigen Koketterie mit den Koloraturen ihrer Opernkarriere, bildet die Basis für eine unwiderstehliche Musik, wie etwa das als zweite Zugabe gegebene „Manha de carneval“, unnachahmlich, unerreicht, reinste Magie und bestimmt die beste Interpretation am Markt. Die eloquente Moderation des Bandleaders und seiner unkompliziert natürlichen Frontfrau taten ein Übriges um den Abend zu einem besonderen Erfolg werden zu lassen.