09.10.2004: M.u.T. – Männer und Tenöre – Jazzclub Biberach e.V.

09.10.2004: M.u.T. – Männer und Tenöre

Ungewöhnliches Konzert

Sechs befrackte Herren lassen die „Comedians“ aufleben

BIBERACH – Ein ungewöhnliches Konzert boten sechs befrackte Her­ren mit professioneller Präzision und viel Charme zum Entzücken ei­nes begeisterten Publikums. Das Biberacher Debüt der Gruppe als Veranstaltung des Jazzclubs war harmoniesattes Beispiel für exzellent einstudierten Ensemblegesang.

Der Jazzkeller war viel zu klein für das große Publikumsinteresse; die Gruppe hätte einen größeren Raum, wie den an diesem Abend nicht anderweitig gebrauchten Pestalozzisaal verdient gehabt.

Die Tenöre Thomas Mentzel und Peter Schmidt, die Baritone Ralph Kolars und Markus Stürzenhofecker, der Bass Klaus Hinrichs und der ausgezeichnete Pianist Alexander Matt konzertieren seit 2003 mit musikalischen Leckerbissen mit dem Schwerpunkt auf die Original-Songs der Comedian Harmonists. Sie begeistern ihr Publikum mit einem flotten Ensemblesound, Musikalität, mit Witz, wenn nötig auch mit durchaus ironischem Pathos, mit manchmal ungewöhnlichen Arrangements.

Ralph Kolars sprach zwischen den Gesangsnummern überleitende Texte. Sie sangen leichthändig, mit schön geführten Naturstimmen, präziser Intonation, kontrolliert sparsa­mem Vibrato, guter Sprachverständlichkeit; sie gestalteten hintersinnig und vordergründig, breitflächig und ziseliert, brachten ihr Publikum in Stimmung. Immer wieder schön, die Highlights der legendären Comedian Harmonists zu hören: „Veronika der Lenz ist da“„ ,Mein kleiner grüner Kaktus“, „Schöne Isabella“, „Ein Freund…“, unmöglich alle aufzuzählen. Rap der Dreißiger, als er noch nicht so hieß und kunstvoll gesungen und nicht – wie heute – bloß plump geschrieen wird.

Dazu Ausflüge in andere Genres: Zum Einstieg eine Allemande aus der Renaissance mit höchst modernem Text. Das Volkslied „In einem kühlen Grunde“ dann lyrisch und gefühlsbetont, „Can’t buy me love“ sehr schottisch, elegisch „The lonesome road“, klassisch ein „Ungarischer Tanz“ von Brahms und das berühmte „Menuett“ von Boccherini.

Die sechs befrackten Herren sangen englische und deutsche Texte, auch Vokalisen, immer stilsicher, ästhetisch, gelegentlich körpersprachlich unterstützt durch angedeutete Tanzschritte und sparsame Requisiten. Das gut gelaunte Publikum ging begeistert mit und erklatschte sich zwei Zugaben, natürlich von den Comedian Harmonists.

 

Günter Vogel, in der Schwäbischen Zeitung vom 11. Oktober 2004