Nette Kölsche Jungs ohne Berührungsängste
Mit lockerem Mundwerk, erfrischendem Humor und entspannter Unkompliziertheit erfreuten die vier geistvollen „Blazzmusiker“ aus Köln ihr leider nicht gar so zahlreiches Publikum im Biberacher Jazzkeller. Fans der herausragenden Formation aus der „Champions League der Blasmusik“ hatten am Freitagabend bis zu 80km Anfahrt in Kauf genommen um eines der raren Konzerte in Deutschland zu besuchen und sie wurden nicht enttäuscht.
Mit Eleganz und Esprit atmete die wahlweise komponierte oder improvisierte Musik eine anmutige Leichtigkeit die zwischen beiläufiger Unbekümmertheit und druckvoll zupackendem Groove changierte. Trotz vollständigem Verzicht auf Schlagzeug oder harmonisches Begleitinstrumentarium kamen selbst stark rhythmisch geprägte Reggae- oder Funktitel („Ragapapa“, „Arme Leute Funk“) genretypisch rüber. Vom mittelalterlichen Choral (Vulpius) über eine Bach’sche Sarabande im Latino-Stil (Beitrag zum Bachfest in Leipzig) bis zu blasmusikalischen Leckereien, etwa in einer Stilparodie der süditalienischen Blaskapellen , den „Bandas“, zeigten die vier nach knapp 15jähriger Bandgeschichte bestens aufeinander eingespielten Ausnahmemusiker der „Talking Horns“ keinerlei Scheu vor den unterschiedlichsten Sujets. Musikalische Humoresken wie „Slivowitz“ oder „Autoput“ mit balkanischen Einflüssen standen neben Skurrilitäten wie „Eichhörnchenballett“ oder den „Talking Horses“. Gegrunze, Gequake, Gewieher oder Geschnaube, mit und ohne „richtige“ Instrumente, unter exponiertem Einsatz von Entenlockpfeifen, Spieldosen, umgebauten Kindertrompeten, „talking drums“ aus dem Backstage-Raum und ähnlichem zu Instrumenten umfunktioniertem „Gedöns“ hinterließen beim Publikum erst Kopfschütteln, dann Schmunzeln und Lachen, schließlich heftige Begeisterung. Die „Talking Horns“ waren unterhaltsam ohne trivial zu sein, konzertant-virtuos und dennoch nicht anstrengend, gefühlvoll ohne falsche Sentimentalität und trotz aller harmonischen Gebundenheit auch „schön schräg“ mit der nötigen klanglichen Würze.
Ob der in Innsbruck lebende Produzent der Musik zur „Sendung mit der Maus“ Andreas Gilgenberg an Flöte, Klarinetten und Saxophonen oder der im „Starlight Express“ und „Saturday Night“ – Ensemble bewährte musikwissenschaftlich studierte Publizist Stephan Schulze an Flügelhorn, Posaune, Tuba oder anderen „Spielzeugen“, der gefragte Theatermusiker und Bandleader Achim Fink „an allem, was klingt“ oder der fernseherprobte Kölner Kultmusiker Bernd Winterschladen an diversen Saxophonen, jeder Musiker der „Talking Horns“ hat nicht nur ein eigenes Charisma und eine eigene selbständige Karriere gemacht sondern im originellen künstlerischen Konzept der „sprechenden Hörner“ eine eigene überzeugende Rolle gefunden. Zum wiederholten Male dürfen die „Talking Horns“ daher auch als Botschafter deutscher Kultur über das Goetheinstitut auf eine weltumspannende Tournee.