Archiv – Seite 73 – Jazzclub Biberach e.V.

04.10.2012: Swallow Jazz Trio

Italienische Wochen: Swallow Jazz Trio und Gäste

Ein volles Haus im Jazzkeller, auch an einem Donnerstagabend, war einmal mehr Beweis für die lebendige Partnerschaft zwischen Asti und Biberach, die seit Jahren vom Partnerschaftsverein rührig gepflegt wird. Um auch die musikalische Verbindung der beiden Städte lebendig zu halten war am Ende des in Kooperation mit dem Jazzclub organisierten Konzertes mit dem Swallow Jazz Trio aus Asti eine Jamsession zusammen mit Biberacher Musikern angesagt. Open Stage oder „wer kann, der darf“ hat im Jazz eine lange Tradition, die spontan Brücken zwischen Menschen und Kulturen schlägt.

Bekannte Jazzstandards in Triobesetzung für Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug bieten meist keine großen Überraschungen, werden gerne auch zur wohlgefällig-dezenten Unterhaltung von nicht musikalischen Veranstaltungen verwendet. Komplizierte Kost wurde auch von den drei befreundeten Astigiani Rocco Caliendo (Schlagzeug), Gianni Alessandria (Gitarre) und Pino Castagnaro (Kontrabass) nicht geboten. Gediegen, unterhaltsam, eingängig waren Melodien und Arrangements. Und dennoch. Beim genaueren Hinhören traten interessante persönliche Noten auf. Gianni Alessandria fand in seinem typischen, leider etwas stark verhallten Gibson-Sound eine hochinteressante Mixtur aus Akkord- und Melodiespiel. Im fliegenden Wechsel mit seinen Mitstreitern, die ihrerseits kurzweilige Improvisationen beisteuerten, entstand eine abwechslungsreiche Jazzmusik mit eindeutig italienischer Note an der das Publikum sichtlich Gefallen fand. „Take Five“ in einem wahnwitzigen Tempo oder der beschwingte Jazz Waltz „My favorite things“ ragten als Highlights heraus.

Eindeutiger Höhepunkt des Abends wurde aber die anschließende Jamsession, zu der sich gleich drei einheimische Musiker einfanden. Mit dem in Biberach lebenden Briten Sam Maitland (CD „Ich bin ein Biberacher“) sowie Michael Dümmler (Saxophon) und Gunnar Schreiner (Piano) von der Biberacher Formation „Miles and More“ kam neuer gestalterischer und klanglicher Spielraum in die Musik. Bekannte Standards ermöglichten weitgehend reibungsloses Zusammenspiel und Freiräume für Soloimprovisationen aus denen gewitzte Altsaxophonsoli besonders herausragten. Sam Maitland als Sänger stand dabei auch als Organisator im Mittelpunkt. Seine Glanzleistung lieferte er ausgerechnet bei dem Stück ab, dessen kleingedruckten italienischen Text er nicht lesen konnte. Seiner jazzigen Neuinterpretation von „O sole mio“ fügte er daher spontan eine deutsch-englische Neutextung hinzu aus der die Aussage „I lost my glasses“ auf das „O sole mio“- Motiv für allgemeine Erheiterung sorgte. Spontaneität und Improvisationskunst verbanden sich zu einer witzigen Neuauflage des unsterblichen italienischen Schlagers, die der Veranstaltung die musikalische Krone aufsetzte und europäische Dimensionen verlieh.

 

gez. H. Schönecker

Swallow Jazz Trio

Am 04.10.2012 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach
(c/o Bruno-Frey-Musikschule, Wielandstraße 27, 88400 Biberach an der Riß)

Beschreibung
Italienische Wochen – Kooperation mit dem Partnerschaftsverein Biberach

Swallow Jazz Trio

Am 04.10.2012 um 20:30

Ort: Jazzclub Biberach
(c/o Bruno-Frey-Musikschule, Wielandstraße 27, 88400 Biberach an der Riß)

Beschreibung
Jazz Standards mit persönlicher Note

Aus der bunten Musikszene in Biberachs italienischer Partnerstadt Asti kommen mit dem Swallow Jazz Trio neue Gesichter nach Biberach: Schlagzeuger Rocco Caliendo, Gitarrist Gianni Alessandria und Kontrabassist Pino Castagnaro.

Die drei Astigiani, untereinander befreundet und miteinander verbunden durch ihr großes Faible für Jazz, gründeten 2010 das „Swallow Jazz Trio“. Basierend auf der jahrelangen Bühnenerfahrung der drei Musiker gelingen dem Trio intensive Auftritte, bei dem sie Jazzstandards mit persönlicher Note präsentieren.

Ende 2011 erschien ihre erste CD „Friends“ mit einer Auswahl ihrer Favoriten, wobei das stilistische Spekrum von Blues über Latin und Balladen bis hin zu einem jazzigen Walzer reicht.

Eintritt frei

21.09.2012: Tuija Komi New Quartet

Tuija Komi eröffnet mit ihrem New Quartet illustren Konzertreigen

Die finnische Sängerin Tuija Komi lieferte mit ihrer neuen Münchner Formation einen Auftakt nach Maß für die zweite Veranstaltungsserie des Jazzjahres beim Biberacher Jazzclub. Fremd und eigenartig, wenn nicht gar exotisch wirkte das finnische Sprachidiom der in München lebenden Sängerin aus dem Land der Mitternachtssonne in Verbindung mit avantgardistischem europäischen Jazz. Die Integrationskraft des Jazz, besonders in seiner weltweit immer stärker beachteten mitteleuropäischen Ausprägung, vermochte aber auch hier Innovatives überzeugend mit Bewährtem zu verbinden. Zumal mit dem Münchner Komponisten und Pianisten Walter Lang ein kreativer Arrangeur die folkloregeprägten nordischen Sujets in eine moderne Musiksprache einbinden konnte. Aus den scheinbaren Gegensätzen resultierten so gerade die entscheidenden Spannungsmomente.
Ebenso souverän wie sympathisch führte Tuija Komi durch den Abend. Ihre hell timbrierte, klar und natürlich wirkende Stimme überstrahlte den transparenten Bandsound ohne aufdringlich zu wirken. Das ungewöhnliche Konzept entfaltete beim sichtlich begeisterten Publikum im Jazzkeller durchaus seine Wirkung. Die Melancholie der weiten nordischen Landschaft, die Düsternis des arktischen Winters aber auch das Feuer der auf wenige Wochen zusammen gedrängten sommerlichen Vitalität im wildromantischen Land der tausend Seen verbanden sich nahezu bruchlos mit dem dynamisch-urbanen Zugriff der universellen Sprache des Jazz zu ausdrucksstarken, atmosphärisch dichten Songs, die unter die Haut gingen. Die zahlreichen verzückt, entrückt, oft mit geschlossenen Augen lauschenden Gäste durften auch erste Proben aus der neuen CD der Sängerin hören. Den Pausengesprächen und den im Anschluss an das Konzert großzügig verteilten Autogrammen nach zu urteilen, hat Tuija dabei eine ganze Reihe neuer Fans gefunden.
Martin Kolb am Schlagzeug hatte mit seinen differenzierten und vielseitigen, überwiegend auf Becken und Snare sensibel realisierten Patterns großen Anteil an der stimulierenden Transparenz, die neben Tuija besonders Walter Lang am Steinwayflügel mit raumgreifenden Improvisationen, dichten Harmonien, filigranen Verzierungen und Lyrizismen zu nutzen wusste. Der gebürtige Slowake Peter Cudek am Kontrabass überzeugte mit dezent groovendem Unterbau im Dienst der Band, konnte jedoch in den wenigen aber inspirierten und hochvirtuosen Soloimprovisationen auch zeigen, dass er darüber hinaus durchaus noch etwas mehr in Petto hat.

Dr. H. Schönecker

Tuija Komi

Am 21.09.2012 um 20:30

Ort: Jazzclub Biberach
(c/o Bruno-Frey-Musikschule, Wielandstraße 27, 88400 Biberach an der Riß)

Beschreibung
Tuija Komi New Quartet

Ein finnisch-internationaler Jazzclub-Abend

Eine makellose, sinnliche Stimme aus dem hohen Norden mit sympathischer Wärme, die von inniger Zärtlichkeit, über betörende Leidenschaft hinweg Faszination bis hin zur sinnlich-rauen Blues- und Soul-Power das ganze Register gesanglicher Ausdrucksfähigkeiten auszubreiten vermag – und das bei einem verblüffenden Stimmumfang mit verführerischem Schmelz und fein differenziertem Timbre, das mit einer eindrucksvollen Homogenität in jedem Song einen lückenlosen, dramaturgisch perfekt ausgewogenen Spannungsbogen aufbaut.

Dazu kommt eine intensive Bühnenpräsenz von umwerfendem Charme, mit einer natürlichen Fröhlichkeit, die jeden bezaubert und mit großer Authentizität durch alle Gemütslagen führt – jeder Song eine Geschichte, die den Hörer berührt. Bei Tuija Komi ist alles wesentlich, poetisch und vibriert vor geballter Musikalität. Sprühendes Temperament und eine unprätentiöse, liebenswürdige Moderation ergeben ein prall funkelndes Juwel der Musik-Szene.

Mit ihrer erstklassig besetzten Band bietet Tuija Komi einen coolen und gleichzeitig temperamentvollen finnisch-internationalen Jazzclub-Abend. Walter Lang, der „Lyriker“ und „Romantiker“ am Klavier, seit Jahrzehnten fester Bestandteil der europäischen Jazzszene; Peter Cudek, ein Teamspieler und Virtuose par excellence am Kontrabass; und Martin Kolb am Schlagzeug, ein sensibler Begleiter, der virtuose Soli beisteuert.

Besetzung:
Tuija Komi (Gesang)
Walter Lang (Flügel & Fender Rhodes)
Peter Cudek (Kontrabass)
Martin Kolb (Schlagzeug)

Eintritt: 12 EUR / 9 EUR

Karten und Platzreservierungen: kasse@jazzbiber.de