04.10.2012: Swallow Jazz Trio – Jazzclub Biberach e.V.

04.10.2012: Swallow Jazz Trio

Italienische Wochen: Swallow Jazz Trio und Gäste

Ein volles Haus im Jazzkeller, auch an einem Donnerstagabend, war einmal mehr Beweis für die lebendige Partnerschaft zwischen Asti und Biberach, die seit Jahren vom Partnerschaftsverein rührig gepflegt wird. Um auch die musikalische Verbindung der beiden Städte lebendig zu halten war am Ende des in Kooperation mit dem Jazzclub organisierten Konzertes mit dem Swallow Jazz Trio aus Asti eine Jamsession zusammen mit Biberacher Musikern angesagt. Open Stage oder „wer kann, der darf“ hat im Jazz eine lange Tradition, die spontan Brücken zwischen Menschen und Kulturen schlägt.

Bekannte Jazzstandards in Triobesetzung für Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug bieten meist keine großen Überraschungen, werden gerne auch zur wohlgefällig-dezenten Unterhaltung von nicht musikalischen Veranstaltungen verwendet. Komplizierte Kost wurde auch von den drei befreundeten Astigiani Rocco Caliendo (Schlagzeug), Gianni Alessandria (Gitarre) und Pino Castagnaro (Kontrabass) nicht geboten. Gediegen, unterhaltsam, eingängig waren Melodien und Arrangements. Und dennoch. Beim genaueren Hinhören traten interessante persönliche Noten auf. Gianni Alessandria fand in seinem typischen, leider etwas stark verhallten Gibson-Sound eine hochinteressante Mixtur aus Akkord- und Melodiespiel. Im fliegenden Wechsel mit seinen Mitstreitern, die ihrerseits kurzweilige Improvisationen beisteuerten, entstand eine abwechslungsreiche Jazzmusik mit eindeutig italienischer Note an der das Publikum sichtlich Gefallen fand. „Take Five“ in einem wahnwitzigen Tempo oder der beschwingte Jazz Waltz „My favorite things“ ragten als Highlights heraus.

Eindeutiger Höhepunkt des Abends wurde aber die anschließende Jamsession, zu der sich gleich drei einheimische Musiker einfanden. Mit dem in Biberach lebenden Briten Sam Maitland (CD „Ich bin ein Biberacher“) sowie Michael Dümmler (Saxophon) und Gunnar Schreiner (Piano) von der Biberacher Formation „Miles and More“ kam neuer gestalterischer und klanglicher Spielraum in die Musik. Bekannte Standards ermöglichten weitgehend reibungsloses Zusammenspiel und Freiräume für Soloimprovisationen aus denen gewitzte Altsaxophonsoli besonders herausragten. Sam Maitland als Sänger stand dabei auch als Organisator im Mittelpunkt. Seine Glanzleistung lieferte er ausgerechnet bei dem Stück ab, dessen kleingedruckten italienischen Text er nicht lesen konnte. Seiner jazzigen Neuinterpretation von „O sole mio“ fügte er daher spontan eine deutsch-englische Neutextung hinzu aus der die Aussage „I lost my glasses“ auf das „O sole mio“- Motiv für allgemeine Erheiterung sorgte. Spontaneität und Improvisationskunst verbanden sich zu einer witzigen Neuauflage des unsterblichen italienischen Schlagers, die der Veranstaltung die musikalische Krone aufsetzte und europäische Dimensionen verlieh.

 

gez. H. Schönecker