Archiv – Seite 2 – Jazzclub Biberach e.V.

Virginia MacDonald Quintet feat. Stephane Belmondo

Am 11.10.2024 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Die junge kanadische Klarinettistin Virginia MacDonald ist ein echter „Shooting Star“ des nordamerikanischen Jazz. Auf ihrer Europatournee trifft sie auf einen absoluten Star der europäischen Trompeten-Szene, auf Stephane Belmondo. Der in Paris lebende Startrompeter (u.a. mit Stéphane Grappelli 1992 und dem „Orchestre National de Jazz“ in einer „Hommage a Miles Davis“ im Jahr 1994 unterwegs) ist  Träger des „Prix Django Reinhardt“ und vieler anderer Auszeichnungen. Das hochkarätige Quintett wird von drei Begleitern vervollständigt: Pianist Oliver Kent und Bassist Aldo Zunino gehören zu den meist gebuchten Sidemen Europas. Der österreichische Schlagzeuger Bernd Reiter, u.a. Preisträger beim Hans Koller Preis im Jahre 2006 und mittlerweile in Paris lebend, ist Spiritus rector dieser herausragenden Besetzung mit Musikern aus Kanada, Frankreich, Italien und Österreich. Das Quintett stellt eine echte Allstarauswahl dar und garantiert einen hochkarätigen Konzertabend unter dem Motto „Swinging Jazz at its Best“!

Virginia MacDonald (CA) – clarinet (www.virginiamacdonald.ca)
Stephane Belmondo (FRA) – trumpet
Oliver Kent (AT) – piano
Aldo Zunino (IT) – bass
Bernd Reiter (AT) – drums (www.berndreiter.at)

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

Foto: Lucie Frigault

21.09.2024: Sisters in Jazz International

Auftaktkonzert zur Reihe „Ladies in Jazz“
„Sisters in Jazz – International“ begeistern im ausverkauften Jazzkeller
BIBERACH – Aus einem internationalen Netzwerk von über 30 Jazzmusikerinnen, eben den „Sisters in Jazz“,  fanden zum Saisonstart des Herbstprogramms vier Ausnahmekünstlerinnen ihren Weg zu den Jazzbibern. Mit einem Paukenschlag eröffneten die „Sisters in Jazz“ aus Isabelle Bodenseh, Tamara Lukasheva, Izabella Effenberg und Katharina Gross die ambitionierte Konzertreihe des Jazzclubs unter dem Motto „Ladies in Jazz“. Frauen im Jazz, das sind in der Jazztradition zumeist singende Frontfrauen oder Vorzeigesolistinnen. Diesem Vorurteil machte das illustre Quartett schnell den Garaus. Alle vier Damen sind renommierte Komponistinnen mit je eigenen Bands, mit kraftvollen, eigenständigen Ideen und charakteristischem Personalstil. Vom ersten Ton an bis zur letzten Zugabe konnten sie rundum begeistern und überzeugen.
Das kurzweilige Konzertprogramm bestand ausschließlich aus Eigenkompositionen der Bandmitglieder. Ursprünglich oft für andere Besetzungen konzipiert, fanden sich die Stücke für die aktuelle, durchaus ungewöhnliche Besetzung aber im neuen Gewand und ganz offenkundig in neuer Frische wieder. Die stilistische Eigenständigkeit der Musikerinnen führte dabei glücklicherweise nicht zu einer heterogenen unverbindlichen Klangcollage. Vibraphon, Sun Drum und andere Perkussionsinstrumente, E- oder Kontrabass, diverse Querflöten, Flügel und Singstimme traten in immer neuen Farbmischungen in kaleidoskopartiger Klangsinnlichkeit zusammen, fanden dabei aber zu einer überraschend homogenen Stimmigkeit.
Weit entfernt von abgehobener oder zerfließender Klangschalen-Esoterik bediente die ehemalige polnische Karatekämpferin Izabella Effenberg ihr vielfältiges Instrumentarium, darunter eine exotische XXL-Kalimba, präzise groovend und wurde damit zu einem festen strukturellen Bestandteil der Kompositionen. Am höchst virtuos gespielten Vibraphon lieferte sie sich gelegentlich sogar dialogisierende Improvisationen mit der im Hochgeschwindigkeits-Scatgesang geübten ukrainischen Sängerin und Pianistin Tamara Lukasheva, die ihrerseits am Flügel oft in ein kontrapunktisch-melodisches Wechselspiel mit der französisch-stämmigen Isabelle Bodenseh an den Querflöten trat oder sich auch in rasanten, bebopartigen Unisonolinien mit derselben zusammenfand. Der weiche, sonore und recht selten gehörte Klang der Bass-Querflöte umschmeichelte die Zuhörer und ließ die ausdrucksvoll interpretierten Melodien plastisch hervortreten, ohne die Mitspielerinnen dadurch in eine bloße Begleitrolle zu drängen. Die im Rhein-Neckar-Raum basierte Katharina Gross steuerte einen kernig-knackigen Bass-Sound mit oft auch rock- oder fusionlastigen Grooves zum Geschehen bei und moderierte, wie auch ihre Kolleginnen, kurzweilig, informativ und unterhaltsam ihre eigenen Kompositionen an.
Text und Fotos: Dr. Helmut Schönecker

Sisters in Jazz International

Am 21.09.2024 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Das vor knapp 10 Jahren auf Initiative der in der Schweiz lebenden saarländischen Saxophonistin Nicole Johänntgen entstandene Netzwerk aus Musikerinnen und Komponistinnen verkörpert geballte Frauenpower und bringt frischen Wind in die Jazzszene. Aus einem Pool von über 30 Jazz-Ladies aus allen Ecken Europas kommen vier grandiose Musikerinnen, allesamt Bandleaderinnen mit eigenen Projekten, nach Biberach in den Jazzkeller. Das illustre Quartett mit der ungewöhnlichen Besetzung aus Querflöte, Vibraphon/Percussion, Vocals/Flügel, E-/Kontrabass bewegt sich ohne Hemmungen zwischen Modern Jazz, Funk, Rock, Klassik und folkloristischen Elementen der jeweiligen Heimatländer der tollen Virtuosinnen und formt daraus eine wahre Weltmusik.

Tamara Lukasheva (UKR) – Vocals & Flügel
Isabelle Bodenseh (D/F) – Bassquerflöte & Querflöte
Izabella Effenberg (PL) – Vibraphon, Steeldrum, Array Mbira & Sundrum
Katharina Gross (D) – E-Bass & Kontrabass

www.sisters-in-jazz.international

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

03.05.2024: Christoph Stiefel Piano Solo

Schweizer Pianist entzückt Jazzbiber mit Soloprogramm
Mit Christoph Stiefel im Auge des Sturms
Wie in der seiner jüngsten Tochter gewidmeten Komposition „Zaubertrank für Eliane“ verabreichte der Züricher Pianist auch dem faszinierten Publikum im Jazzkeller ein magisches Elixier voller Poesie. Überwiegend aus seinem dritten Soloalbum „Sofienberg Spirits“ zusammengestellte Stücke entrückten viele Besucher in eine tranceartige Kontemplation. Aufgenommen in der gleichnamigen Kirche des mitten im Zentrum von Oslo gelegenen Sofienbergparks, einer grünen Oase der Ruhe in der pulsierenden norwegischen Hauptstadt, atmen die Stücke der CD auch den Geist dieses Ortes: entspannte Gemütlichkeit und Lebensfreude pur abseits des Großstadtrummels. Aufgelockert durch einige Standards entführten die meist isorhythmisch geprägten Stücke des Soloprogramms den geneigten Hörer in ein Paralleluniversum, in eine transzendental erweiterte Wirklichkeit, die erst zum wahren Kern des Daseins führt. Aus der Erkenntnis „In der Ruhe liegt die Kraft“ gespeist, geleiten Stiefels Stücke als musikalisch-meditative Exerzitien ins Innere des Selbst. Neben der feinsinnigen Plastizität der tonal geprägten Melodik und einer dezent erweiterten, pastellfarbigen Jazzharmonik führt vor allem die sich aus der Isometrie ergebende rhythmische Vielschichtigkeit zu einer schwebenden Leichtigkeit. Der unverbindlichen Offenheit freier Improvisationen stellt Stiefel die festgefügte, sich aber permanent gegeneinander verschiebende Überlagerung immer gleichbleibender rhythmischer und melodischer Patterns gegenüber. Die daraus resultierende, pulsierende Polyrhythmik gliedert die Zeit auf verschiedenen Ebenen, spiegelt so die komplexe Welt der Gegenwart und zwingt die Hörer wahlweise in den anspruchsvollen Nachvollzug der komplexen Strukturen oder auch zum völlig losgelösten, emotionalen Treibenlassen ins Nirvana, ins zeit- und raumlose Nirgendwo. Letzteres beflügelt durch die gelegentliche klangliche Verfremdung des akustisch gespielten Flügels mittels einer Präparation einzelner Saiten durch hölzerne Wäscheklammern oder den Einsatz von Malletschlägeln und elektromagnetischen Helferlein aus dem Tretminen-Fundus der E-Gitarristen. Die daraus resultierenden schwebenden Klänge, an tibetanische Klangschalen oder japanische Mallets erinnernd, vermittelten einen fernöstlichen „Touch“ und gemahnten ihrerseits an die traditionelle Teezeremonie und deren, dem Zen nahestehende Philosophie.
Text und Foto: Dr. Helmut Schönecker, Jazzclub Biberach

Christoph Stiefel Piano Solo (Achtung: Programmänderung)

Am 03.05.2024 um 20:30 Uhr

Ort: Jazzclub Biberach

Beschreibung

Christoph Stiefel gastiert mit seinem Piano-Solo-Programm «Sophienberg Spirits» im Jazzkeller –  und nicht wie zuvor angekündigt mit dem «Inner Language Trio».

Seine Musik lässt sich ebenso in der Welt der Klassik verankern wie im Jazz, man kann sie impressionistisch oder meditativ nennen, als über den Dingen stehend oder tief in ihrem Kern ruhend empfinden. Internationale Bekanntheit hat Stiefel mit einem eigenen Kompositionsstil erlangt, in dem er auf der Basis einer Kompositionstechnik aus dem Mittelalter (Isorhythmik) eine zeitgemäße Jazz-Variante geschaffen hat, die auf faszinierende Weise zwischen Groove-Intensität und Klangfarbenmalerei oszilliert. Transzendente Poesie begegnet rhythmischer Wucht auf sehr individuelle Weise.

www.christophstiefel.ch

Foto: Ruth Kaelin

Eintritt: 22 Euro, Jazzclub-Mitglieder 18 Euro, Studierende 10 Euro,
freier Eintritt für Biberacher Schülerinnen und Schüler

20.04.2024: Biberacher Jazzpreis 2024 (Konzert: Shuteen Erdenebaatar Quartett)

Internationaler Biberacher Jazzpreis 2024 mit starker Resonanz

Renner Trio aus München erringt den ersten Preis

BIBERACH – Mit über 30 zumeist hochkarätigen Bewerbungen erwies sich der 15. Biberacher Jazzpreis seit 1990 erneut als außerordentlich beliebt, ist er doch nach wie vor einer der wenigen international ausgeschriebenen Wettbewerbe ausschließlich für jugendliche Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker. Das hohe Niveau der fünf zum diesjährigen Finale zugelassenen Formationen kommentierte Jurymitglied Oliver Hochkeppel als Ergebnis einer schwierigen Auswahl der Allerbesten aus den sehr Guten. Neben dem breiten stilistischen Spektrum, vom Straight Ahead Jazz über den A Cappella Gesang zu Samba und einer Jazz-Avantgarde in kammermusikalischer Komplexität hinterließ auch die starke Publikumsresonanz beim überaus spannenden Finale in der stilvoll aufbereiteten Stadthalle bei den Veranstaltern, dem rührigen Jazzclub und dem Kulturamt Biberach, nur zufriedene Gesichter.

Nach einer knappen Begrüßungsrede der Kulturamtsleiterin Dorothea Weing nahm das straff durchgetaktete musikalische Kräftemessen seinen kurzweiligen Gang. Der zuvor ausgelosten Reihenfolge verdankte „Bluff“ den eher ungeliebten ersten Auftritt. Nach der mitreißenden Darbietung des in Berlin und Hamburg verorteten Quartetts und mit Malte Wiest einem Lokal Hero am Schlagzeug, glaubten bereits viele Besucher, den späteren Sieger oder doch zumindest den Publikumssieger gehört zu haben.

Doch bereits die folgende Formation, das fünfköpfige A-cappella-Ensemble „Lylac“ aus Mainz, verblüffte durch seine Andersartigkeit, durch die hohe Qualität und Komplexität der Eigenkompositionen und besonders auch durch die Perfektion deren stimmlicher Umsetzung. Die Improvisationsanteile fielen allerdings eher spärlich aus.

Das Quartett der Stuttgarter Schlagzeugerin Lisa Wilhelm wartete mit fantasievollen, eher lyrischen Sujets auf. Die Dramaturgie in der Abfolge der nicht unbedingt auf Effekte getrimmten Stücke war allerdings eher unglücklich gewählt, die Bühnenpräsenz ausbaufähig, die Anspannung deutlich spürbar.

Der Kontrast zum darauffolgenden Renner-Trio aus München war mit Händen zu greifen. Nur mit Posaune, Kontrabass und Schlagzeug zauberten die drei jungen Künstler mit stupender Virtuosität und souveräner Beherrschung ihrer Instrumente ein dichtes rhythmisch-melodisches Geflecht, in dem das fehlende Harmonieinstrument keinen Mangel sondern eine Inspiration darstellte. Die weich und sonor klingende Posaune von Moritz Renner, etwa in seiner Eigenkomposition „Motus“ mit einer „Multiphonics-Hommage“ an Albert Mangelsdorff versehen und einem packenden, überaus melodischen Kontrabass-Solo der aus Basel angereisten Tabea Kind aufgewertet, fand ihren Kontrapunkt im abwechslungsreichen, ebenso quirligen wie vielschichtigen und präzisen Schlagzeugspiel seines Bruders Valentin.

Valentin ist auch Mitglied in dem erst vor wenigen Tagen in Köln mit dem deutschen Jazzpreis 2024 als bestes Ensemble ausgezeichneten „Shuteen Erdenebaatar Quartet“, welches das Kurzkonzert vor der Preisverleihung gestalten durfte. Die aus Ulan Bator in der Mongolei stammende Pianistin, Komponistin und Bandleaderin hatte bereits vor zwei Jahren den Kompositionspreis und zweiten Rang beim Biberacher Jazzpreis errungen und toppte mit ihrem frisch gekürten Quartett auch das davor schon sensationell aufspielende „Duo Scheugenpflug Langguth“, welches unangefochten den Publikumspreis erringen konnte. Lukas Langguth hat bereits 2021 mit einem konzertanten Beitrag die Solistenwertung des jungen Münchner Jazzpreises errungen, Paul Scheugenpflug das diesjährige Frankfurter Jazzstipendium. Vor allem die Komposition „Orakel“, mit einer Widmung an alle „Schwarzseher“ versehen, dürfte im Gedächtnis bleiben, hat sie der Komponist doch mit einem griffigen Kalenderspruch kommentiert: „Sorgen sind wie Nudeln, man macht sich immer zu viele.“ Unmittelbar nach dieser Ansage begann Paul am Sopransaxofon in tiefer Lage „herumzunudeln“, um aus dem „Genudel“ schließlich eine weitgespannte Melodie zu entwickeln, die vom Klavier aufgegriffen, harmonisch definiert und mit perlenden Tonkaskaden verziert wurde: „Pasta Al Dente“ mit der nötigen Würze.

Als Gesamtsieger mit einem Preisgeld von 2000 Euro durfte jedoch das Münchner „Renner-Trio“ auf das höchste Treppchen steigen, gefolgt von dem aus Stadtbergen bei Augsburg angereisten „Duo Scheugenpflug Langguth“ mit 1000 Euro und 500 Euro für den Publikumspreis obendrauf. Der dritte Podestplatz ging mit 500 Euro an „Bluff“. Das Preisgeld für das Vokalensemble „Lylac“ auf dem vierten Rang wurde durch den zusätzlichen Kompositionspreis auf 800 Euro erhöht. Und auch der Preis für den fünften Platz unter den Allerbesten dürfte die entstandenen Fahrtkosten noch deutlich übertroffen haben.

Nach Aussage fast aller Finalisten bemisst sich der eigentliche Wert des Biberacher Wettbewerbs aber nicht aus der Höhe der Preisgelder sondern aus dessen Renommee in der Fachwelt, aus der seltenen Gelegenheit mit anderen jungen Künstlern zusammenzutreffen, deren Beiträge zu verfolgen, gesellig zusammen zu sitzen, sich auszutauschen, zu feiern, mit den Juroren zu fachsimpeln und Kontakte zu knüpfen.

Erster Preis: Trio Renner

Gastkonzert: Shuteen Erdenebaatar Quartet

 

Text und Fotos: Helmut Schönecker