„Saxofourte“ im Biberacher Jazzkeller – Konzertkritik
Erlesenes vor übervollem Hause – „Saxofourte“ im Jazzkeller
Mit Bach, Bernstein, Gershwin, Piazolla und anderen großen Namen, mit bekannten Kompositionen, eingängigen Melodien, mit zartem Schmelz und warmem Timbre, hoher Virtuosität und einer Extraportion Sentiment, also den Ingredienzien für ein Erfolgsrezept schlechthin, haben die Akteure beim Konzert des schwäbisch-bayrischen Saxophonquartetts „Saxofourte“ aus Ulm im Biberacher Jazzkeller beinahe alle Dämme brechen lassen. Vier heftig erklatschte und gern gewährte Zugaben zeugten von der Kurzweil des Konzertabends ebenso wie von der Begeisterung des aus weitem Rund höchst zahlreich in Biberach zusammengeströmten Publikums.
Die Fahrt hatte sich gelohnt. Exakt aufeinander eingespielt, bis zur Selbstaufgabe homogen in Ausdruck und Gestaltung, dabei witzig und originell, bewährt und dennoch unkonventionell, boten die vier Saxophon-Virtuosen souverän gespielte Eigenarrangements zeitloser Highlights der Musikgeschichte als Ohrenschmaus, als vorweihnachtliche musikalische Leckereien für Genießer. Herausragend die Medleys aus Bernsteins „West Side Story“ und Gershwins „Porgy and Bess“ mit dem anrührend melancholischen „Summertime“.
Als Primus inter Pares erwies sich der Altsaxophonist Dieter Kraus, der, mit seinem Instrument wie verwachsen, ihm in seidenweichem Klang eine Palette an Affekten in vokaler Eindringlichkeit entlockte, die an ganz große Saxophonisten der Jazz-Ära á la Johnny Hodges erinnerten. Die Melodien wurden hier, trotz aller Professionalität nicht einfach nur heruntergespielt, sondern sensibel und plastisch modelliert, zu seltenen und brillianten Kostbarkeiten geschliffen, die „unter die Haut“ gingen. Voll und warm tönte das Baritonsaxophon von Ralf Ritscher, der überwiegend für das Fundamentale in den Stücken zuständig war, wenn sich nicht gerade polyphone Linien zu barocken Ornamenten rankten. Guntram Bumiller (Tenorsaxophon), der auch für die launige Moderation sorgte sowie Thomas Sälzle (Sopransaxophon) komplettierten den Satz und spielten sich auch im klanglichen Kontrapunkt gegenseitig die Bälle zu.
In einem eigens für „Saxofourte“ komponierten „Bravour-Ländler“ von Christoph Well kulminierte der Spielwitz und die Begeisterung zum bayrischen Finale, in dem wohl kaum ein Auge trocken blieb. Für eingefleischte Jazzfans der einzige Wermutstropfen war der gegen Null tendierende Jazzanteil des Klassik-Pop-Programms sowie das vollständige Fehlen von freieren, jazztypisch improvisierten Passagen.
Gez. Helmut Schönecker