29.09.2000: Batlen  – Jazzclub Biberach e.V.

29.09.2000: Batlen 

Konzertbericht vom 29.09.2000 im Jazzkeller

Vorgezogene Eröffnung der Italienischen Woche mit BATLEN im Jazzkeller

Mit dem Schirokko im Rücken als Föhnsturm über die Alpen

Mediterrane Einflüsse aus den südlichen und östlichen Anrainerstaaten sowie das unnachahmliche italienische Melos der jungen asticianischen Formation BATLEN haben am Freitagabend im Jazzkeller einen heißen musikalischen Föhnsturm entfacht und eigens für die vorgezogene Eröffnung der Italienischen Woche in Biberach dem Sommer noch einmal die Tür geöffnet.

Kompakte bebop-artige Unisonopassagen, feurige südländisch wirkende Melodien und wilde Improvisationen mit gelegentlichen Free Jazz  oder Rock – Einsprengseln, alles auch Markenzeichen der in Biberach wohlbekannten„I.I.I“, hatten deren Saxophonist Beppe Di Filippo und der Drummer Pietro Ponzone mit im Gepäck, als sie in neuer Quartettformation als BATLEN die Fahnen des piemontesischen Jazz in Biberach hochhielten. Die große Routine, die unglaubliche Präzision im Zusammenspiel und die innige musikalische Interaktion dieser beiden musikalischen Weggefährten übertrug sich wie selbstverständlich auch auf die beiden Neuen. Oscar Casavecchia an diversen Saxophonen konnte mit dem Routinier di Filippo, von gelegentlichen Stimmungstrübungen am Sopransaxophon abgesehen, ganz gut mithalten und Roberto Maceratini mit seinem wunderschönen, sechssaitigen Vollholzbass gab dem Ganzen Fundament und Seele.

Gerade noch rechtzeitig zum Konzert konnten die in spartanischem Englisch mit dem Publikum kommunizierenden italienischen Musiker ein knapp abendfüllendes Programm zusammenstellen. Diese rund 10 Titel hatten es jedoch in sich. Die Ökonomie im Umgang mit dem musikalischen Material spielte in den zahlreichen Ostinatoteilen zwar eine nicht unbedeutende Rolle, gelegentlich wiederholten sich auch einzelne Passagen innerhalb der Improvisationen, der sympathischen Ausstrahlung, dem knackigen Groove, dem natürlichen Fluss der Melodien tat dies jedoch keinen Abbruch. Überhaupt wirkt die unverkrampfte Einstellung der „Oltre Montagni“ – der jenseits der Alpen lebenden Menschen – gegenüber schönen und bekannten Melodien und musikalischen Vorlagen, die besondere italienische Fähigkeit zum warmen und natürlichen Ausdruck des Selbstverständlichen gerade auf die oft kompliziert, hintersinnig und überkritische teutonische Zugangsweise zum Künstlerischen überaus befruchtend. Seit vielen Jahrhunderten und immer wieder aufs Neue können uns die Italiener etwas geben, das sie selbst im Überfluß besitzen: natürliche Leidenschaft, sympathische Offenheit und die Fähigkeit die Seele baumeln zu lassen. Auch in diesem Sinne steht zu hoffen, dass die italienische Woche in Biberach mehr öffentliche Resonanz findet als dieses hoffnungsvolle Eröffnungskonzert.

 

Gez. Helmut Schönecker