29.04.2016: Subtone – Jazzclub Biberach e.V.

29.04.2016: Subtone

Die Essenz des Guten:

Aufregender Modern Jazz mit „Subtone“ bei den Jazzbibern

BIBERACH – Noch vor einer Woche einer der Topacts auf der „jazzahead!“ in Bremen, gastierte mit „Subtone“ eine der innovativsten Bands der internationalen neuen Jazzszene im voll besetzten Biberacher Jazzkeller. Mit Max von Mosch (Tenorsaxophon, u.a. 2001 Gewinner des Biberacher Jazzpreises) und dem Bandleader Magnus Schrieffl (Trompete/Flügelhorn, 2011 Gewinner der National Trumpet Competition in den USA) gesellten sich zwei kongeniale Solisten zu dem ebenfalls preisgekrönten New Yorker Pianisten Florian Hoefner (2015 Stingray Rising Star Award in Montreal), die in rasanten Unisonopassagen das Publikum verblüfften und in inspirierten Soloimprovisationen entzückten. Matthias Pichler am Bass und Peter Gall am Schlagzeug, beides ausgewiesene Meister ihres Faches, komplettierten das Quintett zu einer schlagkräftigen, energiegeladenen Einheit die es verstand, ihr Publikum vom ersten Ton an zu fesseln und nachhaltig zu beeindrucken.

 

Die Weltstadt des Jazz, New York, hat der in Nürnberg geborene Pianist und Komponist Florian Hoefner bereits 2008 erobert. Seitdem lag dort sein Lebensmittelpunkt bis er vor zwei Jahren nach Neufundland übersiedelte, seiner Frau folgend, die dort eine Professur angenommen hatte. Die ersten Eindrücke von dort flossen ein in seine herausragende und preisgekrönte Komposition „Newfound Jig“, die er vergangenes Jahr mit seiner eigenen Band auf seinem im Dezember 2015 erschienenen Album „Luminosity“ einspielte. Nach wie vor spielt Florian jedoch auch in der 2005 in Berlin gegründeten Gruppe „Subtone“. Mit dieser gastierte er jetzt im Biberacher Jazzkeller und brachte damit mehr als nur einen Hauch Haupt- und Weltstadtjazz zu den Jazzbibern, deren Herzen er im Sturm eroberte.

 

Und eines der Highlights im Biberacher Programm war eben dieser vielgestaltige, dem lebhaften jahrhundertealten irischen Volkstanz nachempfundene „Newfound Jig“, der aus komplexen 3er Rhythmen in einem temperamentvollen Parforceritt besteht. Strukturelle Dichte, gestalterische Intensität und hohe Ausdruckstiefe waren trotz des Höllentempos hierbei keine Gegensätze, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ebenso wie die Fähigkeit der fünf Musiker, allesamt auch herausragende Solisten, sich in eine gemeinsame Bandkonzeption einzufügen, die im Ergebnis mehr ergibt als nur die Summe ihrer Teile.

 

Weitere faszinierende Kompositionen, etwa „Windy Road“ oder „Fall Tune“ von Subtones viertem gemeinsamen Album „Roswithas Revenge“ um nur einige zu nennen, fetzten dem hellwachen Publikum auch ohne zusätzliche Verstärkung beinahe die Ohren weg. Druckvoller Powerjazz kann durchaus ohne überzogene Lautstärke auskommen. Kreislaufstimulierende und blutdrucksteigernde Mittel gibt es durchaus nicht nur in Pillenform – Zweieinhalb Stunden „Subtone“ sind dazu völlig ausreichend und noch dazu ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen.

 

gez. H. Schönecker