29.01.2016: Matthias Daneck Trio – Jazzclub Biberach e.V.

29.01.2016: Matthias Daneck Trio

Mit frischem Schwung zu „alten“ Meistern

Matthias Daneck Trio mit swingenden Preziosen

BIBERACH – In der Swingära feierte der Jazz nicht nur kommerziell seine größten Erfolge. Ohne Swing sind auch der moderne Jazz und selbst die moderne Popmusik kaum vorstellbar. Swing ist zu einem essentiellen Bestandteil des Mainstreams, zu einem Synonym für Jazz und moderne Rhythmik überhaupt geworden. Die legendären Stücke aus dem Modern Swing haben auch heute noch viele Fans, wie der Publikumsandrang beim Freitagskonzert des Jazzclubs im Biberacher Jazzkeller eindrucksvoll unter Beweis stellte. Der Weg zurück zu den noch nicht gar so alten Meistern wurde jedoch selten so frisch und überzeugend präsentiert wie von dem Wunschtrio des aus Biberach stammenden Freiburger Jazzschlagzeugers Matthias Daneck.

Daneck hat mit dem Stuttgarter Thilo Wagner und dem Tübinger Axel Kühn seine Lieblingsspielgefährten zu einem Traumtrio vereint. Wagner spielt in der ersten europäischen Liga der Swingpianisten und der erdig groovende Kontrabassist Axel Kühn hat seit seiner Finalteilnahme  beim Biberacher Jazzpreise 2006 als mehrfacher Landes-Jazzpreisträger in Baden-Württemberg  eine steile Karriere hingelegt. Alle Musiker sind als Vollprofis auch in anderen Stilen zuhause, ihre Liebe zum modernen Swing ist jedoch unüberhörbar und als Spielfreude auch sichtbar. Bereits die Auswahl der Programmtitel in der Tradition der Jazzpianisten Wynton Kelly, der seinerseits mit Miles Davis, Sonny Rollins oder Dizzy Gillespie unterwegs war, sowie dem stilprägenden, später zum Islam konvertierten afro-amerikanischen Jazzpianisten Ahmed Jamal, der es immerhin bis auf Platz 3 der amerikanischen Pop-Charts schaffte, darf als musikhistorisch wertvoll gelten.

Aus den Erfolgsmusicals von Gershwin, Hammerstein und Cole Porter stammen vor allem die unsterblichen Melodien und einprägsamen Formen mit denen das Daneck-Trio sein Publikum abholte. Weitere bedeutende Jazzstandards mit historischer und stilprägender Bedeutung, wie Ray Nobles „Cherokee“ aus dessen „Indian Suite“ (mit ähnlicher Entstehungsgeschichte wie Dvoraks „Symphonie aus der neuen Welt“) zeigten kompositorische Besonderheiten. In „Cherokee“ stoßen etwa im A-Teil in einem innovativen Dualismus einfache indianische Pentatonik und avancierte Harmonien, im Mittelteil dagegen mit traditioneller europäischer Harmonik zusammen. Vor allem Charlie Parker machte sich, allerdings im irrwitzigen Tempo das Stück zu Eigen. Es steht für die Verschmelzung europäischer mit amerikanischer Musiktradition.

Über jeden der durchweg sehr gefällig dargebotenen Standards ließen sich solche oder so ähnliche Hintergründe erschließen aus denen sich dann schließlich die Band-Philosophie, eine durchaus reflektierte Sichtweise der Musiker auf den Jazz im Allgemeinen und den Swing im Besonderen ergibt. Aber erst, wenn diese Sichtweise sich auch emotional einem Publikum erschließt, ist das ästhetische Ziel erreicht, dem Schönen, Wahren und Guten zu dienen. Unterhaltung wird dabei zu einem angenehmen Nebenzweck. Zwei ausgedehnte Zugaben und strahlende Gesichter bei Musikern und Zuhörern setzten ein Ausrufezeichen hinter einen erfüllten Konzertabend.

gez. H. Schönecker