25.11.2016: Thomas Scheytt – Jazzclub Biberach e.V.

25.11.2016: Thomas Scheytt

Stupender Piano-Blues für die Bauhütte Simultaneum

Thomas Scheytt „rockt“ die Friedenskirche

BIBERACH – Zum Warmspielen ließ es Thomas Scheytt, der schwäbische Pfarrerssohn und „Teufelskerl mit dem Blues im Blut“, der nach einem Philosophiestudium in Freiburg dort eine neue Heimat gefunden hat, mit einer Eigenkomposition und dem klassischen „Suitcase Blues“ von Sippie Wallace zwar noch etwas ruhiger angehen. Danach ließ sich jedoch das pianistische Temperament des zweifachen „German Blues Award“ Gewinners von 2015 auch im dankenswerterweise von Pfarrer Schmogro zur Verfügung gestellten sakralen Raum der Friedenskirche nicht mehr länger zügeln.

Im Takt wippten nicht nur die Füße des Ausnahmepianisten, auch unter den Kirchenbänken kam immer mehr rhythmische Bewegung auf. Als der vor zehn Jahren verstorbene, legendäre deutsche Jazzpianist Hans-Jürgen Bock, genannt der „Specht“, in Memoriam mit dem „Karussell-Ragtime“ von seinem langjährigen Freund und ehemaligen Schüler Thomas Scheytt geehrt wurde, gab es schließlich kein Halten mehr. Auch wenn die Akustik des Kirchenraumes manche pianistische Feinheit verschwimmen ließ, gab diese den Stücken doch auch eine orchestrale Klangfülle, die vor allem im tiefen Bassregister eine erstaunliche Dynamik entwickelte und den Stücken ganz ungewohnte tonmalerische Elemente entlockte. Und auch wenn das immer wieder auftretende, enthusiastische Mitklatschen des Publikums der klanglichen Transparenz zuliebe meist schnell wieder erstarb, war die Begeisterung der knapp 300 Besucher doch mit Händen zu greifen.

Thomas Scheytt, der sowohl als Solist als auch mit seinen Formationen „Netzer & Scheytt“ oder „Boogie Connection“ schon in Biberach zu hören war, hat sich hier mittlerweile einen großen Fankreis erworben, der zur Freude der Veranstalter von Bauhütte Simultaneum und Jazzclub Biberach die Kirche fast vollständig füllen konnte. Scheytt, der neben seinem brillanten und ausdrucksvollen Pianospiel auch für seine stiltypischen und niveauvollen Eigenkompositionen gefeiert wird und dessen dritte Solo-CD 2014 immerhin für den „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ nominiert wurde, hatte ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Natürlich durften seine wohl bekanntesten Stücke „Invitation To The Blues“ und „Tribute To Meade Lux Lewis“ von der Solo-CD „Inner Voices“ nicht fehlen. Dem regelmäßigen Hörer des Deutschlandfunks sind diese Melodien aus der Sendung „Informationen am Morgen“ bzw. „Information am Mittag“ bekannt und vertraut.

Mit zwei stark kontrastierenden Eigenkompositionen als Zugabe, dem heimatverbundenen, eher brachialen „Hell-Valley-Stomp“ (Höllental-Stomp) und der sehr emotionalen, fast hymnisch anmutenden Miniatur „Summer Night“, deren feierlicher Charakter im Kirchenraum erst so richtig zur Entfaltung kam, nahm das ungewöhnliche Konzert seinen Ausklang. Trotz einiger frei gebliebener Plätze, dürfte die auf Initiative von Pfarrer Johannes Walter zustande gekommene Veranstaltung nicht nur künstlerisch ein voller Erfolg gewesen sein.

 

gez. H. Schönecker