23.11.2018: Mrs Bo’s Cookbook – Jazzclub Biberach e.V.

23.11.2018: Mrs Bo’s Cookbook

Exquisite Rezepte aus Mrs. Bo’s Cookbook

Jazz á la flute mit Isabelle Bodenseh

BIBERACH – Eine bunte Sammlung von Mrs. Bo’s Lieblingsrezepten, Eigenkompositionen oder auch Bearbeitungen berühmter „Sterneköche“, in einer Art musikalischem „Showcooking“ vor zahlreichen aufmerksamen Beobachtern im Jazzkeller der Bruno-Frey-Musikschule in Echtzeit angerichtet, verabreichte das ungewöhnliche Jazz-Quartett um Isabelle Bodenseh den begeistert applaudierenden Besuchern beim Freitagskonzert des Jazzclubs.

Das ausgefallene künstlerische Konzept kam bereits in der einzigartigen Besetzung des Quartetts mit Querflöte, Gitarre (Lorenzo Petrocca), B3 Hammondorgel (Thomas Bauser) und Schlagzeug (Lars Binder) zum Ausdruck. Alle Protagonisten, jeder für sich genommen Meister seines Faches mit je eigenständiger Karriere, unzähligen CD-Produktionen und ausgeprägten Personalstilen, gingen gewissermaßen als hochwertige Zutaten in Mrs. Bo’s Rezepturen auf und verbanden sich zu absoluten Leckerbissen für gar nicht so stille Genießer. Erlesene Köstlichkeiten in raffinierten Kombinationen statt schneller Fertiggerichte animierten immer wieder zu Begeisterungsrufen. Barock anmutende harmonische Sequenzen verbanden sich mit Versatzstücken lateinamerikanischer Melodien, eine gefühlvolle Hommage an Django Reinhardt wechselte mit einem funkigen „Pow, boom & BAM“, einem Song über die Veränderung der Sprechweise von Bodensehs Sohn nach dessen Entdeckung von Comics. Lars Binder steuerte ein Lied über seine Tochter Louise bei und als zweite Zugabe gab es ein Duett von Flöte und Gitarre über „Volare“ zu hören.

Bereits die Biografie von Isabelle Bodenseh, mit klassischem Querflötenstudium in Frankfurt, Jazz-Querflöte bei James Newton in L.A., DAAD-Stipendium für afrokubanische Musik und Latin Jazz in Kuba sowie der Mitarbeit in vielen verschiedenen Ensembles, Studio-, Rundfunk- und Fernsehproduktionen ließ die Vielfalt musikalischer Einflüsse erahnen. Diese in einer stimmigen Melange mit den breitgestreuten Ideen der erfahrenen Mitmusiker zu verschmelzen, verschaffte dem Biberacher Publikum eine Sternstunde in Sachen lebendigem, zeitgenössischem, intelligent gemachtem Jazz, mit viel Pep gewürzt und in vielfältigen Geschmacksrichtungen.

Mrs. Bo alias Isabelle Bodenseh brachte dem Publikum dabei weit mehr als nur die üblichen Flötentöne bei. Flatterzunge, geräuschhaftes An- und Überblasen oder expressive Growleffekte erweiterten das Ausdrucksspektrum in Richtung der menschlichen Stimme. Thomas Bauser steuerte neben hammondtypischen Sounds und Improvisationen auf dem Vollpedal seiner Hammond B3 mit Leslie-Tonkabinett wie selbstverständlich auch die fehlende Bassstimme bei. Der weiche Gitarrenklang von Petroccas Gibson, seine abwechslungsreiche und farbige Begleitung und vor allem die munteren Improvisationen, die oft auch im dialogischen Wechsel mit der Querflöte stattfanden, provozierten immer wieder Sonderapplaus, ebenso die gelegentlichen Schlagzeusoli des ansonsten banddienlich agierenden Drummers Lars Binder. Frappierend präzise und stimulierend waren die immer wieder scheinbar unvermittelt auftretenden Unisonopassagen zwischen Gitarre und Querflöte oder Querflöte und Hammondorgel im fliegenden Wechsel mit spritzigen Improvisationsduellen. Mit anderen Worten: Kurzweilige Unterhaltung auf höchstem Niveau für Genießer.

Text: Helmut Schönecker
Fotos: Helmut Schönecker, Wolfgang Volz