23.10.2009: Voice Affair – Jazzclub Biberach e.V.

23.10.2009: Voice Affair

Jazz- und Gospelchor „Voice Affair“ im Biberacher Jazzkeller

Dap, dap, dudap, da dudadam, dum

Viele begeisterte Freunde fand der Jazzchor „Voice Affair“ aus dem Raum Ravensburg/ Bodensee bei seinem Gastspiel im Biberacher Jazzkeller, und er hat sich wohl auch neue Freunde gemacht. Auf Einladung des Jazzclubs waren die 18 Sängerinnen und Sänger des ausgewogen besetzten Chores unter Leitung ihrer amerikanischen Chorleiterin Lib Briscoe auf die Bretter der kleinen Jazzbühne gestiegen, auf der es in der Folge aber auch nicht viel enger zuging als im proppenvollen Zuschauerraum.

Mit Chorpodesten, Tonmeister und Begleitcombo angereist und mit sichtlicher Freude am eigenen Tun, zeigte „Voice Affair“ von Anfang an in kompromissloser Deutlichkeit, dass Singen hier mit ganzheitlichem Anspruch, mit durchaus künstlerischen Ambitionen und trotz Amateurstatus semiprofessionell betrieben wird. Homogener, ausgewogener Chorklang, der gleichermaßen aus der einheitlichen paritätischen Besetzung, guter Stimmbildung und sorgfältiger Arbeit des mitgereisten Mannes am Mischer resultierte, gepaart mit rhythmischer Präzision und sicherer Intonation auch in jazztypisch eher schrägen Harmonien, führten zu einem Chorevent der Extraklasse.

Mit natürlich und ungekünstelt wirkenden Stimmen traten auch die Solisten aus den Reihen des Chores ihre Aufgaben an. Zu einem der Höhepunkte im ersten Set wurde die Einlage einer „boy group“ im Stile der Comedian Harmonists, bei der besonders der Tenor auch Showqualitäten entwickelte und sich als Countertenor gar in Sopranlagen vorwagte.

Die Begleitcombo aus Saxophon/ Flöte, Klavier, Bass und Schlagzeug (Harald Weishaupt, Klaus Bermetz, Pit Niermann und Florian Loebermann) lieferte durchweg ein dezent groovendes Fundament, ohne den Stimmen die Schau zu stehlen und trug in ihren versierten instrumentalen Einlagen zur Auflockerung bei. Die Improvisationen wirkten eher elaboriert und konnten – oder sollten – in ihrer Intensität nicht mit der atmosphärischen Dichte der A-Cappella-Passagen des Chores mithalten.

Vermittelt durch ein ästhetisch perfektes Dirigat erreichte die Chorleiterin Lib Briscoe eine organische Verschmelzung mit dem sensibel reagierenden Chor, der, ohne Ablenkung durch Notenblätter, als perfektes Instrument noch auf kleinste Fingerzeige ihrerseits reagierte. Nur so konnte die kleinräumige Flexibilität in der Dynamik, die transparente Differenziertheit in den komplexen Arrangements und die enge Verzahnung mit der Instrumentalbegleitung funktionieren.

Stilistisch hatte der Chor keinerlei Berührungsängste. Spirituals und Gospels, Jazz, Latin oder Pop, auf Englisch, Portugiesisch oder Deutsch gesungen, trugen eine lebendige Wärme und beseelte Innerlichkeit in sich, die wohl Verdienst der Chorleiterin ist. Zwei Zugaben rundeten das Programm ab.

 

Dr. Helmut Schönecker, Originaltext für die Schwäbische Zeitung, Oktober 2009