22.10.2010: Ruth Sabadino & Boogaloo – Jazzclub Biberach e.V.

22.10.2010: Ruth Sabadino & Boogaloo

„Sax and the City“ im Jazzkeller Biberach

Wuchern mit attraktiven Pfunden

BIBERACH – Schön gemütlich eng war es beim Freitagabendkonzert im Biberacher Jazzkeller mit der Stuttgarter Jazzformation „Boogaloo“ und ihrem aktuellen Programm „Sax and the City“. Stühle, Podeste und Treppenabsätze zusammen reichten nur knapp zum Sitzen. Offenbar hatten viele der begeisterten Kids aus dem Vormittagsprogramm „Jazz for Kids“ in der Stadtbücherei ihre Eltern zu dem Abendkonzert im Jazzkeller animiert.

Als Moderatorin, Vokal- und Saxophonsolistin dominierte die agile Ruth Sabadino die Formation, deren künstlerisches Konzept des „saxy Jazz“ sich ganz der Präsentation ihrer Person verschrieben hatte. Beachtlich waren stilistische Breite und Umfang des Repertoires. Der mit rhythmisch-vokaler Publikumsunterstützung dargebotene Titel „Jack the Ripper“ oder die Titelmelodie aus „Stahlnetz“ waren einige der wenigen Anklänge an das über die Jahre bewährten Krimiprogramms von „Boogaloo“, mit dem die Formation auch schon früher das Biberacher Publikum beglückt hatte. Das neue Programm „Sax and the City“ wuchert effektvoll mit den attraktivsten Pfunden der Formation, Ruth Sabadino. Die Bühnenpräsenz des blonden Multitalents und der „Late-Night-Groove“ der Begleitband machten auch vor den Höhepunkten der Jazzgeschichte, Armstrongs „What a wonderful world“, Mancinis „Peter Gunn“, Ellingtons „Tuxedo Junction“, dem jiddischen „Bei mir bist du scheen“ und anderen Ohrwürmern keinen Halt. Als angenehm, gefällig und unterhaltsam erwies sich das musikalische Resultat, wobei das expressive Saxophon die vokalen Einlagen fast noch toppen konnte.

Ohne die Leistung der rührigen Bandleaderin schmälern zu wollen, kam dennoch bei den musikalischen Soloeinlagen ihrer drei Mitstreiter ein erfrischend neues Moment hinzu. Besonders Uli Möck gefiel, wenn er nicht gerade mal wieder neckisch die musikalischen Vorgaben von Ruth Sabadino parodierte, durch witzige und pianistisch ausgefeilte Improvisationen, die immer wieder auch mit chromatisch dichten und harmonisch hochinteressanten Voicings den konventionellen Rahmen erweiterten. Beständig und verlässlich groovend tauchten dennoch auch Christoph Sabatino am Drumset und Kurt Holzkämper am Kontrabass immer wieder zu einem befreienden Solo an die Oberfläche. Besonders in Fats Dominos „I’m walking“ hatte der Drummer einen seiner Höhepunkte. Nicht ohne Zugabe durften Ruth und die Boogaloos den oberschwäbischen Nebel wieder verlassen.

Gez. Dr. H. Schönecker