Auftaktkonzert zur Reihe „Ladies in Jazz“
„Sisters in Jazz – International“ begeistern im ausverkauften Jazzkeller
BIBERACH – Aus einem internationalen Netzwerk von über 30 Jazzmusikerinnen, eben den „Sisters in Jazz“, fanden zum Saisonstart des Herbstprogramms vier Ausnahmekünstlerinnen ihren Weg zu den Jazzbibern. Mit einem Paukenschlag eröffneten die „Sisters in Jazz“ aus Isabelle Bodenseh, Tamara Lukasheva, Izabella Effenberg und Katharina Gross die ambitionierte Konzertreihe des Jazzclubs unter dem Motto „Ladies in Jazz“. Frauen im Jazz, das sind in der Jazztradition zumeist singende Frontfrauen oder Vorzeigesolistinnen. Diesem Vorurteil machte das illustre Quartett schnell den Garaus. Alle vier Damen sind renommierte Komponistinnen mit je eigenen Bands, mit kraftvollen, eigenständigen Ideen und charakteristischem Personalstil. Vom ersten Ton an bis zur letzten Zugabe konnten sie rundum begeistern und überzeugen.
Das kurzweilige Konzertprogramm bestand ausschließlich aus Eigenkompositionen der Bandmitglieder. Ursprünglich oft für andere Besetzungen konzipiert, fanden sich die Stücke für die aktuelle, durchaus ungewöhnliche Besetzung aber im neuen Gewand und ganz offenkundig in neuer Frische wieder. Die stilistische Eigenständigkeit der Musikerinnen führte dabei glücklicherweise nicht zu einer heterogenen unverbindlichen Klangcollage. Vibraphon, Sun Drum und andere Perkussionsinstrumente, E- oder Kontrabass, diverse Querflöten, Flügel und Singstimme traten in immer neuen Farbmischungen in kaleidoskopartiger Klangsinnlichkeit zusammen, fanden dabei aber zu einer überraschend homogenen Stimmigkeit.
Weit entfernt von abgehobener oder zerfließender Klangschalen-Esoterik bediente die ehemalige polnische Karatekämpferin Izabella Effenberg ihr vielfältiges Instrumentarium, darunter eine exotische XXL-Kalimba, präzise groovend und wurde damit zu einem festen strukturellen Bestandteil der Kompositionen. Am höchst virtuos gespielten Vibraphon lieferte sie sich gelegentlich sogar dialogisierende Improvisationen mit der im Hochgeschwindigkeits-Scatgesang geübten ukrainischen Sängerin und Pianistin Tamara Lukasheva, die ihrerseits am Flügel oft in ein kontrapunktisch-melodisches Wechselspiel mit der französisch-stämmigen Isabelle Bodenseh an den Querflöten trat oder sich auch in rasanten, bebopartigen Unisonolinien mit derselben zusammenfand. Der weiche, sonore und recht selten gehörte Klang der Bass-Querflöte umschmeichelte die Zuhörer und ließ die ausdrucksvoll interpretierten Melodien plastisch hervortreten, ohne die Mitspielerinnen dadurch in eine bloße Begleitrolle zu drängen. Die im Rhein-Neckar-Raum basierte Katharina Gross steuerte einen kernig-knackigen Bass-Sound mit oft auch rock- oder fusionlastigen Grooves zum Geschehen bei und moderierte, wie auch ihre Kolleginnen, kurzweilig, informativ und unterhaltsam ihre eigenen Kompositionen an.
Text und Fotos: Dr. Helmut Schönecker