Bigband-Konzert in der WG-Aula
Augsburger Bigband bläst Zuhörer an die Wand
Der eher ungünstige Zeitpunkt des Konzertes, am späten Sonntagabend, konnte die erklärten Bigbandfans unter den Biberachern nicht davon abhalten, das Sonderkonzert mit der renommierten „Down Town Bigband“ aus Augsburg in der Aula des Wieland-Gymnasiums zu besuchen. Und sie bekamen Bigband Power satt geboten. Dreizehn Bläser „unplugged“ sowie eine Rhythmusgruppe aus E-Gitarre, E-Bass, Klavier und Schlagzeug, in einigen Nummern bereichert um die stilistisch souveräne Jazzsängerin Sabrina Scharm unter der Leitung des Trompeters Robert Alonso heizten in der Aula so richtig ein und fetzten ihren Zuhörern beinahe die Ohren weg. Der Biberacher Jazzclub und der „Verein der Freunde und Ehemaligen des Wieland-Gymnasiums“ hatte den Auftritt der Augsburger Formation ermöglicht, die damit ihrerseits den fulminanten Schlusspunkt ihrer diesjährigen Probetage in Rot/Rot setzte.
Einer der wichtigsten Solisten des Abends, laut der launigen Ansage ein „Kind der Stadt Biberach“, ehemaliger WG-Schüler und langjähriger Saxophonist der WG Bigband, war Rüdiger Przybilla, der etwa in „Georgia on my mind“ auf seinem Altsaxophon expressiv parlierte. Mit seinem rhetorisch überformten Improvisationsstil gab er dem smarten Sammy Nestico-Arrangement Tiefe und Intensität, was vom Fan-Publikum durch lang anhaltenden Szenenapplaus belohnt wurde. Noch besser waren nur die Dialogimprovisationen in Johnny Burkes „Polka Dots and Moonbeams“, in denen er sich mit seinem Saxophonkollegen ein packendes Duell lieferte und damit gleich zwei Zugaben einforderte.
Für eine Profiband natürlich selbstverständlich, in der Livedarbietung dennoch immer wieder beeindruckend, kamen die komplementär verzahnten, knackigen Bläserriffs der bajuwarisch dynamischen Blechabteilung und das samtig-weiche, bei Bedarf aber auch in höchster Brillanz jubelnde Saxophon-Register herüber. Kaum zu glauben, dass hier nach drei anstrengenden Probetagen noch höchste Präzision und Disziplin herrschte, dass auch ohne Dirigent souveränes Zusammenspiel und flexibles Aufeinandereingehen selbstverständlich waren. Nur eines war offenbar mit dem bis an die Grenzen belasteten Ansatz der Bläser nicht mehr zu leisten: filigrane, differenzierte Pianostellen. Vor allem die charmante Vokalsolistin Sabrina Scharm sowie der Mann am Klavier, waren für die leisen, empfindsamen Töne allein zuständig. Sensibel und ausdrucksstark gehörten beide zu den musikalischen Aktivposten.
Gez. Dr. Helmut Schönecker