20.02.2011: Joo Kraus & Tales in Tones Trio – Jazzclub Biberach e.V.

20.02.2011: Joo Kraus & Tales in Tones Trio

Joo Kraus spielt JacksonSongs

Der Trompeter und das „Tales in Tones Trio“ präsentierten ihre eigenen Arrangements

Von Günter Vogel

BIBERACH – Joo Kraus mit Trompete und Flügelhorn, das in den Jahren 20O1, 2003 und 2006 mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnete „Tales in Tones Trio“ mit Ralf Schmid am Klavier, Veit Hübner am Bass und dem Schlagzeuger Torsten Krill haben sich am Sonntag in der Stadthalle großer Songs der Popmusikgeschichte angenommen. Diese hatten sie in eigene Arrangements verpackt, Jazz, Hip-Beat und Soul stilistisch beigemischt und zu untereinander optimal abgestimmten rhythmischen Figuren gestaltet.

Das Publikum hörte Songs von Paul Simon, Burt Bacharach, Peter Gabriel und Stevie Wonder. Über allem aber schwebte der Geist von Michael Jackson, seine Melodien durchdrangen den Abend, darum gruppierten sich die anderen Komponisten. Folgerichtig heißt die neue CD der Gruppe auch „Songs from Neverland“. Die vier Musiker transportierten die diffizilen harmonischen Figuren fein abgestimmt, kristallisierten spezifische Rhythmusfolgen raffiniert heraus.

Joo Kraus plauderte zwischen den einzelnen Musikfolgen über die Gruppe, ihre seit 15 Jahren vom Pop der 80er geprägte Musik und sang auch selbst. Das war zwar mehr Sprechen auf Tonhöhe, traf aber ausdrucksintensiv den jeweiligen Stückcharakter. Er zeigte sich auch als sprachgewandter Rapper, lediglich bei den ganz langsamen Songs versickerte die Stimme mangels Tragfähigkeit etwas.

Kraus wechselte zwischen dem Strahlklang der Trompete und dem abgedämpften gedeckten Ton des Flügelhorns, mit dem er einen eher intimen Klangcharakter kultivierte. Denn eine der Stärken der Gruppe waren die lyrisch-weichen Songs, die sie mit gefühlvoll-gespannten Adagios in die erwartungsvoll geöffnete Zuhörerohren tanzen ließen, gaben leiseren Songs mit kammermusikalischem Touch bildhafte Gestaltung. Andererseits spielten sie auch einen mitreißenden Beat.

Ihr Klanggefühl war immer kultiviert, hatte die nötige Portion Dezenz. Es war ein Abend künstlerisch-zivilisierter Popmusik mit großer stilistischer Bandbreite, harmonisch, verbindlich und einfach schön.

 

Schwäbische Zeitung, 22. Februar 2011