18.11.2016: Albie Donnelly’s Big Thing – Jazzclub Biberach e.V.

18.11.2016: Albie Donnelly’s Big Thing

„Mr. Supercharge“ Albie Donelly lässt es ordentlich krachen

BIBERACH – Ausverkauftes Haus beim Freitagskonzert des Jazzclubs. Der legendäre Liverpooler Bandleader, Sänger und Saxophonist Albie Donelly, bekannt geworden mit seiner Band „Supercharge“ u.a. als Vorgruppe von Chuck Berry, B.B. King oder auch Queen, lieferte mit seinem Club-Projekt „Big Thing“ im Jazzkeller eine faszinierende Show an Saxophon und Stimme ab. Mit den beiden routinierten Sidemen Ralf Heinrich (Schlagzeug) und Walter Uhlig (Keyboard/Bass) sowie dem typisch britischem Humor in seinen Anmoderationen sang und spielte sich Albie Donelly schnell in die Herzen der zahlreichen Blues- und Soulfans.

„Ich habe selten einen so coolen und ausgebufften Musiker auf der Bühne des Jazzkellers gesehen“, kommentierte einer der langjährigen Stammgäste unter den Besuchern des Konzertes. Und in der Tat ließ die Bühnenpräsenz des Altmeisters nichts zu wünschen übrig. Seinem Animationsprogramm zur Einbeziehung des Publikums, den „Rich People“ in den vorderen Reihen und den „Poor People“ auf den „billigen“ Plätzen im Hintergrund, konnte sich niemand entziehen. Mit seinem angeborenen Talent zur Situationskomik, spielte er die beiden Gruppen gegeneinander aus und stachelte sie so zu vokalen Höchstleistungen an.

Musikalisch kaum hinter Donelly zurück blieben seinen beiden, eigentlich sogar drei Mitstreiter. Walter Uhlig zauberte in perfektem Multitasking mit seiner linken Hand am Keyboard einen preiswürdigen Walking Bass, ohne deswegen in der Freiheit für die wilden Licks und Improvisationen in der rechten Hand merklichen Einschränkungen zu unterliegen und ersetzte somit den sonst obligatorischen Bassisten.

Superdrummer Ralf Heinrich, vom permanent frotzelnden Donelly als „gerade noch menschlicher“ („maybe he’s a human being“) Schlagzeuger vor versammeltem Publikum grausam „mißhandelt“, zelebrierte neben seinen witzig, spritzigen Begleitrhythmen auch ein ausgedehntes, energiegeladenes Schlagzeugsolo in der Tradition eines Gene Krupa oder Buddy Rich vom Allerfeinsten.  Gut strukturiert mit substanziellen Patterns und klanglichen Varianten, die auch aus ungewöhnlichen Spieltechniken gespeist wurden, ließ Ralf Heinrich ein auch dramaturgisch ausgefuchstes Rhythmusgewitter über dem verblüfften Publikum niederprasseln. Wahre Sturzbäche aus Schweiß und stürmischer, nicht endenwollender Beifall waren sein verdienter Lohn.

Dass der stilistische Schwerpunkt des Konzertes eindeutig im Bereich der älteren Traditionen des Blues und Soul lag, tat dem Unterhaltungswert keinen Abbruch. Mit dem „Hootchie-Coochie-Man“ von Muddy Waters aus dem Jahre 1954 als Zugabe entließ Albie Donelly seine restlos begeisterten Fans wieder in den schnöden Alltag, der für viele mit einer Autogrammstunde bei dem bestens aufgelegten Altstar begann.

 

gez. H. Schönecker