17.11.2017: South Quartet – Jazzclub Biberach e.V.

17.11.2017: South Quartet

South Quartet im neckischen Ideenwettstreit

Jazz zwischen Wehmut und Hoffnung

BIBERACH – Mit dem „South Quartet“ hatten sich am Freitagabend vier kantige Individualisten aus Deutschlands wildem Süden im Biberacher Jazzkeller eingefunden – lebenserfahren, souverän und stilistisch eigenständig. Im wechselseitigen künstlerischen Einvernehmen aber auch durchsetzt von gegenseitigen, spielerischen Provokationen und stimulierenden Kontrasten lieferten sich die vier auch persönlich befreundeten Musiker einen lebhaften Schlagabtausch an gestalterischen Ideen. Im fliegenden Wechsel drängten sie sich, mitunter sogar scheinbar brachial in den Vordergrund um gleich darauf wieder im Dienst der gemeinsamen Sache kleinlaut ins Glied zurückzutreten. Der gegenseitige Respekt war dabei immer spürbar und so übertrug sich das neckische Spiel durchaus auch auf das Publikum, das daran seine helle Freude hatte. So viel Freiheit und Offenheit, Spontaneität, Witz und Situationskomik findet sich in kaum einem anderen Musikstil: That’s Jazz!

Musikalische Kommunikation und Interaktion entzündeten sich an den paritätisch zum Programm beigesteuerten Einzelkompositionen der vier Künstler. Perfekt ausgearbeitetes Satzspiel stand dabei ebenso wenig im Vordergrund wie komplementäre Verzahnung vertrackter Rhythmen. Das hätte die markanten Individuen wohl zu sehr eingeschränkt. Sowohl Ull Möck, virtuos und einfühlsam am Flügel, als auch der eher introvertiert agierende Markus Bodenseh am Kontrabass oder der gebürtige Biberacher Matthias Daneck am quirlig groovenden Schlagzeug zeigten sich in ihren eher begleitenden Rollen höchst kreativ und abwechslungsreich unter konsequenter Vermeidung standardisierter Begleitmuster. Jederzeit bereit sich vom Diener zum Herrn aufzuschwingen, immer auf dem Sprung, immer für Überraschungen gut und dabei immer das große Ganze im Blick haltend, forderten sie die Aufmerksamkeit des Publikums beständig heraus.

Als „primus inter pares“ moderierte der Jazztrompeter und Kornettist Peer Baierlein als Frontmann auch die meisten Stücke des Abends. Nicht nur in der Matthias Daneck gewidmeten Komposition „Matthias“ setzte er mit seinem durchsetzungsfähigen und charakteristischen, mal weichen mal kernigem Sound die melodischen Strukturen und formalen Eckpfeiler. Ebenso wie in den launigen Worten seiner Ansagen fand er aber auch in seinen kurzweiligen Improvisationen zielsicher das etwas Andersartige und Besondere, das aufhorchen ließ und die Virtuosität seines Spiels in etwas Übergeordnetes einbettete, in etwas zwischen „Wehmut“ und „Hoffnung“ – so zwei seiner weiteren Kompositionen.

Seinen zahlreichen Biberacher Fans, darunter seinem früheren Schlagzeuglehrer Markus Merz, dem er bei dieser Gelegenheit mit einfühlsamen Dankesworten überschwänglich huldigte, gewährte Matthias Daneck mit seinen Kompositionen „Hymn of the lost reggae“ oder „One Four“ herausragende Kostproben seines Könnens und vermittelte einen tiefen Eindruck seiner umfassenden Begabungen als Komponist und Musiker. Zwei gern gegebene Zugaben rundeten ein weiteres Highlight im Herbstprogramm des Jazzclubs ab.

Text und Fotos: Helmut Schönecker