17.11.2001: Biberacher Jazzpreis 2001 (Konzert: BuJazzO & Peter Herbolzheimer) – Jazzclub Biberach e.V.

17.11.2001: Biberacher Jazzpreis 2001 (Konzert: BuJazzO & Peter Herbolzheimer)

Schwäbische Zeitung 19.11.2001

Kritik von SZ-Mitarbeiter Raimund Kast

Erstklassiger Jazznachwuchs

BIBERACH – Er hat sich zu einem der bekanntesten Jazzpreise der Republik entwickelt: der 1990 erstmals vergebene Biberacher Jazzpreis. Zu den Trägern des mit 2500 Mark dotierten Preises gehören inzwischen so renommierte Musiker wie der in New York lebende Pianist Cornelius Claudio Kreusch oder Saxofonist Max Tiller. Auch bei der elften Auflage, die am Samstag in der Biberacher Stadthalle zu Ende ging, waren wieder vielversprechende Nachwuchsformationen zu hören.

Wiederum war die Beteiligung enorm. Bis aus der Schweiz und Italien hatten sich Bands beworben und Demobänder geschickt. Drei waren schließlich vom ausrichtenden Biberacher Jazzclub zum Finale in die Stadthalle geladen worden: Das Münchner Quartett „max-bab“, die niedersächsische „Groove Connection“ und das Trio Gromer-Brütsch-Klein aus Stuttgart stellten sich in Kurzbeiträgen den vier Juroren sowie dem mit einer fünften Stimme ausgestatteten Publikum vor – und alle drei hätten den ersten Preis verdient gehabt!

Hätte das Publikum allein entscheiden dürfen, dann wären die drei Stuttgarter im Wettbewerb um den Siegerscheck als klarer Sieger hervorgegangen. Pianist Peter Gromer, Bassist Mathias Klein und Schlagzeuger Florian Brütsch boten energetischen, zupackenden Fusion Jazz, wobei sich besonders Pianist Peter Gromer mit seinem heftig akzentuierenden Anschlag in den Vordergrund spielte. Freilich wirkte die Musik der drei trotz aller technischen Perfektion ein wenig zu „seelenlos“, fehlte es an spielerischer Ausdrucksstärke, um auch die Jury auf ihre Seite ziehen zu können. Was die individuelle Note betrifft, hinterließ die sechsköpfige „Groove Connection“ den stärksten Eindruck: spannender Modern Jazz mit hochkarätigen Soli.

Den rundesten, ausgereiftesten Beitrag lieferten freilich die vier Bayern von „max-bab“, die mit dem Tenor- und Sopransaxofonisten Max von Mosch auch den profiliertesten Solisten des Abends in ihren Reihen hatten. Auch „max-bab“ bewegte sich auf dem weiten Terrain zwischen Fusion und Modern Jazz, wobei sich gerade in den beiden vorgetragenen Eigenkompositionen Max von Mosch mit seinem von Jan Garbarek inspirierten, technisch ausgereiftem Spiel im Mittelpunktstand. In einem knappen und spannenden Wettbewerb hatten sie zum Schluss zu Recht die Nase vorne.

Viel Zeit zum Feiern blieb den vieren allerdings nicht. Pianist Benedikt Jahne und Schlagzeuger Kai Busenius mussten gleich beim anschließenden Galakonzert mit Peter Herbolzheimer und dem Bundesjugendjazzorchester noch mal ran. Das 1987 als Talentschmiede für junge Nachwuchsjazzer gegründete Orchester stellte sich mit einem abwechslungsreichen Programm aus Modern Jazz, Blues und Latin, aus Kompositionen ehemaliger Bandmitglieder und Jazzstandards vor und begeisterte die zahlreichen Zuhörer durch spielerische Homogenität, hochkarätige Solisten und fein ausgewogene Arrangements. Ein Highlight des Abends: ihre Version von „Body and Soul“, bei der die 21 jungen Musiker der Band Verstärkung durch fünf Sängerinnen und Sänger bekamen, die ein stimmliches Feuerwerk zündeten. Und der immer zu einem Späßchen aufgelegte Leader Peter Herbolzheimer, ein Vollblutjazzer besten Formats, konnte seinen jungen Solisten nur immer wieder anerkennend auf die Schultern klopfen: sie boten Jazz vom Feinsten und hatten sich den Beifall ebenso verdient wie zuvor die drei Finalisten des Wettbewerbs.