16.06.2023: Duo Gehring / Klüglich – Jazzclub Biberach e.V.

16.06.2023: Duo Gehring / Klüglich

Zusatzkonzert „Feels like home“ in der Heimattage-Konzertreihe:
Duo Gehring/Klüglich überrascht und überzeugt rundum
BIBERACH – Kurzfristig als zusätzliches Konzert in die Konzertreihe der Heimattage des Jazzclubs aufgenommen, wartete das Duo mit der Stuttgarterin Juliane Gehring und dem in Biberach aufgewachsenen David Klüglich im Jazzkeller mit Teilen des Programmes seiner im Juli anstehenden Masterprüfung in Klavierimprovisation an der Musikhochschule Freiburg auf. Nach seinem Lehramtsstudium mit Musik und Physik setzt er als einer der ersten Studenten dieses künstlerisch ausgerichteten Aufbau-Studiengangs in stilübergreifender Klavierimprovisation neue Maßstäbe.
Im Spannungsfeld zwischen Heimat und Fremde, Tradition und Moderne boten die für das Programm ausgewählten Titel aus Folklore, aus Jazz, Soul, Klassik oder Weltmusik ein farbiges Kaleidoskop an stilistischer Vielfalt. In dezenter Expressivität sang sich Juliane Gehring mit ihrer professionell ausgebildeten und gleichermaßen sympathisch und natürlich wirkenden Stimme, ohne kapriziös zu wirken in die Herzen des beifallsfreudigen Publikums. Mit einer lyrisch-empfindsamen, an die Ausdruckstiefe romantischer Kunstlieder erinnernden Interpretation überraschten und überzeugten die beiden jungen Künstler ihr durchaus fachkundiges Publikum auf Anhieb.
Facettenreich, kammermusikalisch transparent und höchst einfühlsam wurden folkloristische Elemente, darunter auch die augenzwinkernd in einem größeren Opus versteckte Biberacher Hymne „Rund um mich her“ oder ein schwedisches Volkslied über ein halb volles oder je nach Sichtweise auch halb leeres Glas, auf einer musikalischen Weltreise in einen Personalstil eingewoben, der auch weitere Elemente etwa aus den Genres Jazz und Soul organisch einbinden konnte.
Dazu wirkten die kleinen Accessoires, wie der Einsatz einer gut gestimmten Klangschale, Gehrings mal zarter, fast verhauchter und obertonlastiger, mal aber auch kräftig, herzhaft und fast maskulin wirkender Gesang oder Klüglichs gelegentlicher Wechsel zu seinem Herzensinstrument, dem Violoncello, nicht nur auflockernd, sondern buchstäblich wie das Tüpfelchen auf dem „i“.
Entrückte Verzückung mit einem Touch Esoterik standen neben versunkener Kontemplation oder humorigen Mitmachstücken – die Vorübung mit dem Publikum in Sachen „Handclapping“ dazu klappte auf Anhieb, der Übergang zum lang anhaltendem Schlussapplaus ebenso.
Wer nach typischen Jazzstandards wie ”Autumn in New York”, “One way ticket” oder “You’d be so nice to come home to”, inspirierenden Eigenkompositionen wie “Feuergeister“ oder „Waldwege“ (mit Anklängen an Nat King Coles „Nature Boy“) noch nicht genug Jazz oder jazzaffine Musik gehört hatte, kam mit den beiden Zugaben (Norah Jones – „Don’t know why“ aus dem Album „Come Away With Me“ und „Silence“ von Charlie Haden und Chet Baker) vollends auf seine Kosten. Das junge quirlige Duo mit seiner taufrischen Musik hat sich in Biberach offenkundig viele neue Fans erworben, die gerne auch noch länger zugehört hätten und die beim nächsten Gastspiel sicherlich viele Freunde mitbringen werden.
Text und Fotos: Dr. H. Schönecker