14.03.2025: Ania Paz Trio – Jazzclub Biberach e.V.

14.03.2025: Ania Paz Trio

Ania Paz Trio – Spaßmusik aus apartem Stilmix

Bezaubernde Melange aus kraftvollen Wurzeln gespeist

Aus afro-lateinamerikanischen Wurzeln gespeist, durch eine europäische Klassikausbildung und nordamerikanische Jazzeinflüsse geprägt und angereichert um avantgardistische und weltmusikalische Elemente, im Schmelztiegel Berlin zu einer schillernden Legierung zusammengebacken, traf die Musik des ungewöhnlichen Trios sofort den Nerv des beifallfreudigen Publikums im erneut ausverkauften Jazzkeller. Die peruanische Komponistin und Pianistin Ania Paz, die an der Universität der Künste in Berlin unterrichtet, stellte mit ihrer neuesten Produktion „Espacios“ ein originelles Konzept in einer stringenten Metamorphose zu einem überzeugenden Personalstil vor.

Neben ihrer eigenen, durch Herkunft, Leidenschaft, Ausbildung und Erfahrung geformten individuellen Musiksprache und ihrem zupackenden Klavierspiel konnte sie zwei stilistisch völlig eigenständige, ja disparate und dabei höchst kreative und virtuose Musiker in ihr Konzept einbinden und diesem damit eine enorme Durchschlagskraft verleihen. Mit Christoph Hillmann am Schlagzeug hat sie einen der besten seines Faches verpflichtet. Auf dem kleinen Jazzclub-Drumset, ergänzt um fünf, teils recht eigenwillige Becken, etwas Klein-Perkussion und einem Arsenal unterschiedlicher Stöcke und Schlägel erzeugte er ein hochdifferenziertes, wundervolles, nie aufdringliches ungewöhnlich farbenfrohes Klangbild mit stimulierenden Akzent-Rhythmen und frappierenden Soloeinlagen. Der Italiener Carmelo Leotta steuerte, teils etwas blueslastige, dabei überaus melodische Hochgeschwindigkeitskantilenen auf seinem Fretless Bass, dem bundlosen, „singenden“ E-Bass, zum Geschehen bei. Virtuose, teils mehrstimmige und von Flageolett-Tönen durchsetzte Improvisationen lockerten das Geschehen auf, differenziertes, hoch expressives Spiel mit Vibrato und Portamento, Slap-Einlagen, Lagenwechsel und einem hochpräzisen Timing konnten rundum überzeugen und begeistern.

Zusammengesetzte, unsymmetrische Taktarten, sich überlagernde Rhythmen, statische Ostinatoformen, vielfach variierte, folkloristische Themen aus verschiedenen Regionen Perus, jazztypische Vamps und Patterns, farbige Harmonien, strukturelle Vielschichtigkeit, farbige Klangexplosionen und viele weitere Gestaltungselemente klingen in Summe nicht nur kompliziert, das Resultat ist erwartungsgemäß eine schier unglaubliche Komplexität und Dichte. Dass diese komplexen Strukturen nicht konstruiert und abstrakt wirken, sondern eine unmittelbare Eingängigkeit, Überzeugungskraft und Tiefe entfalten, gehört zu den magischen Geheimnissen guter Musik.

Eine lebhafte Merengue aus der dominikanischen Republik führte die kurzweilige Performance zu ihrem finalen Kulminationspunkt und fuhr dem erhitzten Publikum gleichermaßen in die Beine, animierte zum Tanzen oder wenigstens zum Mitwippen. Wenn nur der Platz dafür vorhanden gewesen wäre …

Text und Fotos: Helmut Schönecker