Swingende Leichtigkeit mit der Barbara Bürkle Band im Biberacher Jazzclub
Swingin‘ Woods – Ein Name wird Programm
BIBERACH – Zum 50. Todestag von Nat „King“ Cole, dem legendären afroamerikanischen Jazzpianisten und Sänger im Grenzbereich zwischen Jazz und Pop, brachte Barbara Bürkle mit ihrer Band im vergangenen Jahr unter dem Titel „Swingin‘ Woods“ eine Tribute-CD heraus, die nun im Biberacher Jazzkeller den Löwenanteil eines vom Publikum begeistert aufgenommenen Programms ausmachte. Vor allem die swingende Leichtigkeit und die warme, leicht rauchige Stimme des großartigen Vorbildes kamen in den neuarrangierten Songs bestens zur Geltung. Cole’s historischem Verdienst um kleine, transparente Besetzungen ohne Schlagzeug, trug die unverkennbar swingfreudige Bandbesetzung aus Klavier (Thilo Wagner), Kontrabass (Jens Loh) und Gitarre (Christoph Neuhaus in Vertretung des erkrankten Lorenzo Petrocca) eindrucksvoll Rechnung.
Natürlich durften die großen Nat „King“ Cole Hits, wie das zum Standard gewordene „Gee, Baby, Ain’t I Good to You“ oder dem von Bürkle herausragend interpretierten „Nature Boy“ nicht im Programm fehlen, welches zusätzlich durch gefällige Swingtitel von Cole Porter oder Georg Gershwin aufgelockert wurde. Dabei beschränkten sich die Stücke keineswegs auf Coverversionen der Originale. Eine lebendige Auseinandersetzung mit den Sujets, überraschende, witzige und durchweg auch hochvirtuose Improvisationen ließen die Wogen der Begeisterung im bis auf den letzten Platz besetzten Jazzkeller immer wieder hochkochen.
Dem „virtuellen“ Duett „Unforgettable“ mit ihrem verstorbenen Vater verdankte die Anfang des Jahres ebenfalls verstorbene Natalie Cole drei Grammys und Barbara Bürkle eines der Highlights im Freitagskonzert des Jazzclubs. Im Unterschied zu „King“ Coles legendärer, immer etwas zu tief angesetzter Intonation saß bei Bürkle auch in den virtuosesten Passagen jeder Ton genau richtig. Ihre samtweiche, natürliche und lediglich in den allertiefsten Lagen etwas flachere Stimme kam besonders in den Balladen zur Geltung. Wie ihre hochkarätigen Mitstreiter hatte sie jedoch auch in den rasantesten Swingtiteln keinerlei Mühe. Ganz im Gegenteil. Gerade in den schnellen Nummern blühte das Quartett, allen voran der in geradezu genialer Leichtigkeit swingende Thilo Wagner, regelrecht auf, die Spielfreude wurde fast mit Händen greifbar und übertrug sich unmittelbar auf ein zunehmend gut gelauntes Publikum.
Zum absoluten Höhepunkt des Abends geriet Barbara Bürkle, die ihre Songs auch geistreich anmoderierte, das im Duo mit dem kurzfristig für Petrocca eingesprungenen und seinerseits hochdekorierten „Ersatz“ – Gitarristen Christoph Neuhaus. Charlie Chaplins legendärer Titel „Smile“ aus dem Spielfilm „Moderne Zeiten“ erlebte, wie seinerzeit durch Nat „King“ Cole eine tiefempfundene Reinkarnation. Ein ausgedehntes und weitausholendes Intro von Neuhaus näherte sich, diese konzentrisch umkreisend, allmählich der Kernmelodie an, die dann von Bürkle zärtlich aufgegriffen und in knisternd prickelnder Sanftheit ausgestaltet wurde, bevor in einer weiteren Gitarrenimprovisation dann auch die Rückseite der Medaille vorgestellt wurde.
Mit einer stimmungsvollen Interpretation des Klassikers „When I Fall In Love“ als Zugabe verabschiedete sich die alles andere als „hölzern“ swingende Formation aus der Landeshauptstadt. In den „Swingin‘ Woods“ fanden sich die aus Holz gemachten, natürlich schwingenden, akustischen Instrumente der Formation in einer fruchtbaren Synthese mit Bürkles sympathisch-natürlicher und nur dezent verstärkten Stimme zusammen, der Name war Programm geworden.
gez. H. Schönecker