13.01.2012: Erste Deutsche Stubenjazz Combo – Jazzclub Biberach e.V.

13.01.2012: Erste Deutsche Stubenjazz Combo

Erste Deutsche Stubenjazz Combo eröffnet das Biberacher Jazzjahr

Volle Pulle Stubenjazz vor vollbesetztem Haus gab es zum Auftakt des Jazzjahres beim Jazzclub Biberach. Eine gestandene, sechsköpfige Boy Group um den Jazztrompeter Michael T. Otto und ein zünftiges österreichisches Maderl als singende Frontfrau verbreitete im stimmungsvollen Ambiente des Jazzkellers vom ersten Ton an kurzweiliges Amüsement und hintersinnigem Esprit auf seiner haarsträubenden Gewalttour vom originären deutschen Volkslied zum Jazz und zur Moderne und auch wieder zurück.

Dem begeisterten Publikum gefiel offenkundig die unerschrockene Herangehensweise der musikalischen Grenzgänger aus dem Bodenseeraum. Im älplerischen Klanggewand erkannten vor allem die älteren Besucher unschwer die Melodien einer längst verflossenen Jugendbewegung, gediegenes und bewährtes deutsches Liedgut aus der guten alten Zeit. Lange nicht mehr Gehörtes ließ erst aufhorchen um sich dann doch sofort wieder in neuen Zusammenhängen aufzulösen. Motive und Melodien, oft mit Ohrwurmcharakter, tauchten ab, verloren sich im dichten Klanggeflecht, tauchten wieder auf, um schließlich gegen den Strich gebürstet, neu gewandet und von neuem Leben erfüllt erneut ihre Wirkung zu entfalten.

Ein phänomenaler Tonumfang, höchste, fast instrumental anmutende Virtuosität, ein natürliches und doch unglaublich wandelfähiges Timbre sowie eine voll entfaltete künstlerische Ausstrahlung ließen Junia Vente zum musikalischen Zentralgestirn in der Männerriege werden. Auch wenn der Komponist, Arrangeur und Flügelhornist Michael T. Otto unzweifelhaft die musikalische Führung und Verantwortung inne hatte und viele wunderschöne, jazztypische Improvisationen auf seinem Kuhlo-Flügelhorn beisteuerte, stand die ebenso charismatische wie unaufdringlich sympathische Sängerin unangefochten im Brennpunkt des Geschehens. Ihr musikalischer Werdegang, nach klassischem Musikstudium in Österreich, einigen Semestern Jazzgesang an der Musikhochschule Mannheim sowie einem Abschluss am Berklee College of Music in Boston mit Gesang und Klavier mündete nach einem weiteren Studium der Arabistik, Philosophie und Sprachwissenschaften an der Universität Wien in der Mitgliedschaft des renommierten Wiener Kammerchors und im Arnold Schönberg Chor – und eben auch in der „Ersten Deutschen Stubenjazz Combo“. Ein Glücksfall, nicht nur für die Stubenjazz Combo, deren musikalische Erfolgsgeschichte steil nach oben führt (nächste Auftritt in der Unterfahrt in München). Nicht gering zu schätzen sind auch die weiteren Bandmitglieder. Herausragend virtuos am Knopfgriffakkordeon Harald Oeler, stilsicher an der Gitarre Johannes Deffner, der auch eigene Arrangements beisteuerte, an der Posaune und als Moderator Uli Binetsch, dessen musikalische Anfänge als Keyboarder bei „Tab Two“ oder in der „Jazzkantine“ fast schon vergessen sind und schließlich der grundsolide groovende Heiner Merk am Kontrabass.