12.01.2024: Tuija Komi Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

12.01.2024: Tuija Komi Quartett

Magische Momente mit Tuija Komi im Jazzkeller

Finnische Jazzdiva liefert charismatische Performance

BIBERACH – Nach dem heimatbezogenen Programm des Vorjahres öffnete sich bereits zum Auftakt der neuen Konzertsaison das Musikangebot des rührigen Biberacher Jazzclubs und damit auch die Wahrnehmung der heimischen Jazzfans wieder der ganzen stilistischen und internationalen Bandbreite des Jazz. Ausgestattet mit einer außergewöhnlich wandelbaren, gleichwohl sympathischen und unaufdringlich eindrucksvollen Singstimme vermag es die in München lebende Tuija Komi, die Stimmungen ihrer nordischen Heimat exemplarisch einzufangen und ihnen plastische Gestalt zu verleihen. Die finnischen, schwedischen oder auch englischen Texte verschmelzen organisch mit ihrer feinsinnigen Interpretation und der subtilen Begleitung ihres neuen Quartetts zu einer künstlerischen Einheit ungewöhnlicher Ausdruckstiefe die rundum überzeugen kann. Ihre originellen, überwiegend auf Deutsch gehaltenen Moderationen überbrücken mühelos die Distanz zum Publikum, die gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre und die räumliche Nähe im Jazzkeller tun ein Übriges zum allgemeinen Wohlbefinden.

Die solistisch vorgetragene Hommage an ihre alte, derzeit gerade ziemlich unterkühlte, nordische Heimat in „Land of the midnight sun“ vermochte es, den weiten nordischen Himmel, die im Frost erstarrte Landschaft und das Zwielicht der Polarnacht eindrucksvoll einzufangen. Ebenso wie das direkt vor der Pause erklingende, zauberhafte „The Music is the magic“ von Abbey Lincoln oder die farbig schillernden „Polarlichter“ vermochte es die, zusammen mit dem legendären, erst vergangenes Jahr verstorbenen Jazztrompeter Dusko Goykovich komponierte balkanische „Samba tzigane“ in besonderem Maße die Herzen und Augen der enthusiastischen Zuhörer zu öffnen. Fast noch mehr unter die Haut ging die frenetisch herbei geklatschte zweite Zugabe über „Tanzende Rentiere“ mit ihren frei improvisierten Anteilen im Stile des „World-Jazz“. Nur selten dürfte solch eine innige Liaison von Power und Sentiment zu finden sein wie in diesem nordischen Energiebündel.

Es war schwer, sich vorzustellen, dass irgend jemand Tuija Komis langjährigen, kongenialen und 2021 viel zu früh verstorbenen Pianisten Walter Lang vollwertig ersetzen könnte. Mit Stephan Weiser ist es ihr jedoch gelungen, einen äußerst feinfühligen Begleiter zu finden, der trotz seiner unzweifelhaft vorhandenen Virtuosität, diese nicht eigennützig in den Vordergrund stellt. Die neueren Stücke tragen in Zuschnitt und Harmonisierung überdies auch seine charakteristische Handschrift. Für Konstanz und Zusammenhalt sorgten in bewährter Weise Henning Sieverts am Kontrabass und Martin Kolb am Schlagzeug.

Text und Fotos: Dr. Helmut Schönecker