11.10.2002: Manfred Junker Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

11.10.2002: Manfred Junker Quartett

Konzertbericht „Manfred Junker Quartett“, 11.Oktober 2002, Jazzkeller Biberach

Deutsch-schweizerisches Jazz-Quartett in bester Spiellaune

Junker ist Junker ist Junker

Das Konzert im Jazzkeller der Bruno-Frey-Musikschule vergangenen Freitag war kurzweilig, unterhaltsam, abwechslungsreich. Das Publikum wirkte nicht gerade frenetisch begeistert aber doch sichtlich zufrieden, entspannt, happy und – es hätte etwas zahlreicher sein dürfen. Denn das Quartett um Manfred Junker war hochkarätig, gut disponiert, gut aufeinander eingespielt, routiniert und professionell. Und es verkörperte geradezu ein hochinteressantes Konzept, in dem das gesamte Repertoire des Konzertabends ausschließlich auf spezielle Arrangements von Kompositionen Cole Porters sowie Originalkompositionen des Bandleaders Manfred Junker beschränkt war. Genau darin lag auch das System begründet: In der Beschränkung erweist sich der wahre Meister.

Junker ist erklärter Cole-Porter-Fan, und er hat dem populären Schöpfer von „Kiss me Kate“  oder „Night and Day“, der zu den produktivsten Lieferanten von Jazz-Standards überhaupt zählt, vor allem in melodischer Hinsicht auch manches abgeschaut: weitgespannte Melodielinien, mit Chromatik durchsetzte Themen, zahlreiche Triolen und Synkopen etwa. Doch zuerst und vor allem ist der Konstanzer Gitarrist Manfred Junker er selbst. Auch wenn er Porter spielt ist er ganz Junker, seine eigene Handschrift ist immer deutlich erkennbar. Seine Eigenkompositionen haben eine einprägsame Melodik und emotionalen Tiefgang gleichermaßen, und sie haben in dem jungen Schweizer Saxophonisten Reto Suhner einen höchstkompetenten Sachwalter, der ihnen mit heißem Atem Leben einhaucht.  Suhner und Junker fanden sich, neben ihren solistischen Höhenflügen auch immer wieder zu erfrischenden, kreativen Dialog-Improvisationen voller Humor und Hingabe.

Inspirierte Balladen in schlichter und ergreifender Schönheit, ohne falsches Sentiment mit raumgreifenden Improvisationen durchsetzt sowie die in Latin-Rhythmen oder kernigen Rock-Grooves  mitreißenden Nummern wurden gleichermaßen souverän getragen von einer uneigennützigen Basis aus dem in der Szene bestens eingeführten German Kleiber am Kontrabass und dem hochbegabten BUJAZZO-Mitglied Martin Deufel am Schlagzeug. Besonders herausragend im Programm waren Porters relaxed swingendes„After you“ und fast noch überzeugender Junkers Eigenkomposition “Quietude”, eine Ballade, welche die Zuhörer in die tiefsten Traumwelten abtauchen ließ um sie geläutert wieder daraus zurück zu holen.

Junker „taugt nicht auf den Marktplatz“, um mit Hölderlin zu sprechen. Er liefert keine billigen Effekthaschereien, keine aufgesetzten Attitüden, er überzeugt durch natürliche Sympathie und erfrischende Offenheit, durch echte und tief empfundene Musikalität in einem integeren Gesamtkonzept. Eine Musikalität die sich durch seine Person „hindurchgearbeitet“ hat, die gerade dadurch aber auch ausgereift, mitunter sogar abgeklärt wirkt. Von diesem Junker bitte mehr!