Jazzpianist der Superlative in der Stadthalle
Cornelius Claudio Kreusch in bester Spiellaune
BIBERACH – Vor ausverkauftem Haus im kleinen Saal der Stadthalle präsentierte sich im Rahmen der Abonnementkonzerte der in München und New York lebende Weltklasse-Pianist CCK hochmotiviert einem andächtig und begeistert lauschenden Publikum. Nachdem er bereits im vergangenen Frühjahr den Vorsitz der Jury beim Biberacher Jazzpreis übernommen hatte, spielte er jetzt, 20 Jahre nach seinem eigenen Sieg in dem international ausgeschriebenen Jugend-Wettbewerb, erneut in Biberach. Zu einem großartigen Künstler gereift, faszinierte er über zwei Stunden lang seine Fans, die teilweise gar aus Berlin anreisten. Ein Zuhörer aus Friedrichshafen brachte es auf den Punkt: „So viel Temperament bringt kaum ein anderer Jazzpianist der Gegenwart in die Tasten“. Und in der Tat, CCK, der nach seinem kometenhaften Aufstieg bereits Mitte der 1990er gemeinsam mit Herbie Hancock das erste Internetkonzert gegeben und erst letzte Woche zusammen mit Klaus Doldinger („Das Boot“, „Passport“) in München zu hören war, gehört zu den komplettesten Jazzpianisten unserer Tage. Von filigran ziselierten Pianissimo-Motiven über plastisch modulierte, gewissermaßen atmende Themen und perlenden Prestissimo-Passagen zu wahrhaft titanischen Akkordschichtungen kolossaler Klanggebäude steht ihm eine immense Ausdruckspalette zur Verfügung. Das ungewöhnlichste dabei ist aber die unnachahmliche Agilität seiner Leidenschaft. Eben noch völlig introvertiert in zarten Klangmalereien versunken explodiert er im nächsten Moment in dynamischen Eruptionen, die selbst einen ausgewachsenen Bösendorfer-Imperial-Flügel an den Rand seiner Leistungsfähigkeit bringen. Ein Instrument, das „im Laufe der Jahre sogar noch an Klangqualität zugenommen hat (Zitat: Kreusch) und welches den hochexpressiven Künstler nach seiner eigenen Aussage zusätzlich motiviert und zu Höchstleistungen angespornt hat.
Kreuschs Kompositionen sind unverstellte persönliche Bekenntnisse. Wahlweise seinen drei Kindern oder intensiven persönlichen Erlebnissen gewidmet, wie etwa „Weihnachten in New York“, „Folkloretänze in Neu-Guinea“ oder „Impressionen aus Afrika“ setzen sie in ihm jene Energien frei, die sein Spiel zu einem bedeutungsvollen kommunikativen Akt werden lassen. Hochspannung ist garantiert. Kurzweil ebenso. Keines der Stücke ist ausschließlich einer einzigen Ausdruckshaltung gewidmet. Jedes Stück enthält einen ganzen Kosmos an Stilmitteln und Aussagen und dennoch gelang es Kreusch, den Spannungsbogen bis zur dritten Zugabe zu halten und zu steigern.
Gez. Dr. Helmut Schönecker