10.03.2006: Kuno Kürner Trio – Jazzclub Biberach e.V.

10.03.2006: Kuno Kürner Trio

Kuno Kürner Trio im Jazzkeller

Coole Impressionen in Jazz

Verhaltene Leidenschaft, kühle Distanziertheit und eine mitunter etwas linkische Moderation des Bandleaders schienen zunächst den Zugang zu der Bud Powell gewidmeten Bop-Musik des Kuno Kürner Trios zu verstellen. Das sachkundige Publikum im Jazzkeller reagierte demzufolge auch erst einmal abwartend und verhalten. Neben diversen musikalischen Untiefen, die eher Gefühle im Stile „Mitternacht im Ritz“ aufkommen ließen, lauerten dann aber unversehens auch perlende Miniaturen, reduziert auf ihre innermusikalische Kernsubstanz, die eben gerade nicht das unverbindlich oberflächliche Dahinplätschern des gelangweilten Bar-Pianisten widerspiegelten sondern die stilistische Vielfalt und ausgereifte Technik der großen Vorbilder Bud Powell, Art Tatum, Erroll Garner und vor allem seines mehrfach zitierten Klavierlehrers und Freundes Barry Harris wieder aufleben ließ.

 

Weit ausgreifende, einstimmige Melodielinien der rechten Hand in rasenden Achtelbewegungen, pointiert durch knappe, hochkomplexe Akkordtupfer in den synkopierten Rhythmen der linken Hand kombiniert mit einer höchst präzisen, fast schon spröden Anschlagstechnik versetzten die verzückten Zuhörer zurück ins New Yorker Minton’s der 40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, wo Bud Powell neben Charlie Parker und Dizzy Gillespie im neuen Bop-Idiom experimentierte.

 

Konzentriertes Hindurchhören vorausgesetzt, boten vor allem Kuno Kürner mit seiner stupenden Spieltechnik, anhaltender Unaufgeregtheit und Coolness aber auch der solistisch eher zu wenig geforderte Kontrabassist Christian Stock, in traumhaft sicherem Timing dezent von Walter Bittner an den Drums gestützt, filigrane Architekturen in einem wahren Mikrokosmos musikalischer Einfälle. Permanente rhythmisch-melodische Variationen im schnellen Lauf über den harmonischen Strukturen bekannter Standards gerieten zur Essenz eines herausragenden Klaviertrios des modernen Jazz.

 

Dass Kürners Improvisationen das Original meist gut durchschimmern ließen, seine Harmonik eher durch farblich-impressionistische Erweiterungen und weniger durch couragierte Substitutionen geprägt war und seinen Melodielinien die innere Zerrissenheit des bopgeprägten Jazz fast gänzlich abging führte allerdings auch zu dem angenehm gefälligen Gesamtcharakter einer Musik, die besonders in den sentimentaleren Titeln wie „Prisoner of Love“ oder in den diversen Gershwin-Titeln wie „I got rhythm“ viele Zuhörer ihren inneren Frieden finden ließen, in einem Modern Jazz in klassisch gemäßigter, impressionistisch übermalter Form a la Kuno Kürner.