Doppel-Chorkonzert im Jazzkeller
„Voice Affair“ zaubert Bombenstimmung in die Hütte
BIBERACH – Jazz der ganz anderen Art gab es gerade im ziemlich überfüllten Biberacher Jazzkeller zu hören. Der neu gegründete „Jazz Chor Biberach“ und der in 20 Jahren „gereifte“ Jazz-Swing-Pop und Soul-Chor „Voice Affair“ gaben sich ein gutgelauntes Stelldichein. Unter der Leitung der Amerikanerin Lib Briscoe versprühten die Sängerinnen und Sänger den authentischen Charme einer originär swingenden und groovenden Musik, die ohne Umwege wie Öl in die Gehörwindungen des dicht gedrängten und begeisterten Publikums floss.
Mit drei munteren Jazztiteln „Agua de Beber“, „Je Veux“ und „Angel Eyes“ zeigte sich der erst seit wenigen Monaten probende „Jazz Chor Biberach“ erstmals der Öffentlichkeit und heizte gewissermaßen als „Vorgruppe“ die Stimmung an. Die Routiniers aus Ravensburg konnten danach mit einem homogenen, ausgewogenen Chorklang und großer Präzision in der rhythmischen Ausführung der glücklich zusammengestellten Titelliste das Publikum für sich einnehmen. Von reinen Jazztiteln eines Bill Evans oder Duke Ellington, die immer wieder durch Improvisationen der dezent groovenden Begleitband aufgelockert wurden, über unsterbliche Musicalmelodien von Cole Porter oder Hits wie „Hit the Road, Jack“, „Mas Que Nada“ und „Africa“ reichte der Melodiencocktail bis hin zu einem höchst diffizilen A-Cappella-Arrangement von „Stairway to Heaven“ oder einem von der Chorleiterin Lib Briscoe eigens eingerichteten Medley aus der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber. Hier konnte der Chor alle Register ziehen. Dichte, sauber intonierte Harmonien, schwebende Leichtigkeit in schillernden Klangfarben, zupackende Rock-Grooves oder zischende und knackige Beatbox-Elemente und dazu das effiziente auch ästhetisch ansprechende, ja fast schon tanzende Dirigat der Chorleiterin lieferten einen Augen- und Ohrenschmaus.
Fehlten dem echten Rockfan die druckvollen Bass-, Schlagzeug- oder auch verzerrten E-Gitarrensounds, den echten Jazzfans die Spontanität und Emotionalität ausgedehnter Instrumentalimprovisationen, so kamen die Freunde guter Chorbearbeitungen doch zu ihrem vollen Genuss. In reiner Intonation und mit modulationsfreudig changierenden Klängen übertrug sich der Spaß am eigenen Tun in vokaler Unmittelbarkeit auf das eifrig applaudierende Publikum, welches dafür mit zwei Zugaben belohnt wurde. „Sir Duke“ von Stevie Wonder ließ noch einmal eine Welle der Begeisterung aufbranden bevor der von Ray Charles bekannt gemachte Soulschlager „Hit the Road, Jack“ den Kehraus einleitete.
gez. H. Schönecker