09.10.2009: Herrmann-Bodenseh-Daneck Trio – Jazzclub Biberach e.V.

09.10.2009: Herrmann-Bodenseh-Daneck Trio

„Jazz für Erwachsene“ im Jazzkeller Biberach

Jazztrio mit musikalischen Leckereien

Billy Evans, Dizzy Gillespie, Miles Davis und andere Größen des Jazz waren unter den Komponisten vertreten, die, vermittelt durch ein gut aufgelegtes Jazztrio mit teils heimischen Wurzeln ein zahlreich im Biberacher Jazzkeller vertretenes Publikum in zunehmend bessere Laune versetzten. Besonders die Eigenkompositionen des souverän am Steinwayflügel brillierenden Andreas Herrmann boten frische, gut gewürzte, musikalische Feinkost.

 

Ob in einer frühzeitlichen Kontrapunktstudie über ein Thema von Josquin Desprez, mit einer launigen Anspielung auf seinen im Publikum anwesenden ehemaligen Kontrapunktlehrer Peter Marx, in „Black Humor“ oder der melancholischen „Hymne über eine verlorene Liebe“, Herrmanns Stücke waren abwechslungsreich, spannend und hintersinnig zugleich. Mit glitzernd perlenden Läufen über farbigen Harmonien in wohlgesetzten Synkopen changierten seine Improvisationen zwischen aufregend und einschmeichelnd, ohne dabei in Plattitüden zu verfallen oder die Herkunft seiner Inspirationen allzu deutlich werden zu lassen. Feinsinnig alles Dicke, Überladene, Plakative aber auch das nahe liegende Konventionelle vermeidend, wirkte Herrmanns musikalischer Zugriff nicht nur für das ganze Trio konstituierend sondern erwies sich in seiner eleganten Schlichtheit geradezu als stilbildend im Sinne eines gewissermaßen „klassischen“ „Modern Jazz“.

Dem musikalischen Chamäleon am Schlagzeug, Matthias Daneck, dessen virtuose Begleitpatterns sich in permanenter Metamorphose befanden und der kaum zwei aufeinander folgende Takte mit dem gleichen Rhythmus füllte, kam diese „Vermeidungsstrategie alles Konventionellen“ ebenfalls entgegen. Die Offenheit der Begleitstrukturen ermöglichte intensive Interaktion mit den Mitspielern. Keine der Improvisationen Danecks glich der anderen, das Überraschungsmoment gehört zu seinen Markenzeichen.

Neben dem in Freiburg lebenden Andreas Herrmann nutzte diese strukturelle Offenheit auch immer wieder der Stuttgarter Markus Bodenseh am Kontrabass. Mit sattem druckvollen Sound komplettierte der gefragte Sideman das hochkarätige Trio auch klanglich. Mit wenigen Ausnahmen, etwa in Herrmanns Komposition „Waltz“, in der er den festen Angelpunkt für die rasenden Mitspieler bereitstellen musste, konnte auch er die musikalischen Konventionen erfolgreich umschiffen. Bodensehs Spiel mit den gewachsenen Traditionen seiner Zunft geriet durch fortwährende Variantenbildung zu einem amüsanten Divertimento, das aber gleichwohl seiner bodenständigen Aufgabe mehr als gerecht wurde.  Seine kreativen und oft auch humorigen Kompositionen  bildeten einen künstlerischen Widerpart  zu Herrmann und rundeten  das Ganze wohltuend ab. Dankbarem Applaus folgte eine gerne gewährte Zugabe.

 

Gez. Dr. Helmut Schönecker