08.05.2015: Nicole Johänntgen Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

08.05.2015: Nicole Johänntgen Quartett

Volles Haus zur musikalischen Sternstunde im Biberacher Jazzkeller

Nicole Johänntgen Quartett verabreicht musikalischen Zaubertrank

BIBERACH – Kaum zu toppen, was die Saxophonistin Nicole Johänntgen, Wahlschweizerin mit saarländischen Wurzeln, beim Freitagskonzert des Jazzclubs mit ihrer Quartettformation auf die Bretter der Jazzclubbühne gelegt hat. Vom begeisterten Publikum waren nur Superlative über das herausragende Event zu hören: „genial“, „Jazz vom Allerfeinsten“, „super“, „toll“, „überirdisch“, „…selber schuld, wer nicht dabei war“, „… und dann auch noch diese sinnliche, ja geradezu erotische Ausstrahlung“. Drei frenetisch herbei geklatschte, erjohlte und erpfiffene Zugaben ließen den Jazzkeller schließlich zum brodelnden Hexenkessel werden und was da von den höchst inspirierten Musikern zusammen gebraut wurde kann sich in den höchsten Kreisen hören und sehen lassen.

Zweifellos hat die Formation mit ihrer neuesten CD „Moncaup“, die mit Unterstützung des Schweizer Senders SRF 2 Kultur produziert und an einem der erlesensten Clubabende des Jahres im Biberacher Jazzkeller präsentiert wurde, nicht nur höchste Standards gesetzt sondern einen Kulminationspunkt im künstlerischen Schaffen der Formation eingefangen. Johänntgen hat wohl gerade einen „Lauf“! Ausgezeichnet mit dem „Japan Tobacco International Jazz Award“ 2015, ausgestattet mit einem sechsmonatigen USA-Stipendium der Stadt Zürich für 2016, im Team mit großartigen Musikern, die ihrerseits – wie der in Biberach als Träger des internationalen Biberacher Jazzpreises wohlbekannte Schlagzeuger Bodek Janke – mehrfache internationale Auszeichnungen bekommen haben – sorgte das Quartett für eine regelrechte Sternstunde des Jazz in Biberach.

Die meist von der brandneuen CD stammenden Titel wie „Donnerwetter“, „Cocaine“, „Flugmodus“ oder „The Owl“, allesamt aus der Feder von Nicole Johänntgen, umreißen ein kreisendes Suchen jenseits des Konventionellen. Die Johänntgen brennt regelrecht für ihre Musik und „die Freiheit alles spielen zu dürfen“. Da, wo das Neue lauert, dort, wo es am heißesten und auch am gefährlichsten ist, findet sich Nicole Johänntgen in ungebremster Leidenschaft und ungeschützter Expressivität voller Forscherdrang. Grenzen sind dazu da, überschritten zu werden und Ästhetik ist immer auch die Suche nach Wahrheit. Prickelnd, wie ein guter Champagner, erfüllt von praller Lebenslust, sympathisch, direkt und unmittelbar nimmt sie ihr Publikum mit auf ihre Entdeckungsreise und infiziert es mit der ihr eigenen Spielfreude, in der ihre Mitstreiter ihr allerdings kaum nachstehen. Vor allem Bodek Janke sprühte einmal mehr vor innovativen Ideen, agierte witzig und spritzig, gab immer wieder Impulse, führte das musikalische Geschehen auf formales Neuland, forderte die Mitspieler zum spielerischen Duell, brach gerade erst etablierte Strukturen wieder auf und lebte das Motto: Improvisation ist Leben, Leben ist Veränderung. Nirgendwo wurde dies deutlicher als in der letzten Zugabe, einer skurrilen Parodie über Glenn Millers „Chattanooga Choo Choo“, dem legendären Sonderzug, der ohne Bahnstreiks seit Jahrzehnten durch alle Höhen und Tiefen des Lebens fährt.