07.10.2016: Stefanie Boltz Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

07.10.2016: Stefanie Boltz Quartett

Stefanie Boltz – Quartett im Jazzkeller

Love, Lakes & Snakes

BIBERACH – Der akustische „Vocal Jazz & Pop“ der von der Kritik hochgelobten Münchner Sängerin Stefanie Boltz mit ihrem Quartett elektrisierte und begeisterte die Gäste im bis auf den letzten Platz besetzten Jazzkeller. Die CD „Love, Lakes & Snakes“ mit ihrem Solo-Debut von 2014 überzeugte auch in der Liveversion. Die vielseitige Jazzsängerin komponierte zusammen mit dem Produzenten Sven Faller (Kontrabass) nahezu alle Titel des Albums. Abwechslungsreich und mit großer emotionaler Tiefe im Ausdruck entführten die eingängigen Melodien in eine ganz persönliche, atmosphärisch dichte Klangwelt voller Anmut.

Viele der Titel wie „Sunrise“ oder das pragmatische „Don’t leave your coffee by the bed“ kamen balladenhaft daher und entfalteten in sympathisch unaufgeregter Weise weite Klangräume in deren Tiefen noch Platz für durch die Liedtexte angestoßene eigene Gedanken und Gefühle blieb. Aber auch zupackend im R & B- oder Gospelstil groovende Titel wie „Honeybunny“, das rockig rasante „Take it all away“ oder countrymäßig fetzige Nummern wie „Molignon“, der von Stefanie Boltz‘ Erfahrungen auf dem gleichnamigen Südtiroler Klettersteig berichtet, nehmen die Zuhörer mit auf die Reise ins Innere des Boltz’schen Klangkosmos. Bei aller Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme bleibt Stefanie Boltz dabei doch immer natürlich und authentisch. Obwohl ihre beeindruckende Stimme unzweifelhaft im Mittelpunkt aller Interpretationen steht, ergeben sich doch auch für ihre Mitstreiter Paul Morello (Gitarre) und Tilman Herpichböhm (Schlagzeug), die sie ansonsten verlässlich auf Händen tragen, immer wieder gestalterische Freiräume, die sie in jazztypischer Weise auch improvisatorisch nutzten. Besonders Paul Morello aber auch Sven Faller ließen dabei immer wieder Kostproben ihres Könnens aufblitzen.

Dem eingefleischten Jazzfan unter den Zuhörern dürfte der improvisierte Anteil vielleicht etwas zu kurz gekommen sein. Vielleicht stieß auch die schlagerhafte Eingängigkeit mancher Songs des „Akustik Pop“ da oder dort auf eine gewisse Skepsis und Zurückhaltung. Entschädigt wurden aber auch die Puristen dafür durch gestaltkräftige, einprägsame Melodien mit dem Potential zu Evergreens, wie etwa den Refrain des stimmungsvollen Songs „Bright Life“. Entschädigt wurden sie auch durch die subtile Sinnlichkeit und Leidenschaft tief empfundener Kantilenen der temperamentvollen Sängerin, die überdies auch noch durch phänomenales Timing, präzise und nuancenreiche Intonation sowie eine charmanten Anmoderation der Titel bestach.

Zwei Zugaben und reißender CD-Absatz sprachen jedenfalls für die außerordentliche Zufriedenheit über die künstlerische Entwicklung von Stefanie Boltz, die bereits 2012 im Duo mit Sven Faller als „Le Bang Bang“ im Jazzkeller ihr Biberach-Debut gegeben und bereits damals viele Fans gefunden hatte.

gez. H. Schönecker