„Global Players Trio“ mit Susan Weinert im Jazzkeller
Eine exklusive Mischung aus hochenergetischem Kammerjazz und artifiziellem Funk-Rock-Hop aus der musikalischen Champions League erfreute und begeisterte das Publikum vor ausverkauftem Haus beim Freitagskonzert des Biberacher Jazzclubs mit dem „Global Players Trio“ um die international gefragte Star-Gitarristin Susan Weinert im Jazzkeller.
In ihrer 28jährigen Bandkarriere sind Susan und Martin Weinert zu einer homogenen künstlerischen Interaktionseinheit verwachsen, deren flexibler gestalterischer Zugriff jedes der angepackten Sujets zu einer unnachahmlichen Weinert’schen Melange eines spannungsreichen, ebenso dichten wie vielgestaltigen Personalstils transformiert. Die renommierte Ausnahmegitarristin und der nicht minder geniale Kontrabassist haben zu einer telepathisch anmutenden Verständigung gefunden, die den Unterschied zwischen Improvisation und Komposition zerfließen lässt. Zu einem seltenen Glücksfall in der Triobesetzung der „Global Players“ gehört der global aktive Perkussionist David Kuckhermann, der dem eingespielten Team an Virtuosität und Gestaltungskraft in Nichts nachstand.
„Ich hab‘ erst nach fünf Minuten bemerkt, dass mir die Kinnlade runtergefallen war“, schilderte eine ebenso verblüffte, wie begeisterte Zuhörerin nach einer Solonummer (Red & Blue) David Kuckhermans auf einer „Riq“, einem tamburinähnlichen türkisch-arabischen Rhythmusinstrument, welches er in höchster Meisterschaft beherrschte. Ebenso ungewöhnlich erschienen die klanglichen Möglichkeiten einer, per Luftpumpe genau auf die anderen Instrumente abzustimmenden Rahmentrommel. Aus seinen exotisch anmutenden Schlaginstrumenten indischer, iranischer, afrikanischer oder südamerikanischer Herkunft (Cajon), meist Hand- oder Fingertrommeln, zauberte der feinsinnige Rhythmusmann eine facettenreiche klangliche Vielfalt deren schillernde Farbigkeit einmal mehr die gestalterischen Beschränkungen des konventionellen Drumsets sinnfällig werden ließ.
Die unbekümmerte stilistische Offenheit, das Einschmelzen divergierender Strömungen der globalisierten Musikkultur, die intensiver Vernetzung aller musikalischen Bestandteile bei gleichzeitiger Beschränkung auf ein in Perfektion beherrschtes akustisches Instrumentarium sowie dessen klangliche Aufbereitung durch ein Sammelsurium von Effektgeräten und live-elektronischen Hilfsmitteln zeigte einen überzeugenden ästhetischen Weg, Einheit in die Vielheit oder Ordnung ins multikulturelle Chaos zu bringen. Künstlerische Fortentwicklung, ohne auf das Bewährte zu verzichten, ermöglicht dem Global Players Trio ungeahnte Brückenschläge, etwa die Verbindung akustischer Gitarrenklänge mit Verzerrer-Effekten aus dem Rockshop oder eben die Verbindung zwischen subtilem Kammerjazz und sattem Power-Rock. Herausragende Highlights in einem kurzweiligen Programm waren der pittoreske Titel „Island“ (Assoziationen zum jüngsten Ausbruch des Eyafjallajökull sind trotz ihrer Offensichtlichkeit sicherlich rein zufällig), eine packende Hommage an Joe Zawinul mit „Go on“, ein Auftragswerk zu einer Ausstellungseröffnung von Pablo Picasso oder „Blue Horizon“, ein afghanisches Musikstück im 7/8-Takt, legen beredtes Zeugnis einer nimmermüden, sich ständig neu erfindenden und dennoch bei sich selbst bleibenden Musik ab. Genial, wie in einem Brennspiegel eingefangen, strahlte der Titel „Innere Ruhe“, im Andenken an den jung verstorbenen Bruder von Martin Weinert, eine Ruhe in differenzierter Erfülltheit aus, die überhaupt nichts Einschläferndes an sich hatte und gewissermaßen alles auf den Punkt brachte. Endloser Beifall, Zugaben, allseitige Zufriedenheit: Weinert Come back.