07.02.2025: The Rick Hollander Quartet – Jazzclub Biberach e.V.

07.02.2025: The Rick Hollander Quartet

Zwischen pädagogischem Aberwitz und gepfeffertem Swing-Ragout
Rick Hollander Quartet zum Tourauftakt bei den Jazzbibern
BIBERACH – Übersichtlich aufgeteilt und meist durch ungeduldigen Zwischenapplaus unterbrochen kennzeichneten jeweils genau drei säuberlich getrennte Formteile jede Komposition des Abends. Zu Beginn stand jeweils eine, mit der ungekünstelten Naturstimme Hollanders fast unbegleitet gesungene Melodie, gefolgt von den auf der Steeldrum recht gleichförmig gehämmerten, zugehörigen Harmonien und nach einem Stellungswechsel des Bandleaders hin zu seinem angestammten Instrument, dem Jazzdrumset, eine gemeinsame Dekonstruktion der vorgestellten Bestandteile und deren improvisierte Neuorganisation in zumeist traditionellen Mustern: Walking Bass (Giampaolo Laurentaci), rasant swingende Achtel auf dem Becken, wilde, skalenorientierte Solo-Improvisationen, meist auf Tenor- oder Sopran-Saxofon (Herwig Gradischnig) oder halbakustischer E-Gitarre (Paul Brändle). Ob die Vorlagen nun von Neil Diamond, den Beatles oder gar von dem, im traditionellen Jazz schon recht ausgelutschten „Oh When the Saints“ stammten, zu Beginn jeder Interpretation stand quasi mottomäßig immer das einprägsame Thema, gewissermaßen zum Mitschreiben und mit erhobenem Zeigefinger präsentiert. Aufgepasst! Wer das vorgestellte Thema in der Improvisation wiedererkennt, bekommt die Eins. Den wissenden Blicken im Publikum nach zu urteilen, gab es viele Einsen.
Vereinzelt waren jedoch, ob der Mechanik des Konzeptes, vor allem bei der Vorstellung der Themen und Harmonien auch verdrehte Augen zu beobachten. Der versierte Jazzhörer fühlte sich über Gebühr bevormundet. Pädagogisch heruntergebrochen auf die Unterstufe, bestenfalls. Mit zunehmendem Fortgang des Abends rückten dann jedoch die aus der Dekonstruktion gewonnenen Filetstücke immer mehr in den ästhetischen Mittelpunkt des Geschehens. Als scharf gepfeffertes, meist swingendes oder beboplastiges Ragout, aus dem immer wieder Motive des Originals aufschienen, fand das künstlerische Kernstück des Quartetts, die spontane Improvisation im festen Formgerüst, doch seine Liebhaber. Das mit bravem Applaus auf jede der virtuosen Improvisationen reagierende Publikum begann eine muntere Interaktion mit den Improvisatoren und stachelte das anfangs noch etwas verhalten agierende Quartett zu immer ambitionierteren Leistungen. Trotz etwas mechanisch wirkendem Konzept war die Spielfreude des international renommierten und dennoch bodenständig gebliebenen Quartetts unverkennbar.
Text und Fotos: Dr. Helmut Schönecker