03.03.2023: Maltett – Jazzclub Biberach e.V.

03.03.2023: Maltett

Fünf junge Musiker, die tief im Jazz verankert sind
Schlagzeuger Malte Wiest überzeugte mit seinem Maltett zu den Heimattagen im erneut ausverkauften Jazzkeller durch große Spielfreude. Die Formation knüpft an die Tradition des Bebop und des Modern Jazz der 60er-Jahre an und führt sie mit verblüffender Authentizität durch Eigenkompositionen in die Jetztzeit. Das augenscheinlich junge Alter der Band täuschte über das Hörerlebnis in Erwartung einer Aufnahme des „Blue Note“ oder „Impulse“ Labels. Man fühlte sich bei geschlossenen Augen in einen der legendären New Yorker Jazzclubs wie Village Vanguard oder Birdland versetzt.
Schon beim ersten Stück „Afro Centric“ des Saxophonisten Joe Henderson wird klar um was es geht. Hoch verdichtete Energie, präzises Zusammenspiel, Spielwitz, originaler Gesamtsound und höchste improvisatorische Virtuosität auf allen Instrumenten. Malte Wiest versteht es auf dem Drum-Set die Stilistik des modernen Spiels noch weiter zu entwickeln. Die rhythmische Freiheit des jungen Meisters, scheinbar im Widerspruch zum ständig fühlbaren Puls, erzeugte höchste musikalische Spannung, die beim sehr geneigten Publikum spontane Ausrufe der Begeisterung auslösten.
Der ausgewogene Bandsound lebte durch den stets aufmerksamen Bassisten Grégoire Pignède, der als Rückgrat „aus der Tiefe des Raums“, gut sicht- und hörbar zwischendurch ordentlich Druck machte und auch als „stage organizer“ wirkte. Pianist Valentin Melvin unterstützte mit Präzision, high educated voicings, und mitreißenden Soli die hohe internationale Qualität des jungen Ensembles.
Das fachkundige Publikum honorierte jedes der Soli mit Szenenapplaus. Vor allem im letzten Stück ihres Bandleaders „Mu 1“, bezogen auf einen Ausweich-/Komponierraum der Musikhochschule Mainz, kamen einmal mehr die Bläser Lukas Wögler (tsax) und Gabriel Rosenbach (trumpet) zur Geltung. Ihre schlüssigen, gut aufgebauten Soli in bester Bebop-Tradition, mündeten cool und souverän im präzisem Satzspiel der Themen.
Eine würdigende Geste dem kürzliche verstorbenen Saxophon Hero Wayne Shorter (Miles Davis/Weather Report) gegenüber war es, dessen Komposition „Deluge“ spontan in das Programm aufzunehmen. Malte Wiest bezog sich mit seinem Stück „homewords“ auf das verständliche Erinnern im neuen Studienort Berlin, an seine Heimat und bedankte sich beim Publikum und den Organisatoren des Jazzclubs BC. Seine sympathischen Ansagen zwischen den Tunes, die auch den dezenten Hinweis auf die obligate Wohnungssuche in der Hauptstadt enthielt, sorgten für eine angenehm, lockere Atmosphäre im Club und lösten den unbedingten Wunsch nach einer Zugabe aus.
Fotos: Manfred Fakler, Text: Markus Merz