03.02.2023: Knudsen Fessele Streit Trio – Jazzclub Biberach e.V.

03.02.2023: Knudsen Fessele Streit Trio

Jazzkonzertreihe der Heimattage boomt

Friedlich-freudige Hochstimmung mit Knudsen, Fessele und Streit

BIBERACH – Eine „Bombenstimmung“ herrschte im Jazzkeller – wäre man geneigt zu sagen, hätte das Motto des zweiten ausverkauften Konzertes der Heimattage-Konzertreihe des Jazzclubs nicht „Peace, please!“ – „Frieden, bitte!“ gelautet. Gleichwohl schlugen die Wogen der Begeisterung hoch und immer höher, vorangetrieben durch die überaus sympathische Moderation der dänischen Sängerin Lea Knudsen, die in Ulm eine neue Heimat gefunden hat. Der einheimische Jazzpianist und Arrangeur Joe Fessele und der Laupheimer Musikschullehrer Norbert Streit, seit vielen Jahren auch unter dem Namen „Streit mit Fessele“ ein eingespieltes Duo, sind vor rund fünf Jahren mit der quirligen Lea Knudsen eine regelrechte Symbiose zum Trio eingegangen. Die Früchte dieser engen Zusammenarbeit – Showelemente, Wortwitz und eine mitreißende Interpretation überwiegend bekannter, von Fessele eigens arrangierter Musiktitel – verbanden sich zu einer regelrechten Wohlfühlmelange, die beim Biberacher Publikum auf offene Ohren traf.

Bei der Stückauswahl des Trios standen zwischenmenschliche Beziehungen in all ihren Facetten im Vordergrund. Der bunte Stilmix aus Blues, Swing, Latin, französischem Chanson, deutschem Pop und nordischen Balladen machte dabei das Besondere der Formation aus. Stellvertretend für viele treffend charakterisierte Beziehungen und Befindlichkeiten in Songtiteln wie Sinatras „The Lady is a tramp“, „Kiss“ von Prince, „Let’s fall in Love“ von Ella Fitzgerald, „Peace“ oder auch dem „Stormy Monday Blues“ und als Zugabe gar „Du lässt dich gehn‘“ von Charles Aznavour, soll hier lediglich „Nimm deinen Kerl zurück, Annette“ von Roger Cicero explizit angesprochen werden. Glücklicherweise fand sich im Publikum eine Annette, die sich vor die Bühne traute und sich Lea Knudsen als Ansprechpartnerin für eine Showeinlage zur Verfügung stellte. Verstärkt durch die Situationskomik und die Bühnenpräsenz Knudsens gelang hier eine besonders umjubelte und sehr persönliche Interpretation. Emotional getoppt wurde diese nur durch die musikalische Liebeserklärung an Knudsens anwesende Schwester Pia „die immer für mich da ist“, wie sie in der Anmoderation bekannte. Besonders eindrucksvoll gerieten aber auch Titel wie das auf Dänisch gesungene Kinderlied „Jeg ved en laerkerede“ mit einer Querflöteneinlage von Norbert Streit, der ansonsten durch dezente Rhythmusbegleitung, leidenschaftliche Improvisationen auf verschiedenen Saxofonen und stilsichere Gesangseinlagen glänzte. Gesangsduette á la „Louis & Ella“, bei Streit mit eindrucksvoll kratzig und rauchig imitierter Armstrong-Stimme, bei Lea mit eloquenter Virtuosität, gehören zu den Kernkompetenzen der beiden Frontleute.

Wo Joe Fessele drauf steht, sind immer auch lateinamerikanische oder kubanische Rhythmen und Stücke mit temperamentvollen, stilsicheren Improvisationen drin. Astor Piazzollas „Libertango“ durfte dabei natürlich nicht fehlen. Anscheinend hat aber das Latin-Virus mittlerweile auch auf Lea Knudsen abgefärbt. Mit Piazzollas „Yo soi Maria“ hinterließ sie, auf Spanisch gesungen, einen nachhaltigen Eindruck mit ihrer spezifischen Liaison aus dänischer Herzlichkeit und der Seele des Tango Argentino. Zwei Zugaben, darunter Louis Armstrongs „What a wonderful world“, rundeten einen gelungenen und unterhaltsamen Wohlfühlabend ab. Einen Abend in gemütlicher, ja in seelenvoller Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens gemeinsam mit lieben Leuten genießen konnte, eben ganz im Sinn des dänischen „Hygge“ und der Maxime „Make Jazz, not War“.

Text und Fotos: Helmut Schönecker