31.01.2020: Jakob Manz Project – Jazzclub Biberach e.V.

31.01.2020: Jakob Manz Project

Umjubelte Jazzpreisträger geben spektakuläres Konzert

Das „Jakob Manz Project“ entfesselt gewaltige Leidenschaften.

BIBERACH – Fast zwei Jahre dauerte es, bis es dem Planungsteam des Jazzclubs endlich gelang, die viel gefragte Siegerformation des internationalen Biberacher Jazzpreises 2018 auf die Bühne des Jazzkellers zu bekommen. Dicht gedrängt und voller Erwartung harrten Besucher aus nah und fern auf das „Saxophon-Wunderkind“, dem es damals bei starker Konkurrenz gelungen war, mit seinen zarten 16 Jahren sowohl den 1. Preis als auch den Publikumspreis abzuräumen.

Erkennbar gereift und mit noch größerem Ideenreichtum aber mit derselben jugendlichen Kraft und Leidenschaft ging das Quartett beherzt zur Sache. Nach dem fulminanten Opener folgten Schlag auf Schlag vielgestaltige und eindrucksvolle Eigenkompositionen vor allem vom Pianisten Hannes Stollsteimer und vom vielfach preisgekrönten Bandleader Jakob Manz.

Titel wie „Captan Kan“, „Arabian Islands“ oder „Eyes Up“ sorgten in ihrer musikalischen Gegensätzlichkeit für Abwechslungsreichtum und Spannung. Trotz ihrer strukturellen Dichte kam die Expressivität dabei nicht zu kurz, trotz knackiger Beats und dichten, hochdifferenzierten Rhythmen vom Schlagzeug (Paul Albrecht) traten immer wieder auch sensible und transparente Abschnitte auf und trotz aller Virtuosität und beherzt zupackender Dynamik kamen auch die lyrischen Aspekte zu ihrem Recht. Trotz aller Ernsthaftigkeit kam auch der Humor, wie etwa in „Maltes Mops“, keinesfalls zu kurz.

Die einzige Coverversion des Abends war Herbie Hancocks „Watermelon Man“ vor der Pause – trotz erheblicher Verfremdung von einem kundigen Gast erkannt – und es spricht für die hohe Qualität der Eigenkompositionen, dass diese daneben keinesfalls blass aussahen. Nach zweieinhalb Jahren Bandgeschichte des „Jakob Manz Project“ wird in den nächsten Wochen die erste eigene CD produziert und im Juli in einem Releasekonzert im Stuttgarter Jazzclub BIX vorgestellt. Einen ersten Vorgeschmack darauf konnte das immer wieder in lange Beifallsstürme ausbrechende Biberacher Publikum bei diesem Konzert exklusiv erleben.

Einen ganz besonders nachhaltigen Eindruck hinterließ eine frühe Komposition von Jakob Manz. In seiner Anmoderation gestand er, anlässlich seiner damals vom Onkel spendierten Konfirmationsreise von Dettingen nach Frankfurt am Main erstmals in Kontakt mit einer großen Anzahl von Obdachlosen im und vor dem Bahnhofsgebäude geraten zu sein. Unter dem Eindruck dieser deprimierenden, ja schockierenden Erfahrung entstand mit „Desperation & Hope“ eine pittoreske Komposition mit programmatischen und darstellerischen Elementen, die buchstäblich unter die Haut ging und in ihrer Eindringlichkeit betroffen machte.

Wie vulkanische Eruptionen erklangen danach weitere Titel über „Bombylius“ aus der Gattung der „Wollschweber“ (vom Bassisten Frieder Klein am 6saitigen E-Bass), „Thunderbird“, „Zap Z“ oder „Fug Light“ bevor eine wunderbare Zugabe „How High Is The Sky“ den Abend in weiten Spannungsbögen und dem Hauch unendlicher Weiten beseelt ausklingen ließ.

Text und Fotos: H. Schönecker