30.05.2008: CoolTour – Jazzclub Biberach e.V.

30.05.2008: CoolTour

Heiße Musik mit Cool Tour im Biberacher Jazzkeller

Konzertante Gartenparty in Mezzoforte

„So what“, so der Titel von Miles Davis, der zu einem der Highlights des Konzertes mit „Cool Tour“ im Biberacher Jazzkeller werden sollte. „So what“ mag sich aber auch manch einer aus dem zu Konzertbeginn doch sehr schütteren Publikum gefragt haben. „So was! Da spielt eine Klasse-Liveband mit kompromisslosem Spitzensound und niemand geht hin.“ Glücklicherweise haben sich die Reihen im Verlauf des Abends noch etwas gefüllt und die coole Truppe um Thomas Jerg (Bandleader, Saxophon, Moderation, Gesang) entwickelte trotz wenig stimulierender Kulisse eine mitreißende Spielfreude, schaffte eine angenehme, familiäre Stimmung, bot abwechslungsreiche, musikalische Vollkost und ließ so den Konzertabend dennoch zu einem vollen Erfolg werden.

So unterschiedlich die Akteure, so vielseitig waren die musikalischen Elemente, die sich zu einem Konglomerat an swingenden und groovenden Rhythmen, kreativen Improvisationen und eingängigen Melodien verbanden. Ob – als Hommage an die junge Sängerin Anna Kyc – neueste Hits á la Christina Aquilera, Mariah Carey, Sadé – oder eher dem besonderen Faible des „Elder  Band Masters“ Thomas Jerg verpflichtete Soul-, Funk- & Fusion-Titel, wie etwa den Kult-Klassiker „Garden Party“ der isländischen Band „Mezzoforte“ aus den frühen 80ern, der leidenschaftliche Zugriff und die erfrischende Frechheit im Umgang mit den Vorlagen, ließ die Stücke zu weit mehr als bloßen Cover-Versionen bekannter Hits werden.

Die Backline aus dem Profilager, mit dem Kontra- und E-Bassisten der ersten Stunde Andreas Bott, gerade in der Prüfungsphase seines Aufbaustudiums an der Musikhochschule Stuttgart, dem Albstädter Musikschulleiter Detlev Siber an den Keyboards, dem Gitarrenlehrer Thomas Güttinger oder dem ebenfalls studierten Drummer Fabian Flad lieferten ihren trotz „Laienstatus“ ebenso professionell agierenden Frontleuten Kyc und Jerg nicht nur ein verlässlich groovendes Fundament. In diversen Soloeinlagen glänzten vor allem Güttinger, der über einem üppig bestückten Tableau an fußgeschalteten Effektgeräten und diversen Gitarren die je angesagtesten Gitarrensounds und –patterns zauberte sowie der teilweise völlig unbegleitet mit avancierten Solokompositionen für Kontrabass solitär in den Fußstapfen der ganz Großen wandelnde Andreas Bott.

Trotz der stilistischen Bandbreite und deren hohem Unterhaltungswert soll nicht verschwiegen werden, dass Herz und Seele von „Cool Tour“ erkennbar bei Funk und Fusion und weniger in Swing oder Pop lagen. Hier entfaltete sich am meisten Druck, hier überzeugte jeder Ton, hier leuchteten die Augen aller Beteiligten, hier kam am meisten rüber zum begeisterten Publikum, welches trotz „gewerkschaftlich“ reklamiertem Konzertende noch zwei Zugaben erklatschte.

 

Gez. Dr. Helmut Schönecker