29.03.2014: Biberacher Jazzpreis 2014 (Konzert: Wolfgang Dauner Trio) – Jazzclub Biberach e.V.

29.03.2014: Biberacher Jazzpreis 2014 (Konzert: Wolfgang Dauner Trio)

Schweizer Trio „Síd“ gewinnt Biberacher Jazzpreis 2014

Mit „Maden & Ungeziefer“ aufs Siegertreppchen

BIBERACH – Publikum und Jury waren sich einig. Der 1. Preis in Höhe von 2000 Euro gebührt der Formation „Síd“ aus Bern. Der Juryvorsitzende Dieter Ilg, selbst Kontrabassist von Weltformat und Echopreisträger 2011, überreichte im Anschluss an das Kurzkonzert mit dem euphorisch gefeierten Wolfgang Dauner Trio den internationalen Biberacher Jazzpreis 2014 und lobte dabei besonders den Mut des Trios zu stilistischen Grenzüberschreitungen. „Trotz aller formalen Kriterien geben in einem so hochkarätigen Teilnehmerfeld am Ende doch das Herz und die subjektive Meinung den Ausschlag“, so Ilg weiter.

Der seit 1990 vom Jazzclub Biberach e.V. und von der Stadt Biberach ausgeschriebene „Internationale Biberacher Jazzpreis für jugendliche Jazzmusikerinnen und –musiker“, der älteste und einer der wenigen internationalen Preise für den Jazznachwuchs, hat mittlerweile, so der Biberacher Kulturdezernent Dr. Jörg Riedlbauer in seiner Moderation zur Preisverleihung, einen außerordentlich hohen Stellenwert in der Szene erreicht. Knapp 50 Bewerbungen aus mehreren europäischen Ländern seien dafür ebenso ein Zeichen, wie das hervorragende Niveau der eingereichten Beiträge.

Erstmals seit diesem Jahr wird auf Initiative von Jurymitglied Prof. Frank Sikora von der Hochschule der Künste in Bern im Rahmen des Biberacher Jazzpreises auch ein Kompositionspreis in Höhe von 500 Euro ausgelobt. Für die beste Konzeption, Dramaturgie, Instrumentierung und eine authentische Tonsprache ging dieser Preis an das Kölner Klaviertrio „Turn“. Zu einem Platz unter den drei Finalisten hatte es für die bei der Preisverleihung bereits abgereisten Kölner dennoch nicht gereicht. Zu gut war die Performance der Konkurrenz.

Der Münchner Musikjournalist und Kritiker Oliver Hochkeppel, Kurator und Juryvorsitzender beim BMW Jazz Award, überreichte den 3. Preis an das Saarbrücker Trio „Krassport“ für seine intensive musikalische Auseinandersetzung mit der Jazztradition und einen eigenständigen Bandsound. Der 2. Preis in Höhe von 1000 Euro wurde von Prof. Jürgen Seefelder aus Mannheim an das Hamburger Quartett „Curious Case“ verliehen. Er lobte die Hamburger für ihr mutiges, risikobereites Arbeiten auf den Spuren von Ornette Coleman, für aberwitzigen, kompromisslosen Jazz und hervorragendes Zusammenspiel.

Mit nordischen Klängen aus diversen Keyboards (Luzius Schuler), einer meisterlich eingesetzten, expressiven Singstimme mit einer ganzen Batterie von Effektgeräten (Rea Dubach) sowie vielfältigen Schlagzeug-Sounds und -Grooves (Daniel Weber), mit einer schwedischen Polka im modernen Klanggewand, einem isländischen Stück über „Maden & Ungeziefer“ sowie der irischen Ballade „The move to the fair“ öffnete die Siegerformation „Síd“ weite Klangräume zwischen Techno-Trance und moderner Musik, zusammengehalten durch die 22jährige Komponistin und einen hohen Anteil jazztypsicher Improvisationen.

Zum ersten Mal „Live“ präsentierte das Wolfgang Dauner Trio im Kurzkonzert zur Preisverleihung seine neue CD „Dauner & Dauner“. Bis der Juryvorsitzende Dieter Ilg aus der Jurybesprechung kam, eröffnete der 79jährige Jazz-Altmeister am Bösendorfer Flügel im Duo mit seinem Sohn Florian „Flo“ Dauner das Konzert. „Flo“ Dauner, der als Schlagzeuger der „Fantastischen Vier“ und Produzent des 25er-Medleys erst am Vorabend bei der Echoverleihung 2014 in der ARD zu erleben war, fand sich zwischen wohl gesetzten Akkordgebäuden und wilden 16tel-Passagen des Flügels zu ansprechenden Unisonopassagen mit seinem Vater zusammen. Neben weiteren Kompositionen von der CD (2012+1, 11 Notizen) mit den für Dauner so typischen lyrisch-kantablen, perlenden Melodielinien fand eine ruhige und kraftvolle Ballade mit einem meisterlichen Solo des Juryvorsitzenden frenetischen Sonderapplaus.

gez. Dr. H. Schönecker