27.05.2011: Arne Huber Quartett – Jazzclub Biberach e.V.

27.05.2011: Arne Huber Quartett

Arne Huber Quartett bietet höchste Quartettkultur

Gilt in der klassischen Kammermusik das Streichquartett als die Standardbesetzung schlechthin, innerhalb der sich in höchster Verdichtung schnörkellos das wichtigste Anliegen der Komponisten artikuliert, so wurde im Jazz das Quartett aus Melodieinstrument, Klavier, Bass und Schlagzeug zur universalen, repräsentativen Instrumentenzusammenstellung. Auch wenn das Klaviertrio weiter verbreitet ist, bietet die Einbindung eines reinen Melodieinstrumentes den größeren Farbenreichtum und die größere Ausdruckspalette.  Arne Huber (Kontrabass) hat mit seinem Quartett, welches er auch größtenteils mit eigenen Kompositionen versorgte, diese erweiterten Möglichkeiten erstaunlich gut genutzt und damit wohl zuerst seine hochkarätigen musikalischen Mitstreiter und dann auch das Biberacher Publikum überzeugt.

Ohne Zweifel hätte der einmal mehr herausragend agierende Rainer Böhm mit seinen genialen Improvisationen, unaufgeregter Virtuosität und brillanter Technik auch in einem Klaviertrio (z.B. zusammen mit Dieter Ilg) oder als Solist eine gute Figur gemacht. So jedoch hat der Schweizer Saxophonist und Klarinettist Domenic Landolf mit seiner hohen Spielkultur und großer Individualität den Ohren der zahlreichen Gäste im Jazzkeller eine durchaus willkommene klangliche und strukturelle Abwechslung sowie Rainer Böhm immer mal wieder rekreative Momente in der Rolle des Klavierbegleiters beschert. Auch den seit vielen Jahren in New York lebenden Schlagzeuger Jochen Rückert, dessen Projekte mit dem Marc Copland Trio, John Abercrombie, Joachim Kühn, Pat Metheny, Till Brönner und anderen Größen sich wie ein „Who’s Who“ des Jazz lesen, in eine Quartettformationen zu bekommen, zeugt von Qualitäten, die sich erst bei genauem Hinhören erkennen ließen. Arne Huber war ständig präsent, stand mit seinem Bass aber niemals im Vordergrund. Arne Huber war immer der devote Begleiter, der seine Mitstreiter mit sicherem Fundament, stimulierendem Groove und neuen Ideen versorgte. Arne Huber war aber auch derjenige, der es vermochte drei hochrangige musikalische Individualisten in jeweils eigenen stilistischen Universen zu bändigen und in einem ungemein reichhaltigen Konglomerat  in kontrapunktischer Verzahnung zusammen zu fügen. Die Vermeidung von standardisierten Patterns und hohlen Phrasen, am sinnfälligsten bei Jochen Rückert, schien dabei zu einer der Leitlinien des Quartetts zu gehören. Dabei beschritt Arne Huber mit seinen eher neutral gehaltenen Songtiteln auch nicht den einfachen Weg, dem Zuhörer vermeintliche Hör- und Verständnishilfen in Form poetischer Überschriften oder Erläuterungen zu geben aber damit zugleich die Fantasie zu fesseln. Er beließ damit der Musik ihre Magie und Universalität und kam, vielleicht sogar gerade deswegen, beim Publikum bestens an.

Gez. Dr. Helmut Schönecker