The Guernsey Jazz Collective zum Weißwurstfrühschoppen im Jazzkeller
Keine stehende Jazzformation sondern eine Gelegenheitsband, anlässlich des Biberachbesuchs im Rahmen der Guernseywoche von Pianist Hendri Liebenberg eigens zusammengestellt, verbarg sich hinter dem wohlklingenden Namen „The Guernsey Jazz Collective“. Nur teilweise handelte es sich bei dem Quartett um professionelle Musiker, das Programm sah auf den ersten Blick aus, wie von einer Schülerband zusammengestellt. Gängige Standards aus dem Realbook, der „Jazzbibel“ für alle angehenden Jazzmusiker, in beliebig wirkender Anordnung, die Improvisationen in einer klar definierten Abfolge ohne effektvoll herausgespielten Sonderapplaus.
Dieser erste Eindruck war aber nur der verhaltene Beginn, die morgendliche Aufwärmphase einer immer freier und beherzter aufspielenden Band, die schließlich zum pulsierenden Mittelpunkt einer lebhaften, unterhaltsamen Veranstaltung, ganz in der Tradition des bayrischen Weißwurstfrühschoppens wurde. Die zahlreichen Gäste aus Guernsey und ihre Biberacher Gastgeber, Freunde und Bekannte von Partnerschaftsverein und Jazzclub sowie eine ganze Reihe Biberacher Musiker und viele Jazzfans kamen immer mehr in Stimmung, das Weißbier floss in Strömen und die Party nahm ihren Gang bis weit in den Nachmittag hinein.
Die Improvisationen wurden immer freier und frecher, besonders der Schlagzeuger aber auch der Trompeter (im Hauptberuf Bankier) liefen zur Hochform auf, der junge Bassist (frisch gebackener Highschool-Absolvent) übertraf sich selbst, und als zur finalen Jamsession mit Michael Nover (Saxophon) und Peter Zoufal (Gitarre) auch noch zwei gestandene Biberacher Musiker auf die Bühne kamen um mit den Insulanern zu „jammen“ war endgültig das Eis gebrochen.
Leider war das Programm der Gäste aus Guernsey so dicht gestrickt, dass keine Verlängerung der Session möglich war. Ansonsten hätte sicherlich eine Zugabe die andere abgelöst und weitere anwesende Musiker hätten ihren Weg auf die Bühne gefunden um zur internationalen Verbrüderung beizutragen.
Dr. Helmut Schönecker, Originaltext für die Schwäbische Zeitung, 28. Oktober 2009