25.04.2008: Bodensee Swing Quartett feat. Ute Scherf-Clavel – Jazzclub Biberach e.V.

25.04.2008: Bodensee Swing Quartett feat. Ute Scherf-Clavel

Seehasen-Debut im  Jazzkeller Biberach

Bodensee Swing Quartett mit Ute Scherf-Clavel zeigt sich in bester Spiellaune

Swing-Klassiker und bewährte Jazzstandards bildeten am Freitagabend im Jazzkeller die bodenständige Grundlage für eine sympathische Performance mit hohem Unterhaltungswert in einer angenehm entspannten Wohlfühlatmosphäre. Das BSQ war für die wegen der Erkrankung eines Musikers kurzfristig ausgefallenen US-Five eingesprungen. Da beide Formationen mit der formidablen Weingartener Sängerin Ute Scherf-Clavel zusammenarbeiten, gab es musikalisch wenig Abweichungen zum bereits angekündigten Programm. Obwohl das BSQ in der Nachbarregion seit vielen Jahren eine feste Größe in der Jazzszene am See ist, war dieses Konzert sein Debüt in Biberach. Und – um es vorwegzunehmen – bestimmt auch nicht der letzte Auftritt seiner Art in Biberach.

Das authentische Swingfeeling von Ute Scherf-Clavel, ihr höchst virtuoser Scatgesang und die äußerst modulationsfähige, sonore Stimme dominierte mit großer gestalterischer Kraft das musikalische Geschehen. Bei den zahlreichen Dialogimprovisationen, vor allem mit dem Saxophon zeigte sich die Frontfrau als souveräner Widerpart und nimmermüde Ideenlieferantin. Ohne Samthandschuhe wurde sie von ihren Männern auf Händen getragen und erwies sich dabei, durchaus solitär im Naturell, gleichwohl als ausgezeichneter Teamplayer. In ihrer lockeren Moderation hat sie dann schließlich ihr von Marilyn Monroe abgeschautes Rezept im Umgang mit Männern verraten: „My heart belongs to daddy“.

In ungezwungener Natürlichkeit swingten die vier Herren aus der „Silver Generation“ munter drauf los. Dass der Pianist Martin Giebel zu diesem Anlass ebenfalls sein Band-Debüt für den verhinderten Stamm-Gitarristen gab, war bestenfalls zu erahnen. Mit vollgriffigen Akkorden, stimulierenden Akzenten und perfektem Timing legte er ein gut strukturiertes harmonisches Fundament um sich darauf in komplexen Improvisationen solistisch zu präsentieren. Bei Bedarf konnte er sich aber auch in aller Bescheidenheit zurücknehmen und den anderen Bandmitgliedern den Ball zuspielen.

In kaum gebremster Leidenschaft steuerte Thomas Lay am Tenor- und Sopransaxophon, mit ausdrucksstarkem, kraftvollen Ton weitgespannte Kantilenen oder stiltypisch swingende Licks und Vamps zum mitreißenden BSQ-Sound bei. Klaus Bermetz am Kontrabass groovte mit superbem „Glockenklang-Sound“ zumeist dezent im Untergrund um bei seinen leider eher seltenen Soloeinlagen durch überraschend melodiöse Einfälle, begnadete  Intonation und feinsinnige Artikulation zu überzeugen. Die Drummerlegende Pit Fackler aus Wangen hatte den Swing in den Genen, gewisse Aversionen gegen latein-amerikanische Rhythmen waren jedoch nicht ganz zu überhören.

Für musikalischen Abwechslungsreichtum sorgten immer wieder die strukturellen Wechsel, die gewohnte Konstellationen aufbrachen und den Arrangements Raum und Tiefe gaben. Mal dialogisierten Singstimme und Kontrabass, mal Singstimme und Piano oder Singstimme und Saxophon, auch Saxophon und Klavier durften mal miteinander. Als besonders reizvoll erwiesen sich jedoch die stilistisch breit gefächerten Soloimprovisationen der Bandmitglieder.

 

Gez. Dr. Helmut Schönecker