Masha Bijlsma Band – Tribute to Abbey Lincoln
Es hatte sich offenkundig herumgesprochen in Biberach. Masha Bijlsma, eine der profiliertesten Jazzsängerinnen Europas mit Band war auf Einladung des Jazzclubs eigens aus den Niederlanden nach Biberach angereist. Nach einem etwas verhaltenen Start auf eher niedrigem Energielevel bot das außerordentlich gut besuchte Konzert im Jazzkeller eine groß angelegte Steigerung, die vor allem im zweiten Set helle Begeisterung im überwiegend fachkundigen Publikum aufkommen ließ. Mit Mashas „Tribute to Abbey Lincoln“ brachen schließlich die letzten Dämme bei der niederländischen Spitzenformation und ungeahnte Energien und Inspirationen wurden freigesetzt. Mit einem reichhaltigen Repertoire an sängerischen Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten, von der rauchig-verhauchten Balladenstimme über kraftvoll souligen Stimmklang bis zum frechen Scatgesang, ließ Masha Bijlsma nichts anbrennen und nichts vermissen.
Ihre hochkarätige Begleitband mit dem überaus ambitionierten Kontrabassisten Henk de Ligt, dem Ausnahmepianisten und Mitglied im European Jazz Ensemble Rob van den Broeck sowie ihrem Mann Dries Bijlsma am Schlagzeug hatte Masha übrigens souverän im Griff. Ohne sichtbare Absprachen funktionierte die Kommunikation reibungslos. Ambitionierte Improvisationen eher konventioneller Machart, witzig und oft bis ins Groteske gesteigert kamen, neben verlässlichem Groove, aus der Bassabteilung. Herausragend gelang das kontrapunktisch durchwirkte Duo zwischen Singstimme und Bass in inniger Durchdringung. Aus der Klavierabteilung funkelten spielerische Improvisationen in stupender Technik. Ein breites stiltypisches Ausdrucksspektrum ließ auch hier die Grenzen zwischen Begleitung und melodischer Führungsarbeit verschwimmen.
Zu den absoluten Highlights des Abends gehörte „Go to hell“ von der legendären Nina Simone, der Hohepriesterin des Soul. Eine kapriziöse Masha wirkte hier, ihrem großen Vorbild entsprechend, launig und wandelbar, außerordentlich vielseitig und dabei überaus ausdrucksstark, vor allem aber klang Masha unverwechselbar nach Masha. Hier hat eine überaus talentierte Sängerin ihren eigenen überzeugenden Personalstil gefunden. Besonders inspiriert wirkte sie in der zugegebenen Ballade „For love with Abbey“ von der gleichnamigen CD was das Publikum zu lang anhaltendem dankbaren Applaus bewegte.
Gez. Dr. Helmut Schönecker